Crosslauf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Querfeldeinlauf)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Crosslauf im Rahmen des Modernen Fünfkampfes bei den Olympischen Spielen 2004

Crosslauf (englisch-deutsch), kurz Cross, auch Querfeldeinlauf oder Geländelauf, ist eine Variante des Laufsports, bei der das schnelle Durchlaufen von profiliertem Gelände abseits befestigter Wege im Vordergrund steht. Crosslauf ist gegenüber dem Straßenlauf oder dem Laufen auf der Bahn koordinativ anspruchsvoller.

Die Strecke beim Crosslauf muss in einem offenen oder waldreichen Gebiet liegen, möglichst mit Gras bedeckt und mit natürlichen Hindernissen versehen sein, die allerdings den Läufer nicht gefährden sollen (keine tiefen Gräben, steile Auf- und Abstiege oder hohe Mauern). Die Läufe finden in der Regel auf einem Rundkurs von 1750 m bis 2000 m Länge statt.

Crosslauf wird seit einiger Zeit nach Abschluss der Leichtathletiksaison in den Wintermonaten ausgetragen. Jahrzehntelang war der Crosslauf als Vorbereitung auf die kommende Laufsaison beliebt und willkommen. Die Meisterschaften in Deutschland begannen im Februar auf Landesebene, steigerten sich bis in den März auf Bundesebene, die Europameisterschaften, schließlich die Weltmeisterschaft. Seit einigen Jahren allerdings ist die Reihenfolge umgekehrt. Im November, eigentlich dem klassischen Erholungsmonat in der Leichtathletik, finden internationale Meisterschaften statt, während die deutschen Meisterschaften meistens im März veranstaltet werden.

Der Orientierungslauf ist eine besondere Art des Crosslaufs, bei dem auf einer Karte vorgegebene Kontrollposten im Gelände anzulaufen sind. Die Routenwahl trifft hier der Sportler selbst. Eine anspruchsvollere Variante mit Hindernissen ist der Extrem-Hindernislauf. Der Geländelauf ist auch eine Untersportart beim Turnierhundsport mit Strecken von 2 km bzw. 5 km. Gelegentlich finden Wettbewerbe im Stadioncross statt. Der Lauf findet nicht nur auf der Laufbahn statt, sondern es kann über die Wiese, durch die Weitsprunggrube, Tribünenstufen oder Böschungen hinauf- und hinabgehen. Häufig werden auch noch weitere Hindernisse ausgelegt. Die Distanz liegt meist bei 600 bis 2000 Metern.

Der Crosslauf wurde (vermutlich) erstmals als Wettkampfsport 1837 als Public School Sport ausgetragen. Am 7. Dezember 1867 fanden auf dem Wimbledon Common erstmals englische Meisterschaften statt.[1] Querfeldeinlauf war von 1912 bis 1924 olympische Disziplin (Olympiasieger u. a. 1920 und 1924 Paavo Nurmi)[2] und ist es als Teildisziplin des Modernen Fünfkampfs bis heute noch.[3] Die ältesten nationalen Crossmeisterschaften auf dem Kontinent fanden in Belgien 1896 statt.

Die Wortschöpfung „Crosslauf“ ist eine Teilübersetzung des englischen „cross country run“, also auf Deutsch eigentlich: Querfeldein-Lauf. Es handelt sich etymologisch also um einen Anglizismus. In den ersten Jahrzehnten des Crosslaufs wurde dieser in Deutschland als Waldlauf bezeichnet, da die Strecken meist durch Waldgebiete verliefen.

Schulkinder-Crosslauf

Meisterschaften im Crosslauf

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltmeisterschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Crosslauf-Weltmeisterschaften (offizieller Name IAAF World Cross Country Championships) sind Leichtathletik-Wettkämpfe, die seit 1973 von der IAAF ausgerichtet werden. Dabei werden alle zwei Jahre (von 1973 bis 2011 jährlich) die Weltmeister im Crosslauf ermittelt.

Zunächst bestanden die Weltmeisterschaften aus drei Wettkämpfen, für Männer, für Frauen und für Junioren. 1989 wurde ein Rennen für Juniorinnen eingeführt. Die Distanzen der Wettbewerbe sind derzeit folgende: Männer: ca. 12 Kilometer, Frauen: ca. 8 Kilometer, Junioren: ca. 8 Kilometer und Juniorinnen: ca. 6 Kilometer. Für alle Wettbewerbe gibt es auch eine Teamwertung für die teilnehmenden Nationen.

Weltmeister (ab 2010)

Datum Ort Männer/Einzel Männer/Team Frauen/Einzel Frauen/Team
30. März 2019 Aarhus (Dänemark) Uganda Joshua Cheptegei Uganda Uganda Kenia Hellen Obiri Athiopien Äthiopien -12-
26. März 2017 Kampala (Uganda) Kenia Geoffrey Kipsang Kamworor -2- Athiopien Äthiopien -10- Kenia Irene Cheptai Kenia Kenia -12-
28. März 2015 Guiyang (China) Kenia Geoffrey Kipsang Kamworor Athiopien Äthiopien -9- Kenia Agnes Jebet Tirop Athiopien Äthiopien -11-
24. März 2013 Bydgoszcz (Polen) Kenia Japhet Kipyegon Korir Athiopien Äthiopien -8- Kenia Emily Chebet Muge -2- Kenia Kenia -11-
20. März 2011 Punta Umbría (Spanien) Athiopien Imane Merga Kenia Kenia -24- Kenia Vivian Jepkemoi Cheruiyot Kenia Kenia -10-
28. März 2010 Bydgoszcz (Polen) Kenia Joseph Ebuya Kenia Kenia -23- Kenia Emily Chebet Muge Kenia Kenia -9-

Europameisterschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Crosslauf-Europameisterschaften sind seit 1994 ausgetragene Leichtathletik-Wettbewerbe, die seit 1994 jährlich von der European Athletic Association (EAA) im Dezember ausgerichtet werden, wobei die Europameister im Crosslauf ermittelt werden. Die Europameisterschaften bestanden zunächst aus zwei Wettkämpfen, jeweils für Männer und Frauen. 1997 wurden Wettbewerbe für Junioren und Juniorinnen ins Programm aufgenommen, 2006 kamen die U23-Männer und -Frauen hinzu.

Der Ukrainer Serhij Lebid ist nicht nur mit bislang neun Siegen der erfolgreichste Starter, er ist auch mit 19 Teilnahmen zwischen 1994 und 2012 der Athlet mit den meisten Starts.

Europameister (ab 2010)

Datum Ort Männer/Einzel Männer/Team Frauen/Einzel Frauen/Team
10. Dez. 2023 Brüssel (Belgien)
11. Dez. 2022 Turin (Italien) Norwegen Jakob Ingebrigtsen -2- Frankreich Frankreich -9- Norwegen Karoline Bjerkeli Grøvdal -2- Deutschland Deutschland
12. Dez. 2021 Dublin (Irland) Norwegen Jakob Ingebrigtsen Frankreich Frankreich -8- Norwegen Karoline Bjerkeli Grøvdal Vereinigtes Konigreich UK -8-
13. Dez. 2020 Dublin (Irland) Austragung wegen der COVID-19-Pandemie abgesagt[4]
8. Dez. 2019 Lissabon (Portugal) Turkei Aras Kaya  1 Vereinigtes Konigreich UK -2- Turkei Yasemin Can -4- Vereinigtes Konigreich UK -7-
9. Dez. 2018 Tilburg (Niederlande) Norwegen Filip Ingebrigtsen Turkei Türkei -3- Turkei Yasemin Can -3- Turkei Türkei -2-
10. Dez. 2017 Sommerein (Slowakei) Turkei Kaan Kigen Özbilen Turkei Türkei -2- Turkei Yasemin Can -2- Vereinigtes Konigreich UK -6-
11. Dez. 2016 Chia (Sardinien, Italien) Turkei Ali Kaya -2- Vereinigtes Konigreich UK Turkei Yasemin Can Turkei Türkei
13. Dez. 2015 Hyères/Toulon (Frankreich) Turkei Ali Kaya Spanien Spanien -9- NiederlandeNiederlande Sifan Hassan Vereinigtes Konigreich UK -5-
14. Dez. 2014 Samokow (Bulgarien) Turkei Polat Kemboi Arıkan Turkei Türkei Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Gemma Steel Vereinigtes Konigreich UK -4-
8. Dez. 2013 Belgrad (Serbien) SpanienSpanien Alemayehu Bezabeh -2- Spanien Spanien -8- FrankreichFrankreich Sophie Duarte Vereinigtes Konigreich UK -3-
9. Dez. 2012 Szentendre (Ungarn) ItalienItalien Andrea Lalli Spanien Spanien -7- Irland Fionnuala Britton -2- Irland Irland
11. Dez. 2011 Velenje (Slowenien) Belgien Atelaw Yeshetela Frankreich Frankreich -7- Irland Fionnuala Britton Vereinigtes Konigreich UK -2-
12. Dez. 2010 Albufeira (Portugal) UkraineUkraine Serhij Lebid -9- Frankreich Frankreich -6- Portugal Jéssica Augusto Portugal Portugal -8-
1 
Dem ursprünglichen Sieger Robel Fsiha (Schweden) war der Titel wegen Dopings aberkannt worden.[5]

Deutsche Meisterschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften war die Disziplin Crosslauf bzw. Waldlauf 1913 erstmals im Programm – in den ersten Jahrzehnten allerdings nur für Männer. Kriegsbedingt gab es von 1915 bis 1918 keine Waldlaufmeisterschaften. Ebenfalls war der Waldlauf bei den Deutschen Meisterschaften von 1937 bis 1946 nicht im Programm, ist jedoch seit 1947 wieder durchgängig im Meisterschaftsangebot. Seit 1957 wird auch bei den Frauen eine Deutsche Crosslaufmeisterschaft ausgetragen.

Für die Männer gibt es seit 1961 eine Langstrecke mit einer Länge von etwa 10 Kilometern sowie eine Mittelstrecke von 3 bis 4 Kilometern. Bei den Frauen kam eine zweite Strecke im Jahre 1970 hinzu, welche jedoch 2002 wieder gestrichen wurde. Seitdem liegt die übliche Streckenlänge bei den Frauen bei 5 bis 6 Kilometern.

Schon seit den ersten deutschen Waldlaufmeisterschaften gibt es auch eine Mannschaftswertung. Damit war der Crosslauf die erste leichtathletische Disziplin, in der es nicht nur einen Deutschen Meister in der Einzeldisziplin, sondern auch Mannschaftsmeister gab.

  • Der Film City of McFarland erzählt eine wahre Geschichte eines Crosslauf-Teams in Kalifornien.
  • Die wichtigsten deutschen Crossläufe sind der Darmstadt-Cross und der Cross Pforzheim. Internationale Crossläufe auf deutschem Boden gibt es nicht.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Arnd Krüger: Viele Wege führen nach Olympia. Die Veränderungen in den Trainingssystemen für Mittel- und Langstreckenläufer (1850–1997), in: N. Gissel (Hrsg.): Sportliche Leistung im Wandel. Hamburg 1998: Czwalina, S. 41–56.
  2. Matti Hannus: Flying Finns: story of the great tradition of Finnish distance running and cross country skiing. Helsinki: Tietosanoma, 1990.
  3. Sandra Heck: Von Spielenden Soldaten und kämpfenden Athleten. Die Genese des Modernen Fünfkampfes. V & R Unipress, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8471-0201-4.
  4. Fingal-Dublin 2020 SPAR European Cross Country Championships cancelled, auf: european-athletics.org, vom 9. September 2020, abgerufen am 5. November 2020.
  5. Alexandra Dersch: Flash-News des Tages – Cross-Europameister Robel Fsiha vier Jahre gesperrt, Notizen, auf: leichtathletik.de, vom 5. November 2020, abgerufen am 5. November 2020.
Commons: Crosslauf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien