Purpuricenus desfontainii
Purpuricenus desfontainii | ||||||||||||
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Weibchen von Purpuricenus desfontainii auf einer Distelknospe | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Purpuricenus desfontainii | ||||||||||||
(Fabricius, 1792) |
Purpuricenus desfontainii, auch Purpuricenus desfontainei, ist ein Käfer aus der Familie der Bockkäfer und der Unterfamilie Cerambycinae. Die Gattung Purpuricenus ist in Europa mit zwölf Arten vertreten. Im Catalogue of life werden weltweit 53 lebende Arten gelistet.[1] Purpuricenus desfontainii tritt in zwei Unterarten auf. Die Art ist in Südeuropa, Nordafrika und Vorderasien beheimatet.[2]
Bemerkungen zum Namen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Käfer wurde erstmals 1792 von Fabricius unter dem Namen Cerambyx desfontainii beschrieben.[3] Den Artnamen desfontainii erklärt Fabricius selbst: Der beschriebene Käfer kommt aus dem Naturhistorischen Museum in Paris, dessen Leiter René Desfontaines ist und das deswegen zur Unterscheidung vom Louvre auch „Desfontaines' Museum“ genannt wird.[3] Pic benennt 1891 die Variante inhumeralis,[4] die heute als Unterart Purpuricenus desfontainii inhumeralis gilt. Der Name inhumeralis bezieht sich auf den fehlenden Fleck im Schulterbereich (von lat. „humerālis“ durch eine Besonderheit der Schulter (lat. „humerus“) ausgezeichnet).[5]
Der Gattungsname Purpuricenus erscheint erstmals 1821 im Sammlungskatalog von Dejean.[6] Die Beschreibung der Gattung durch Audinet-Serville nach Ziegler erfolgte erst 1833.[7] Der Gattungsname Purpuricenus ist von lat. „purpura“ für „Purpur“ abgeleitet[8] und bezieht sich auf die weitgehend purpurfarbene Oberseite des Käfers.
Merkmale des Käfers
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Abb. 1: Abbildung von 1808 bei Olivier[9] | |
Abb. 2: Aufsicht und Unterseite von Männchen (links) und Weibchen (rechts) | |
Abb. 3: Pärchen von vorn und der Seite | |
Abb. 4: rechte Seite des Halsschilds, Pfeil auf Dorn Behaarung, Punktierung |
Abb. 5: Spitze der rechten Flügeldecke |
Die Käfer werden zwölf bis neunzehn Millimeter lang. Kopf, Unterseite, Beine und Fühler sind schwarz, die Flügeldecken sind orangebraun mit schwarzer Zeichnung.
Der Kopf ist schmaler als der Halsschild und die Flügeldecken. Die elfgliedrigen Fühler sind unbehaart. Beim Weibchen sind sie körperlang, beim Männchen sehr viel länger, insbesondere die drei Endglieder (Abb. 3 links). Die Mundwerkzeuge sind schräg nach unten gerichtet. Die Kiefertaster sind deutlich länger als die Lippentaster, viergliedrig mit einem kurzen Endglied.
Der Halsschild kann einheitlich schwarz sein, gewöhnlich ist er jedoch von gleicher orangebrauner Farbe wie die Flügeldecken mit einer schwarzen Zeichnung aus fünf Flecken (wie im Taxobild), wobei drei häufig zu einer dreizackigen Gabel an der Halsschildbasis zusammenfließen, vor der zwei nebeneinanderliegende runde Flecken positioniert sind (wie in Abb. 1 und Abb. 2). Die schwarzen runden Flecken auf dem Halsschild sind, anders als bei Purpuricenus dalmatinus, nicht durch eine samtartige Behaarung, sondern durch die Färbung des Chitinpanzers hervorgerufen. Der Halsschild ist deutlich punktiert und aufrecht behaart (Abb. 4). Wenig hinter der Mitte liegt seitlich ein abstehender Dorn (Pfeilspitze in Abb. 4).
Das Schildchen ist schwarz, länglich dreieckig und hinten zugespitzt.
Die Flügeldecken sind hinten leicht abgestutzt. Sie sind in der hinteren Hälfte dicht anliegend schwarz behaart (in Abb. 5 nur bei genauer Betrachtung erkennbar). Außerdem hat die Stammform an der Schulter einen schwarzen Fleck, der bei der Unterart humeralis fehlt.[7][10][11]
Der Bau der Spermathek wurde von ŞabanoğLu und Sert beschrieben.[12]
Biologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Über die Biologie des Käfers ist wenig bekannt. Man findet die Käfer von April bis Juni auf Blüten, häufig auf Disteln und Pfriemenginster. Die Larven entwickeln sich in Laubbäumen meist in noch lebenden Zweigen und Ästen. Sie wurden im Johannisbrotbaum, der Steineiche und Arten der Gattung Ziziphus gefunden. In Libyen wurden sie auch in absterbenden und toten Ästen von Pistazien mit etwa zwei Zentimeter Durchmesser gefunden.[10][13]
Die Entwicklung dauert zwei bis drei Jahre.[14] Bezüglich der Häufigkeit bemerkt Brullé, der mit der Auswertung der Aufsammlung aller Gliedertiere während der fünfjährigen Morea-Expedition betraut war: Wir konnten diese Art nicht auf der Peloponnes finden, aber wir wissen, dass sie dort schon gefangen wurde.[15]
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stammform kommt in Nordafrika von Marokko über Tunesien und Algerien bis Libyen sowie auf der Insel Kreta vor. Die Unterart Purpuricenus desfontainii inhumeralis findet man in Bulgarien, Griechenland, und Vorderasien (Türkei, Israel, Jordanien, Syrien und dem Libanon).[10][14][2][16]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Catalogue of live (Annimalia-Arthropoda-Insecta-Coleoptera-Chrysomeloidea-Cerambycidae-Purpuricenus) ( des vom 17. September 2020 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. abgerufen am 25. November 2020
- ↑ a b Purpuricenus desfonainei desfontainei und Purpuricenus desfontainei humeralis bei Fauna Europaea, abgerufen am 25. November 2020
- ↑ a b Joh. Chr. Fabricius: Entomologiae systematicae, emmendatae et auctae Band 1, Teil 2 Hafnia (Kopenhagen) 1792 S. 258 Nr. 26 Cerambyx Desfontainii
- ↑ Maurice Pic: Matériaux pour servir à l'étude des Longicornes 1. Heft, Lyon 1891im S. 58 inhumeralis
- ↑ Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Art)
- ↑ Dejean: Catalogue de la Collection de Coléoptères de M. Le Baron Dejean Paris 1821 Purpuricenus S. 105
- ↑ a b Audinet-Seville: Nouvelle classification de la famille de longicornes in Annales de la Société entomologique de France II. Band, Paris 1833 S. 528Ff S. 568 Purpuricenus
- ↑ Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Gattung)
- ↑ M. Olivier: Entomologie ou Histoire Naturelle des Insectes Coleoptères Tome VIII Paris 1808 Gattung Nr. 67 Tafel XXIII, Fig. 183
- ↑ a b c Bestimmungstabelle der Gattung Purppuricenus bei coleonet.de, abgerufen am 26. Nov. 2020
- ↑ M. Olivier: Entomologie ou Histoire Naturelle des Insectes Coleoptères Tome IV Paris 1795 S. 128 Nr. 174 Capricorne de Desfontaines
- ↑ Burcu ŞabanoğLu, Osman Sert: A Study on the Male and Female Genital Structures of Some Cerambycinae Species from Turkey (Coleoptera: Cerambycidae, Cerambycinae, Lepturinae) in Transactions of the American Entomological Society, 144(1):167-177 (2018) doi:10.3157/061.144.0107 Figur 11 b
- ↑ Gianfranco Sama, Jean-Claude Ringenbach, Martin Rejzek: A preliminary survey of the Cerambycidae of Libya (Coleoptera) in Bulletin de la Société entomologique de France 110, (4/5), 2005, S. 445
- ↑ a b Informationsseite zur Art bei cerambyx.uochb.cz abgerufen am 1. Dez. 2020
- ↑ M. Brullé: Expédition scientifique de Morée Tome 3, Zoologie, 2. Section Paris 1832 S. 252 Purpuricenus desfontainii in der Google-Buchsuche
- ↑ Abdenour Kheloufi: The first record of Purpuricenus desfontainei (Fabricius, 1793) (Coleoptera: Cerambycidae) from Northwestern Algeria and its sexual dimorphism. Acta entomologica serbica 25 (2), 2020, S. 39-47. doi:10.5281/zenodo.4282567.