Proliferationstherapie
Die Proliferationstherapie, auch bekannt als Sklerosierungstherapie oder Prolotherapie, englisch: stimulated ligament repair (SLR), ist ein Verfahren aus dem Bereich der Neuraltherapien, bei dem reizende Substanzen ("Proliferantien") wie z. B. konzentrierte Zuckerlösung unter die Haut gespritzt werden, um Heilungsprozesse des Bindegewebes zu fördern. Erste Veröffentlichungen stammen aus den 1930er Jahren. Es gibt nur wenig wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit des Verfahrens bei einzelnen schmerzhaften Erkrankungen des Bewegungsapparates, z. B. beim Tennisellbogen.[1] Bei chronischen Rückenschmerzen gibt es vermutlich keinen Nutzen.[2] Andererseits sind die Injektionen nicht völlig gefahrlos. Breite Anerkennung hat die Methode nicht erreicht.[3]
Wirkmechanismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von Anwendern aus der Alternativmedizin wird postuliert, dass überlastete kollagenöse Bänder in überbeweglichen Gelenken und Wirbelsäulenabschnitten schmerzhafte Ausstrahlungen verursachen (referred pain nach Hackett). Die überbeweglichen Abschnitte sollen auch zu Blockierungen neigen. Die Proliferationstherapie soll die Bänder festigen und stabilisieren.
Vorgehen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Lockerung eines Segmentes sollen durch den in der Proliferationstherapie erfahrenen Untersucher ertastet, das betroffene Band durch Funktionstests und Druckschmerz identifiziert werden. Röntgen- oder MRT-Untersuchungen sind gelegentlich zum Ausschluss anderer Diagnosen erforderlich. Um die Zuordnung der Schmerzen zu den betroffenen Bändern abzusichern, können zunächst schmerzstillende Testinjektionen erfolgen. Dann wird die eigentliche Therapielösung, z. B. konzentrierte Traubenzuckerlösung (Glucose 40 %) zusammen mit einem Lokalanästhetikum (z. B. Mepivacain) in oder an alle Bänder des überbeweglichen Segmentes gespritzt. Im Abstand von einer bis zwei Wochen werden insgesamt etwa drei Behandlungen durchgeführt.
Vor und nach den Proliferationsspritzen sollen nach Ansicht der Anwender dieser Methode keine Schmerzmittel eingenommen werden, weil diese den erwünschten Reiz aufheben würden. Während der Behandlungsserie soll der Patient krankengymnastisch zwar begleitet werden, aber ohne mobilisierende (segmental lockernde) Übungen. Verkrampfte und verspannte Muskeln dürfen entspannt werden, die Wirbel sollen nicht bewegt werden.
Quellen und Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- “Joint ligament Relaxation Treated by Fibro-osseus Proliferation”, Second Edition. George S. Hackett, Charles C. Thomas, Publisher, Illinois, USA 1957
- “Handbuch der Proliferationstherapie - Therapiekonzepte bei Instabilität der Wirbelsäule und peripherer Gelenke” Dr. J. Weingart, Haug Verlag 2002, ISBN 3-8304-7150-5
- ↑ D. Rabago, T. M. Best, A. E. Zgierska, E. Zeisig, M. Ryan, D. Crane: A systematic review of four injection therapies for lateral epicondylosis: prolotherapy, polidocanol, whole blood and platelet-rich plasma. In: British journal of sports medicine. Band 43, Nummer 7, Juli 2009, S. 471–481, ISSN 1473-0480. doi:10.1136/bjsm.2008.052761. PMID 19028733. PMC 2755040 (freier Volltext). (Review).
- ↑ M. J. Yelland, C. Del Mar, S. Pirozzo, M. L. Schoene: Prolotherapy injections for chronic low back pain: a systematic review. In: Spine. Band 29, Nummer 19, Oktober 2004, S. 2126–2133, ISSN 1528-1159. PMID 15454703. (Review).
- ↑ Ronald Ross Watson: Complementary and alternative therapies in the aging population. Academic Press, 2008, ISBN 978-0-12-374228-5, 2. (David Rabago:) Prolotherapy for chronic musculoskeletal pain, S. 15–44 (google.de [abgerufen am 24. Dezember 2011]).