Praetoria Augusta

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Praetoria Augusta
Alternativname Kastell Inlăceni
Limes Dakischer Limes
Abschnitt A / VII / 35[1]
Datierung (Belegung) 2. bis 3. Jahrhundert
Typ Auxiliarkastell
Einheit A) Cohors VIII Raetorum[2]
B) Cohors IV Hispanorum[3]
Größe A) 140 m × 142 m = 2 ha
B) 142 m × 146 m = 2,1 ha
Bauweise A) Holz-Erde-Lager
B) Steinkastell
Erhaltungszustand sichtbare Spuren
Ort Inlăceni, Gemeinde Atid/Kreis Harghita
Geographische Lage 46° 25′ 55,9″ N, 25° 7′ 15,6″ OKoordinaten: 46° 25′ 55,9″ N, 25° 7′ 15,6″ O
Höhe 703 m
Vorhergehend Kastell Sărățeni
(nordnordwestlich, A / VII / 34)
Anschließend Kastell Odorheiu Secuiesc
(südöstlich, A / VII / 36)
Die dakischen Limites

Praetoria Augusta war der antike Name des Kastells Inlăceni, eines römischen Hilfstruppenlagers auf dem Dorfgebiet von Inlăceni, Gemeinde Atid, Kreis Harghita in der rumänischen Region Siebenbürgen. Gemeinsam mit insgesamt 277 Stätten des Dakischen Limes wurde das Kastell Inlăceni 2024 zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben.

Im heutigen Siedlungsbild liegt das Bodendenkmal nur wenige hundert Meter östlich des Dorfes Inlăceni in der Flur „Vir“. Die Relikte lassen sich im Gelände als Erhöhung mit rechteckigem Grundriss wahrnehmen. Topographisch befand sich das Kastell auf einer abfallenden Bergnase des Firtoshügels. In antiker Zeit hatte seine Besatzung die Aufgabe, zwei Übergänge über die Flüsse Târnava Mare und Târnava Mică zu kontrollieren.[4]

Archäologische Befunde

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Bei den schon einige Zeit zurückliegenden, geringfügigen archäologischen Ausgrabungen unter der Leitung von Zoltán Székely (1947) und Mihai Macrea (1950) konnten zwei Bauphasen und eine Reparaturphase differenziert werden.[4]

Holz-Erde-Lager

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Von diesem Lager sind nur die vermutlichen Umrisse von 140 m mal 142 m bekannt, was einer Grundfläche von knapp zwei Hektar entspricht. Das Kastell wurde in der frühen Okkupationszeit (106/110) errichtet. Als Stammeinheit diente die Cohors VIII Raetorum[2] bis sie um die Mitte des zweiten Jahrhunderts ins Kastell Teregova verlegt und durch die Cohors IV Hispanorum ersetzt wurde. Darüber hinaus ist in der Phase des Holz-Erde-Lagers auch noch die Präsenz einer Vexillatio der Legio XIII Gemina durch Ziegelstempel[5] nachgewiesen. Möglicherweise war sie als Bautrupp an der Errichtung des Lagers beteiligt.[6]

Nicolae Gudea (1997) differenziert bei dem Steinkastell zwei verschiedene Bauphasen. Die erste Phase falle in die späthadrianische (117–138) oder antoninische (138–161) Zeit. Die zweite Phase, die er als Reparatur- oder Wiederaufbauphase charakterisiert, setzt er in der Zeit des Caracalla (211–217) an.[7]

Das Steinkastell hatte einen unregelmäßigen, viereckigen Grundriss mit abgerundeten Ecken (Spielkartenform). Die Achsen maßen 142 m mal 146 m, was einer bebauten Fläche von rund 2,1 ha entspricht. Die Kastellseiten waren nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet. Umgeben war das Militärlager von einer, in Opus-incertum-Technik hochgezogenen, 1,30 m mächtigen Mauer. Die östliche, gegen den Hang gerichtete Mauer wurde zusätzlich durch einige Strebepfeiler verstärkt. Vor der Umwehrung verlief als Annäherungshindernis ein einfacher Spitzgraben. Die Kastellecken besaßen keine Türme, die insgesamt vier Tore waren von leicht vorspringenden Tortürmen mit einem Grundriss von 4,50 m mal 5,50 m flankiert.[7]

Im Inneren des Kastells wurden drei größere Steingebäude freigelegt und dokumentiert. Bei dem ersten handelt es sich unzweifelhaft um die Principia, die jedoch einen vom üblichen Schema stark abweichenden Grundriss aufweist. Sie besteht nur aus einem rückwärtigen Gebäudetrakt und einer Basilika. Das gesamte Bauwerk hat auch ungewöhnliche Abmessungen, 26,50 m mal 35 m (= 927,50 m²), wovon 26,50 m mal 20,00 m (= 530 m²) auf die Basilika entfallen. Weiterhin ist auffällig, dass es nur vier rückwärtige Räume gibt, von denen die Aedes oder das Sacellum (Fahnenheiligtum) zweifelsfrei identifiziert werden konnte. Es befindet sich jedoch entgegen der gängigen Praxis nicht in der Mittelachse, sondern weicht davon einen Meter nach Süden ab. Auch sind die Räume seitlich des Fahnenheiligtums unproportional angeordnet. Während sich nördlich der Aedes zwei Räume von 4,90 m mal 4,70 m und 4,90 m mal 3,70 m befinden, gibt es auf der Südseite lediglich einen großen Raum von 4,90 m mal 9,00 m.[8]

Zwei weitere Gebäude wurden noch von Nicolae Gudea (1997) als Horrea (Speichergebäude) angesprochen. Felix Marcu wies jedoch 2009 darauf hin, dass diese Zuweisung allein durch die Lage der Gebäude zustande gekommen sei und es keinerlei architektonische Elemente gäbe, die eine solche Bestimmung rechtfertigen würden. Ferner fiel ihm auf, dass die Achslage der Gebäude nicht der Achse der Principia und der Via Principalis (Lagerquerstraße) entsprach. Schließlich warf Marcu die Frage auf, warum zwei Gebäude, die doch eine gleichartige Funktion haben sollten, so unterschiedlich proportioniert worden seien. Während das östliche Bauwerk mit seinen Abmessungen von 20,00 m mal 13,00 m eine Fläche von 260 m² bedeckte und – folgt man dem Grabungsplan – dickere Mauern besaß, war das westliche Bauwerk mit Seitenlängen von 20 m mal 7,70 m nur 154 m² groß und wies deutlich dünneres Mauerwerk auf.[8]

Als Stammbesatzung in der Steinbauphase diente die Cohors IV Hispanorum[3], die durch zahlreiche Inschriften belegt ist. Sie ist bis ins dritte Jahrhundert hinein durch die Beinamen

  • Antoniniana[9] (211 bis 222),
  • Severiana Alexandriana[10] (211 bis 222),
  • Gordiana[11] (238 bis 244) und
  • Philippiana[12] (244 bis 249)

bezeugt.

Darüber hinaus gab es noch epigraphische Funde der Cohors I Alpinorum[13], die in den benachbarten Lagern Kastell Sărățeni und Kastell Călugăreni stationiert war und möglicherweise von dort – bei notwendigen Reparaturmaßnahmen oder anderen Arbeiten – Vexillationen zur Verstärkung der Garnison in Inlăceni entsandte.

Nur singulär war hingegen der Fund einer Inschrift[14] der Cohors II Gallorum.[15]

Westlich des Kastells erstreckte sich ein Vicus, die zivile Siedlung, die bei nahezu jedem römischen Militärlager anzutreffen ist und in der sich die Wohnquartiere der Angehörigen von Soldaten, der Veteranen, Handwerker, Händler, Schankwirte, Prostituierten und anderer Dienstleister befanden. Innerhalb des Vicus, nur etwa 60 Meter westlich des Militärlagers konnten die Thermen identifiziert und zum Teil untersucht werden.[7]

Zwischen dem Kastell Inlăceni und dem folgenden Kastell Odorheiu Secuiesc gibt es, rund 24 km bzw. 27 km Luftlinie ostsüdöstlich von Inlăceni und neun bzw. elf Kilometer ostnordöstlich von Odorheiu Secuiesc zwei nach Osten vorgeschobene Kleinkastelle, die offenbar die Aufgabe hatten, die nach Osten ins Barbaricum führenden Verbindungswege zusätzlich zu sichern.[16]

Nr. Name/Typ Ort Beschreibung/Zustand
RO202 Kastell Inlăceni siehe oben
RO204 Kleinkastell Satu Mare, Cekend Vermutetes, quadratisches Kleinkastell mit einer Seitenlänge von 36 m und einem einzelnen Tor. Es ist nicht gesichert, dass das Bauwerk römisch ist.
RO205 Kleinkastell Băile Homorod Die Steinstrukturen wurden teilweise in den 1970er Jahren ausgegraben. Die Authentizität der Fundstelle ist in Frage gestellt, da große Mengen Zement auf ihr abgelagert wurden.
RO203 Kastell Odorheiu Secuiesc Odorheiu Secuiesc siehe Hauptartikel Kastell Odorheiu Secuiesc

Fundverbleib und Denkmalschutz

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Die archäologischen Funde wurden den Museen Muzeul Judetean Covasna in Sfântu Gheorghe, Muzeul de Istorie a Transilvaniei[17] in Cluj-Napoca und Muzeul Oräsenesc in Cristuru Secuiesc überlassen.[7]

Die gesamte archäologische Stätte und im Speziellen das Kastell stehen nach dem 2001 verabschiedeten Gesetz Nr. 422/2001 als historische Denkmäler unter Schutz und sind mit dem LMI-Code HR-I-s-B-12670 in der nationalen Liste der historischen Monumente (Lista Monumentelor Istorice) eingetragen.[18] Zuständig ist das Ministerium für Kultur und nationales Erbe (Ministerul Culturii şi Patrimoniului Naţional), insbesondere das Generaldirektorat für nationales Kulturerbe, die Abteilung für bildende Kunst sowie die Nationale Kommission für historische Denkmäler sowie weitere, dem Ministerium untergeordnete Institutionen. Ungenehmigte Ausgrabungen sowie die Ausfuhr von antiken Gegenständen sind in Rumänien verboten.

  • Radu Ardevan: Une inscription martelée d'INLĂCENI (Dacie). In: Anuari de Filologia. Antiqua et Mediaeualia 8/2018, S. 101‐114, (Digitalisat).
  • Nicolae Gudea: Castrul roman de la Inlăceni. ActaMP 3 (1979), S. 149–273.
  • Nicolae Gudea: Der dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz 44 (1997), S. 59f., (Digitalisat).
  • Felix Marcu: The Internal Planning of Roman Forts of Dacia. (= Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX), Mega Publishing House, Cluj-Napoca 2009, ISBN 978-606-543-058-7, S. 140–142.
  • Florian Matei-Popescu: Trupele auxiliare pe limesul estic al Daciei. Stadiul problemei. ANGVSTIA, Studii şi cercetări de Arheologie 17–18 (2014), S. 205–216, hier S. 207f., (Digitalisat).
  • Florian Matei-Popescu und Ovidiu Ţentea: The Eastern Frontier of Dacia. A Gazetteer of the Forts and Units. In: Vitalie Bârcă (Hrsg.): Orbis Romanus and Barbaricum. The Barbarians around the Province of Dacia and Their Relations with the Roman Empire. Mega Publishing House, Cluj‑Napoca 2016, ISBN 978-606-543-755-5, S. 7–24, insbesondere S. 10f., (Digitalisat).
  • Kastell Inlăceni im Repertoriul Arheologic Naţional (RAN), (rumänisch), abgerufen am 15. Januar 2018.

Einzelnachweise

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  1. Strecke/Abschnitt/Kastellnummer (nach Nicolae Gudea, 1997).
  2. a b AE 1960, 00375.
  3. a b CIL 03, 00945, CIL 03, 00946, CIL 03, 00947, CIL 03, 00948, CIL 03, 06257, AE 1988, 00970, AE 1988, 00971, AE 1988, 00973, AE 1975, 00721, AE 1967, 00417, AE 1958, 00309, AE 1978, 00698, AE 1958, 00310, AE 1988, 00974 und AE 1975, 00722.
  4. a b Nicolae Gudea: Der dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz 44 (1997), S. 59, (Digitalisat).
  5. online, online, online und online
  6. Nicolae Gudea: Der dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz 44 (1997), S. 59f., (Digitalisat).
  7. a b c d Nicolae Gudea: Der dakische Limes. Materialien zu seiner Geschichte. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz 44 (1997), S. 60, (Digitalisat).
  8. a b Felix Marcu: The Internal Planning of Roman Forts of Dacia. (= Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX), Mega Publishing House, Cluj-Napoca 2009, ISBN 978-606-543-058-7, S. 140f.
  9. AE 1988, 00971.
  10. AE 1988, 00970.
  11. AE 1978, 00698
  12. AE 1988, 00973
  13. online, online, online, online, online, online und online.
  14. online.
  15. Felix Marcu: The Internal Planning of Roman Forts of Dacia. (= Bibliotheca Mvsei Napocensis XXX), Mega Publishing House, Cluj-Napoca 2009, ISBN 978-606-543-058-7, S. 141f.
  16. Fundstellen RO204 und RO205 auf der Webseite limesromania.ro des Nationalen Limesprogramms (englisch, rumänisch), abgerufen am 14. Januar 2019.
  17. Webauftritt des Muzeul de Istorie a Transilvaniei (rumänisch), abgerufen am 14. Januar 2019.
  18. Liste der historischen Monumente auf den Internetseiten des Ministeriums für Kultur und nationales Erbe