Purlovia

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Purlovia

Lebendrekonstruktion von Purlovia

Zeitliches Auftreten
Lopingium (Oberperm)
Fundorte
Systematik
Amnioten (Amniota)
Synapsiden (Synapsida)
Therapsiden (Therapsida)
Therocephalia
Eutherocephalia
Purlovia
Wissenschaftlicher Name
Purlovia
Ivakhnenko, 2011

Purlovia ist eine Gattung der ausgestorbenen Therapsiden-Großgruppe Therocephalia aus dem Oberperm der Russischen Tafel. Die Typusart und einzige bekannte Art Purlovia maxima wurde 2011 benannt. Ihr Typusexemplar, ein unvollständiger Schädel, wurde im Rajon Tonschajewo der Oblast Nischni Nowgorod gefunden.[1]

Typusexemplar und Stratigraphie des Fundhorizonts

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Das Typusexemplar von Purlovia maxima (Exemplar-Nr. PIN 1538/47) besteht aus dem unteren Teil des Oberschädels (Cranium) und einem annähernd vollständigen Unterkiefer. Auch die vorderste Schnauzenpartie des Craniums fehlt größtenteils. Das Exemplar wurde vormals der aus der gleichen Lokalität anhand eines Oberkieferfragments beschriebenen Therocephalier-Art „Hexacynodon purlinensis“ zugeordnet, die in der Publikation, die die Erstbeschreibung von Purlovia enthält, mit der Therocephalier-Art Moschowhaitsia vjuschkovi synonymisiert wird.[2]

Das Stück stammt aus der Fundlokalität Purly im Rajon Tonschajewo in der Oblast Nischni Nowgorod in Russland. Der Gattungsname Purlovia bezieht sich auf diese Lokalität. Die Fundschicht wird biostratigraphisch der Archosaurus rossicus-Zone zugeordnet. Diese Biozone fällt in das Vyatkium der regionalen Chronostratigraphie, das annähernd dem Oberperm (Lopingium) der globalen Zeitskala entspricht.

Außer dem Typusexemplar werden der Art lediglich zwei isolierte Zähne zugeordnet, ein postcaniner Zahn („Backenzahn“) aus der Typuslokalität und ein präcaniner Zahn („Schneidezahn“) aus der gleich-alten Fundschicht der Wjasniki-Lokalitäten in der Oblast Wladimir (Typlokalitäten von Moschowhaitsia vjuschkovi).[3]

Teile des Holotyps von Purlovia maxima. A und B: rechter Oberkiefer-Gaumendach-Jochbogen-Komplex in ventraler (A) und dorsaler (B) Ansicht. C: Jochbogen in Seitenansicht (von außen). D: Rechter Unterkieferast in Seitenansicht (von außen).

Im Vergleich zu den meisten anderen Therocephaliern hat Purlovia einen ungewöhnlich breiten Schädel mit stark seitlich ausladenden Jochbögen. Zudem ist die postorbitale Region (der in Seitenansicht hinterhauptwärts der Augenhöhle gelegene Abschnitt des Schädels) ungewöhnlich lang und macht mindestens die Hälfte der gesamten Schädellänge aus. Die Schnauzenregion des Schädels ist deshalb ungewöhnlich kurz, und von oben betrachtet hat der Schädel annähernd die Form eines gleichseitigen Dreiecks. Ferner sind aufgrund der langen Postorbitalregion die Köpfe und Pfannen des Basipterygoidgelenks länglich ausgebildet.[1]

Purlovia hat kräftig entwickelte Kieferknochen, die mit jeweils einem großen, zur Spitze hin geringfügig seitlich abgeflachten Caninus (Eckzahn) und deutlich kleineren prä- und postcaninen Zähnen („Schneide-“ bzw. „Backenzähnen“) bestückt sind. Der Hauptoberkieferknochen (Maxillare) ist stark seitlich ausgewölbt und bildet eine Art Überhang („maxillary platform“[4]) über dem Unterkiefer. Außerdem ist die Außenseite dieser Partie des Maxillare auffällig ornamentiert. Die oberen Eckzähne stehen nicht vertikal im Knochen, sondern sind nach vorn geneigt und bilden mit dem prä-caninen Kieferrand einen Winkel von ca. 75°. Der Unterkiefer ist weitgehend typisch für Eutherocephalier ausgebildet, weist jedoch eine ausgesprochen kräftig entwickelte Symphysenregion (Region am vorderen Ende des Unterkiefers, in der sich die beiden Kieferhälften treffen) auf. Diese wird größtenteils von dicken Auswüchsen am vorderen Ende des Dentale („massive mental protuberances on the dentaries“) gebildet.[1]

Die rekonstruierte gesamte Schädellänge des Typusexemplars beträgt ca. 20 cm, es handelte sich also um ein Tier von der Größe eines großen Hundes.

Purlovia ernährte sich wahrscheinlich von weichen Pflanzenteilen (protein- und/oder kohlehydratreichen Fruchtständen und/oder Wurzeln), dürfte aber zumindest auch Insekten nicht verschmäht haben.

In der Erstbeschreibung wird Purlovia in die Familie Nanictidopidae gestellt, deren Typusgattung Nanictidops, ein Vertreter der Baurioidea (einer Hauptlinie der Eutherocephalia), aus dem oberen Oberperm Südafrikas (Dicynodon- bzw. Daptocephalus-Zone des Karoo-Hauptbeckens[5]) bekannt ist. Purlovia bildet nach Ansicht des Erstbeschreibers die einzige weitere Gattung in dieser Familie.[6] Grundlage für diese Zuordnung ist, dass beide Gattungen eine kurze präorbitale und eine breite postorbitale Schädelpartie haben.

Dem Ergebnis einer kladistischen Analyse der Therocephalia aus dem Jahr 2020 zufolge ist Purlovia jedoch kein enger Verwandter von Nanictidops, sondern steht zusammen mit der Gattung Caodeyao aus dem Operperm Chinas an der Basis der gemeinsamen Klade aus Whaitsioidea und Baurioidea (siehe folgendes vereinfachtes Kladogramm).[4]

 Therocephalia 


Gorynychus


   

Lycosuchus



   

Scylacosauridae


 Eutherocephalia 

Scylacosuchus


   


Chthonosauridae


   

Akidnognathidae



   


Caodeyao


   

Purlovia



   

Whaitsioidea


   

Baurioidea








  • M. F. Ivakhnenko: Permian and Triassic therocephals (Eutherapsida) of Eastern Europe. In: Paleontological Journal. Band 45, Nr. 9, 2011, S. 981–1144, doi:10.1134/S0031030111090012.

Einzelnachweise

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  1. a b c Ivakhnenko: Permian and Triassic therocephals (Eutherapsida) of Eastern Europe, 2011 (siehe Literatur), S. 1033 ff.
  2. Ivakhnenko: Permian and Triassic therocephals (Eutherapsida) of Eastern Europe, 2011 (siehe Literatur), S. 1052
  3. Ivakhnenko: Permian and Triassic therocephals (Eutherapsida) of Eastern Europe, 2011 (siehe Literatur), S. 1001.
  4. a b Jun Liu, Fernando Abdala: The tetrapod fauna of the upper Permian Naobaogou Formation of China: 5. Caodeyao liuyufengi gen. et sp. nov., a new peculiar therocephalian. PeerJ. Band 8, 2020, Art.-Nr. e9160, doi:10.7717/peerj.9160
  5. vgl. P. A. Viglietti: Biostratigraphy of the Daptocephalus Assemblage Zone (Beaufort Group, Karoo Supergroup), South Africa. South African Journal of Geology. Band 123, Nr. 2, 2020, S. 191–206, doi:10.25131/sajg.123.0014 (alternativer Volltextzugriff: ResearchGate), S. 200
  6. Ivakhnenko: Permian and Triassic therocephals (Eutherapsida) of Eastern Europe, 2011 (siehe Literatur), S. 994, 1033.