Bülbüls

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Bülbüls

Rotohrbülbül (Pycnonotus jocosus)

Systematik
Unterklasse: Neukiefervögel (Neognathae)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
ohne Rang: Sylviida
Überfamilie: Sylvioidea
Familie: Bülbüls
Wissenschaftlicher Name
Pycnonotidae
G. R. Gray, 1840

Die Bülbüls oder Haarvögel (Pycnonotidae) sind eine Familie der Sperlingsvögel (Passeriformes). Sie kommen vor allem in den tropischen Regionen Asiens und Afrikas vor und ernähren sich vorwiegend von Früchten. Der Name Bülbül kommt über das Türkische aus dem Persischen (بُلبُل, DMG bolbol) und bedeutet Nachtigall.

Bülbüls sind mittelgroße Singvögel, die Körpergrößen ähnlich den mitteleuropäischen Sperlingen bis Amseln von 14 bis 28 Zentimetern erreichen können. Der Hals ist sehr kurz, ebenso die Flügel, dagegen haben sie einen ziemlich langen Schwanz, der am Ende leicht abgeschnitten wirkt und eingekerbt ist. Die Beine sind dünn und die Füße besitzen nur sehr zarte Krallen. Das Gefieder besteht aus relativ langen und weichen Federn, die besonders am Rücken sehr locker sind. Im Nacken besitzen alle Bülbüls dünne Haarfedern, die ihnen den Namen Haarvögel eingebracht haben. Diese Federn können bei einigen Arten sehr lang werden.

Sie sind teilweise sehr auffällig gefärbt und können je nach Art gelbe, rote und orangefarbene Körperpartien aufweisen. Die meisten Arten sind jedoch unauffällig olivbraun, gelb oder braun bis schwarz. Arten wie der Rotohrbülbül (Pycnonotus jocosus) besitzen außerdem eine auffällige Haube aus Kopffedern. Farblich abgesetzt können vor allem Partien des Bauches, die Kehle, die Stirnpartie, die Wangen oder Teile des Untergefieders am Schwanzansatz sein. Einen Sexualdimorphismus gibt es nicht, die Männchen und Weibchen sind also gleich gefärbt, lediglich die Jungvögel sind häufig etwas bis deutlich dunkler.

Verbreitung und Lebensraum

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Verbreitung aller Arten der Bülbüls (Pycononotidae)
Seychellen-Bülbül (Hypsipetes crassirostris)

Die Mehrzahl der Bülbüls lebt in Afrika und auf Madagaskar. Hier sind die Vertreter der meisten verschiedenen Gattungen als Endemiten zu finden, während ausschließlich in Südasien nur zwei Gattungen heimisch sind. Sowohl die Echten Bülbüls (Gattung Pycnonotus) als auch die Weißkehlbülbüls (Gattung Criniger) und die Fluchtvögel (Gattung Hypsipetes) kommen mit Arten in beiden Gebieten vor. Im Mittleren Osten ist vor allem der Gelbsteißbülbül (Pycnonotus xanthopygos) anzutreffen, dessen Verbreitungsgebiet sich von der südlichen Türkei bis in die arabischen Länder und Israel zieht. Viele Arten sind allerdings auch endemisch in sehr kleinen Verbreitungsgebieten, darunter etwa der Seychellen-Rotschnabelbülbül (Hypsipetes crassirostris), der nur auf den Seychellen lebt.

Die meisten Arten finden sich im Tiefland, nur wenige kommen auch in Gebirgen vor. Zu den letzteren gehören der Gelbstreifenbülbül (Phyllastrephus flavostriatus) in den Bergwäldern Zentralafrikas und der Bergwaldbülbül (Arizelocichla tephrolaema) am Ruwenzori in Ostafrika. Der Blasswangenbülbül (Pycnonotus flavescens) findet sich sogar noch in 3.500 Metern Höhe im Mooswald der Gebirge auf Borneo.

Alle Bülbüls sind Standvögel. Viele Arten haben sich an das Leben in der Nähe von menschlichen Siedlungen angepasst und bevölkern entsprechend Gärten, Parks und Friedhöfe der Städte. Sie sind sehr zutraulich und können auch gezähmt werden. Besonders der Rotohrbülbül und der Gelbbauchbülbül (Pycnonotus goiavier) sind für ihre Vorliebe für Städte bekannt. Andere Arten leben eher zurückgezogen an Waldrändern oder in Wäldern. Der bisher am seltensten gesehene Bülbül ist der Nieuwenhuis-Bülbül, von dem bislang nur zwei Einzelfunde aus Sumatra und Borneo bekannt sind.

Bülbüls sind meist lebhafte Vögel mit einem auffälligen und lauten Strophengesang. Dabei handelt es sich meist um ein lebhaftes Zwitschern, wobei einige Arten wie etwa der Gelbscheitelbülbül (Pycnonotus zeylanicus) jedoch auch lange und teilweise komplexe Lieder aus immer gleichen Strophen vorträgt, die mit denen der Nachtigall vergleichbar sind. Aus zwei wechselnden Tönen besteht etwa der Gesang des Tonkibülbül (Pycnonotus cafer). Auch der Streifenkehlbülbül (Pycnonotus finlaysoni) und der Madagaskar-Fluchtvogel (Hypsipetes madagascariensis) haben einen einprägsamen und melodischen Ruf.

Bülbüls leben vor allem von Früchten, hauptsächlich von Beeren. Dabei sind einige Arten sehr stark auf einzelne Früchte fixiert, wie etwa der afrikanische Graubauchbülbül (Pycnonotus gracilirostris), der in großen Schwärmen teilweise Kilometer auf der Suche nach reifen Feigen zurücklegt. Einige Arten wie diese werden entsprechend als Obstschädlinge gefürchtet und bejagt. Andere Arten jagen allerdings auch Insekten oder suchen nach Würmern und anderen Kleintieren als Nahrung, der Gelbscheitelbülbül jagt an Gewässern nach Süßwasserschnecken.

Bülbüls bauen offene Nester aus Zweigen und Wurzelfasern, die sie meist in Astgabeln in den unteren Bereichen der Bäume anlegen. Diese werden mit Blättern oder Moosen ausgepolstert. Die Weibchen legen bis zu fünf meist blassrosa bis weiße Eier in ihre Nester und bebrüten diese. Für den Graubülbül (Pycnonotus barbatus) wird angenommen, dass er monogam lebt und sich entsprechend lebenslang verpaart. Die Weibchen brüten bei dieser Art für etwa zwölf Tage und werden dabei vom Männchen gefüttert. Nach dem Schlüpfen füttern beide Eltern die Jungvögel mit Insekten. Etwa nach zwei Wochen werden die Jungvögel flügge.

Die ältesten fossilen Belege für Bülbüls stammen aus dem Pleistozän vor etwa einer Million Jahren. Folgende Gattungen und Arten werden derzeit den Bülbüls zugeordnet:[1]

Gelbsteißbülbül
Maskenbülbül
Graubülbüls (Pycnonotus barbatus)
Weißbrauenbülbül
Taiwanbülbül
Chinabülbül

Beim Fleckflügelbülbül (Phyllastrephus leucolepis) handelt es sich um die Fehlbestimmung eines Zeisigbülbüls (Phyllastrephus icterinus), nähere Erläuterung siehe dort.

Gelbkehl-Haarbülbül
Grauohrbülbül
Ei des Madagaskar-Rotschnabelbülbüls
Rotbrustbülbül
Moossänger

Die Gattung Malia mit der einzigen Art Moossänger (Malia grata) wurde in der Vergangenheit manchmal den Bülbüls, manchmal den Schwirlverwandten (Locustellidae) und bisweilen auch den Timalien (Timaliidae) zugeordnet. In letzter Zeit scheint sich die Einordnung bei den Grassängern zunehmend durchzusetzen.[1][2]

Menschen und Bülbüls

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Wie bereits erwähnt, leben einige Bülbülarten sehr nah beim Menschen und sind sehr zutraulich. Einige Arten werden als Fruchtschädlinge in ihren Verbreitungsgebieten bejagt oder zumindest vertrieben, vor allem solche, die in größeren Schwärmen auftreten. Viele Arten werden jedoch auch als Heimtiere gehalten. Für diese Tiere gibt es einen internationalen Markt, da sie als lebhafte und gesangfreudige Tiere bekannt sind. Vor allem in ihrer Heimat sind sie beliebt, aber auch in Europa und den USA werden sie regelmäßig angeboten.

Der Rotohrbülbül wurde als Neozoon in Südkalifornien angesiedelt, wo er eigentlich nicht heimisch ist. Weitere Arten wurden von den Menschen in Australien, auf den Maskarenen und weiteren Inseln angesiedelt.

  • Bertram E. Smythies: Familie Haarvögel. In: Grzimeks Tierleben Band 9 (Vögel 3). Kindler, Zürich 1970, S. 191–197
Commons: Pycnonotidae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b DO-G Deutsche Namen der Vögel der Erde, dort als PDF-Datei zum herunterladen (Seite 146–149)
  2. Malia grata in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2016. Abgerufen am 8. September 2021.