Proterorhinus tataricus
Proterorhinus tataricus | ||||||||||||
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Proterorhinus tataricus | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Proterorhinus tataricus | ||||||||||||
Freyhof & Naseka, 2007 |
Proterorhinus tataricus ist eine vom Aussterben bedrohte Fischart aus der Familie der Grundeln (Gobiidae). Sie kommt ausschließlich in einem Abschnitt der Tschorna vor. Dieser Fluss mit einer Länge von etwa 34 Kilometern verläuft vollständig auf dem Gebiet der Stadt Sewastopol auf der ukrainischen Halbinsel Krim.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Proterorhinus tataricus ist mit einer Standardlänge von bis zu 92 Millimetern ein eher kleiner Fisch mit einem langgestreckten, seitlich stark abgeflachten Körper und einem kegelförmigen Kopf. Die Rückenflosse ist zweigeteilt, die vordere hat sechs Strahlen. Die Schwanzflosse ist bei Weibchen abgerundet, bei Männchen spatenförmig. Kopf und Körper sind blassbraun gefärbt, mit einer dunkelbraunen Marmorierung. Die Bauchseite ist blassbraun ohne Zeichnung, dabei ist die Unterseite des Kopfes am dunkelsten gefärbt.[1]
Proterorhinus tataricus unterscheidet sich von den anderen Arten der Gattung Proterorhinus durch die Anzahl von 45–52 + 2–3 Schuppen in einer mittleren Längsreihe, den Augenabstand von 19–30 % der Kopflänge, der Kopflänge von 26–29 % der Standardlänge, 15–17½ Flossenstrahlen in der Analflosse und 18–19½ Strahlen in der hinteren Rückenflosse.[1]
Verbreitung und Lebensweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Proterorhinus tataricus kommt ausschließlich in einem kurzen Abschnitt der Tschorna vor. Dieser Fluss mit einer Länge von etwa 34 Kilometern verläuft vollständig auf dem Gebiet der Stadt Sewastopol auf der ukrainischen Halbinsel Krim. Proterorhinus tataricus wurde in etwas schneller fließenden und aufgestauten Bereichen des Flusses angetroffen. Die Tschorna weist eine reiche endemische Fauna auf.[1] Neben Fischen wie Cobitis taurica und Gobio delyamurei gehören dazu die Kriebelmücke Obuchovia karasuae (nun Simulium (Trichodagmia) karasuae) und der Höhlenflohkrebs Niphargus vadimi.[2]
Gefährdung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Proterorhinus tataricus wurde von der IUCN im Jahr 2008 als vom Aussterben bedroht (critically endangered) klassifiziert. Neuere Untersuchungen zum Gefährdungsstatus liegen nicht vor. Zur Begründung wurde das räumlich eng begrenzte Verbreitungsgebiet in einem einzigen Fluss angeführt. Der Fluss hat im Sommer in seinem Unterlauf wegen der der starken Wasserentnahme für Bewässerungszwecke einen sehr geringen Wasserstand. Die gegenwärtige Globale Erwärmung und eine mögliche Zunahme der Wasserentnahme könnten zu einem Austrocknen des Flusses im Frühjahr und Sommer und zu einem Aussterben der Art führen.[3]
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alle Populationen von Grundeln der Gattung Proterorhinus wurden über lange Zeit der vermeintlich morphologisch sehr variablen Art Proterorhinus marmoratus zugeordnet. Erst 2006 wurde durch molekulargenetische Untersuchungen festgestellt, dass die Populationen einen Artenkomplex bilden. Die Marmorgrundel (Proterorhinus marmoratus) umfasst demnach lediglich Populationen des Brackwassers, während die pontokaspischen Süßwasser-Populationen überwiegend der Art Proterorhinus semilunaris angehören.[4][5]
Der Artname ist ein von der turksprachigen Ethnie der Krimtataren abgeleitetes Adjektiv.[1]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Jörg Freyhof, Alexander Michailowitsch Naseka: Proterorhinus tataricus, a new tubenose goby from Crimea Ukraine (Teleostei: Gobiidae). In: Ichthyological Exploration of Freshwaters. Band 18, Nr. 4, Dezember 2007, ISSN 0936-9902, S. 325–344 (Digitalisat).
- ↑ Ekaterina D. Vasil’eva, Victor P. Vasil’ev, Alexander R. Boltachev: Taxonomic Relationships of Gudgeons (Gobio, Gobioninae, Cyprinidae) of Crimea. In: Journal of Ichthyology. Band 45, Nr. 9, 2005, S. 730–743.
- ↑ Proterorhinus marmoratus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2008. Eingestellt von: Jörg Freyhof, Maurice Kottelat, 2008. Abgerufen am 30. Mai 2022.
- ↑ Carol A. Stepien, Mark A. Tumeo: Invasion Genetics of Ponto-Caspian Gobies in the Great Lakes: A ‘Cryptic’ Species, Absence of Founder Effects, and Comparative Risk Analysis. In: Biological Invasions. Band 8, 2006, S. 61–78, doi:10.1007/s10530-005-0237-x.
- ↑ Jörg Freyhof: Diversity and Distribution of Freshwater Gobies from the Mediterranean, the Black and Caspian Seas. In: Robert A. Patzner et al. (Hrsg.): The Biology of Gobies. CRC Press, Boca Raton, FL 2012, ISBN 978-1-4398-6233-9, S. 279–288.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Proterorhinus tataricus auf Fishbase.org (englisch)
- Proterorhinus tataricus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erstbeschreibung: Jörg Freyhof, Alexander Michailowitsch Naseka: Proterorhinus tataricus, a new tubenose goby from Crimea Ukraine (Teleostei: Gobiidae). In: Ichthyological Exploration of Freshwaters. Band 18, Nr. 4, Dezember 2007, ISSN 0936-9902, S. 325–344.