Promontory Financial Group
Promontory Financial Group | |
---|---|
Rechtsform | Limited Liability Company |
Gründung | 2001 |
Sitz | Washington, D.C., Vereinigte Staaten |
Leitung | Eugene Ludwig |
Mitarbeiterzahl | circa 400[1] |
Branche | Finanzberatung |
Website | www.promontory.com |
Die Promontory Financial Group, LLC, in Washington, D.C. ist ein global tätiges Beratungsunternehmen, das Kunden mit einer Vielzahl von Finanzdienstleistungen berät.
Organisation und Geschäftsfelder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Unternehmen wurde von Eugene Ludwig, der in der Administration unter Präsident Bill Clinton von 1993 bis 1998 Währungshüter war,[2] und Alfred Moses, der gleichzeitig für die Kanzlei Covington & Burling LLP tätig ist, im Jahr 2001 gegründet.[3]
Zu den Geschäftsfeldern des Unternehmens gehören die Vermögensverwaltung, Regelkonformität, Risikomanagement, Liquidität, Restrukturierung, die Akquise sowie die Risiko- und die Wirtschaftsprüfung. Das Unternehmen hat 14 zusätzliche Büros und Filialen weltweit in Atlanta, Brüssel, Denver, Dubai, Hongkong, London, Mailand, New York City, Paris, San Francisco, Singapur, Sydney, Tokio und Toronto.[4] Es gehört zu den Einlegern und Unterstützern der Group of Thirty.[5]
Promontory ist mit weiteren Tochterunternehmen mit ähnlich klingendem Namen verflochten:[6]
- Promontory Forensics Solutions, LLC
- Promontory Growth and Innovation
- Promontory Human Capital Solutions
- Promontory Interfinancial Network, LLC
- Promontory Training Solutions
Promontory bietet unter anderem Dienstleistungen im Bereich der Certificate of Deposit Account Registry Services (CDARS) an. Bei diesem Verfahren werden hohe Anlagesummen auf eine Vielzahl von kleineren Beträgen, die unter dem Maximum (derzeit 250.000 US-$) der Einlagensicherung der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) liegen, bei unterschiedlichen Finanzinstituten aufgeteilt. Mit 2500 Partnerorganisationen sichert Promontory auf diese Weise Einlagen von bis zu 50 Mio. US-$. Obwohl Promontory die Versicherungsaufschläge erhält, wird die Sicherung effektiv durch die FDIC geleistet.[7]
Aufgrund der hohen Verluste im Rahmen von Devisenmarktgeschäften bei der Allied Irish Bank untersuchte Promontory die Abläufe innerhalb der Bank und kam im sogenannten »Ludwig Report«, veröffentlicht am 14. März 2002,[8] zu dem Schluss, der Händler John Rusnak, der für einen Großteil der Verluste verantwortlich zeichnete und deshalb gefeuert wurde, habe keine aktive Hilfe innerhalb der Bank oder von außen erhalten. Die internen Kontrollenmechanismen und Audits seien unzureichend gewesen, hätten das Ausmaß der Verluste jedoch bei konsequenter Anwendung deutlich reduzieren können.[9]
Promontory beriet ferner die Regierung der Vereinigten Staaten und von anderen Ländern wie Kamerun und Island.[10] Zuletzt wurde das Unternehmen einer breiteren Weltöffentlichkeit bekannt, weil es im Auftrag des Vatikans eine umfassende Untersuchung aller Kundenkontakte des Istituto per le Opere di Religione (IOR) (deutsch: Institut für die religiösen Werke), häufig auch als Vatikanbank bezeichnet, auf Geldwäsche durchführen soll.[11]
Personal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Etwa 170 der bei Promontory arbeitenden Consultants waren früher Mitarbeiter in Behörden der Finanzmarktaufsicht, das Unternehmen gilt daher als eine Art „Schattenregulator“ der Wall Street.[1][12] Unter anderem ist die ehemalige Chefin der US-Börsenaufsicht SEC Mary Schapiro im Jahr 2013 zu Promontory gewechselt.[13] Ehemalige Vorstände sind zum Beispiel der ehemalige Staatssekretär für Finanzinstitute im Finanzministerium der Vereinigten Staaten, David Nason,[14] sowie die derzeitige Direktorin der Fed, Sarah Bloom Raskin.[15]
Auch die europäischen Niederlassungen sind eng mit der jeweiligen Finanzmarktaufsicht verknüpft. Non-executive Chairman der Finanzgruppe Vereinigtes Königreich ist der frühere Vorsitzende der Financial Services Authority, Sir Callum McCarthy, ihr vormaliger Direktor Michael Foot ist der globale Vizevorsitzende. Die Niederlassung für Europa in Brüssel wird gegenwärtig von Raffaele Cosimo vertreten, der vorher für die Banca Nazionale del Lavoro in Rom tätig war. Ehemaliger Vorsitzender der Promontory Finanzgruppe Europa war unter anderem der verstorbene frühere italienische Wirtschafts- und Finanzminister Tommaso Padoa-Schioppa.
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für die Durchführung von Foreclosure Reviews (englisch, Zwangsversteigerungsüberprüfung) von über 250.000 Kreditverträgen für die Bank of America, PNC Financial Services und Wells Fargo erhielt Promontory 927 Millionen US-$, was zu starker Kritik und Zweifel an der Unabhängigkeit der Prüfungen führte.[16] Das US Senate Banking Committee veranlasste eine Anhörung um zu prüfen, ob zu viel Aufgaben der Finanzaufsicht von Behörden an private Firmen ausgelagert würden.[12]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Jeff Horwitz, Maria Aspan: How Promontory Financial Became Banking’s Shadow Regulator. American Banker Magazine, 15. März 2013, abgerufen am 15. Juli 2013 (englisch).
- ↑ Office of the Comptroller: OCC: Eugene A. Ludwig. Comptroller of the Currency 1993 to 1998. U.S. Department of the Treasury, 29. Dezember 2010, abgerufen am 17. Juli 2013 (englisch).
- ↑ Pam Martens: Meet the Two Men Behind Promontory Financial Group, Architect of a Growing Foreclosure Settlement Scandal. Wall Street On Parade, 17. April 2013, abgerufen am 26. Juli 2013 (englisch).
- ↑ Promontory Financial Group, LLC: Private Company Information. Businessweek, 15. Juli 2013, abgerufen am 15. Juli 2013 (englisch).
- ↑ Contributors and Supporters. Group of Thirty, archiviert vom am 7. August 2013; abgerufen am 15. Juli 2013 (englisch).
- ↑ Affiliated Companies. Promontory Financial Group, abgerufen am 18. Juli 2013 (englisch).
- ↑ James Barth: The Rise and Fall of the US Mortgage and Credit Markets. A Comprehensive Analysis of the Market Meltdown. John Wiley & Sons, 2009, ISBN 978-0-470-49388-5, S. 199 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 25. Juli 2013]).
- ↑ Promontory Financial Group: The Ludwig report: Implications for Corporate Governance. (PDF; 511 kB) Report to the Boards of Allied Irish Banks, p.l.c., Allfirst Financial Inc. and Allfirst Bank Concerning Currency Trading Losses. MCB UP Ltd, 12. März 2002, archiviert vom am 4. März 2016; abgerufen am 25. Juli 2013 (englisch).
- ↑ Alan N. Peachey: Great Financial Disasters of Our Time. Hrsg.: Intersentia (= Neue Betriebswirtschaftliche Studienbücher. Band 21). 3. Auflage. BWV Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-8305-1869-3, S. 81 ff. (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 25. Juli 2013]).
- ↑ Pierre-Yves Thoraval: Report on Iceland Supervision. (PDF; 9,2 MB) Prepared for the Icelandic Authorities, the FME and the IMF. In: Banking Supervision. Promontory Financial Group, 15. April 2011, abgerufen am 15. Juli 2013 (englisch).
- ↑ Fall Scarano: Geld eingefroren, Untersuchungen könnten ausgeweitet werden. Radio Vatikan, 12. Juli 2013, abgerufen am 14. Juli 2013.
- ↑ a b Ben Protess, Jessica Silver-Greenberg: Promontory Financial Draws Washington Scrutiny - NYTimes.com. Former Regulators Find a Home With a Powerful Firm. In: DealBook. The New York Times, 9. April 2013, abgerufen am 15. Juli 2013 (englisch, Promontory verursacht genaue Untersuchung in Washington).
- ↑ Mary Schapiro: Ex-Chefin der US-Börsenaufsicht wechselt die Seiten. Management - Unternehmen. Handelsblatt, 2. April 2013, abgerufen am 14. Juli 2013.
- ↑ Debra Cope: Former U.S. Treasury Department Official David G. Nason Named a Managing Director Of Promontory Financial Group. Business Wire, 30. März 2009, abgerufen am 14. Juli 2013 (englisch).
- ↑ FRB: Sarah Bloom Raskin. The Federal Reserve Board of Governors in Washington DC., 6. Juni 2013, archiviert vom am 2. Juli 2013; abgerufen am 14. Juli 2013 (englisch): „Prior to serving as Commissioner, Ms. Raskin was Managing Director at the Promontory Financial Group.“
- ↑ Ben Protess, Jessica Silver-Greenberg, Senator Sherrod Brown: Senator Criticizes Lack of Supervision for Banks’ Consultants - NYTimes.com. In: DealBook. The New York Times, 20. Juni 2013, abgerufen am 15. Juli 2013 (englisch).