Rüegsau
Rüegsau | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Bern (BE) |
Verwaltungskreis: | Emmental |
BFS-Nr.: | 0956 |
Postleitzahl: | 3415 Rüegsauschachen 3417 Rüegsau 3418 Rüegsbach |
UN/LOCODE: | CH HRU (Hasle-Rüegsau)
CH RUE (Rüegsauschachen) |
Koordinaten: | 617741 / 208133 |
Höhe: | 589 m ü. M. |
Höhenbereich: | 558–845 m ü. M.[1] |
Fläche: | 15,06 km²[2] |
Einwohner: | 3278 (31. Dezember 2023)[3] |
Einwohnerdichte: | 218 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
6,2 % (31. Dezember 2023)[4] |
Website: | www.ruegsau.ch |
Lage der Gemeinde | |
Rüegsau ist eine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Emmental des Kantons Bern in der Schweiz.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rüegsau liegt im unteren Emmental. Die Gemeinde umfasst von der Emme her entlang des Rüegsbaches die Dörfer Rüegsauschachen, Rüegsau, Rüegsbach und Rinderbach sowie mehrere Weiler. Sie hat etwa die Form eines Rechteckes von rund 2 km Breite und 8 km Länge. Der tiefste Punkt liegt am Ufer der Emme auf 560 m. ü. M., der höchste Punkt auf der Höchi oberhalb des Vorderen Almisberg auf 841 m. ü. M.[5]
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Gemeinde liegen die Hauptsitze der folgenden Firmen:
- Blaser Swisslube AG, ein führender Hersteller von Kühl- und Schmiermitteln für die Maschinenindustrie[6].
- Meister & Cie AG, ein Hersteller von Seilen und Geflechten für den Schweizer Detail- und Fachhandel[7].
- Wasserversorgung Brandis AG, das für die Wasserversorgung von Rüegsau und Lützelflüh zuständige Unternehmen[8].
2023 gab es in der Gemeinde 62 Landwirtschaftsbetriebe.[5]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bahnhof Hasle-Rüegsau der BLS AG wird zusammen mit der Gemeinde Hasle bei Burgdorf benutzt.
Tourismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mehrere Pensionen und Gasthöfe bieten Zimmer an; auch Ferien auf dem Bauernhof werden angeboten.[9]
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein kleines Museum zur Geschichte liegt direkt an der Emme. Die Kirchenglocken in der Kapelle St. Blasius im Ortsteil Rüegsbach gehören zu den ältesten Glocken der Schweiz (aus dem 12. und 13. Jahrhundert).[10] Die Hauptsehenswürdigkeit ist jedoch die Holzbrücke über die Emme zwischen den Gemeinden Hasle und Rüegsau.
Die Brücke von Rüegsau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei Rüegsau überquert eine 1839 erbaute gedeckte Bogenholzbrücke die Emme. Sie ersetzte eine Jochbrücke, die 1837 bei der Wassernot im Emmental fortgeschwemmt wurde. Im selben Jahr wurde der Neubau von der Berner Regierung bewilligt.
Jeremias Gotthelf schrieb darüber:
«Tobend wütete die Emme das Tal hinunter, viele hundert Fuss breit, fast von einem Emmenrain zum andern, Hasle und dem Rüegsauschachen zu. Dort hatten die Winkelwirtschaften sich längst geleert, männiglich ängstlich die dreifach gejochte Brücke verlassen, die mit ihren engen Zwischenräumen den Holzmassen den freien Durchgang wehrte. Hier wie an allen oberen Orten dachte kein Mensch an Massnahmen zur Schirmung der Brücken, wie es doch in früheren Zeiten üblich wart und namentlich bei der Haslebrücke. Die gehemmte Emme bäumte Tanne auf Tanne, Trämel[11] auf Trämel, bis weit oberhalb der Brücke türmten sich die krachenden Holzhaufen. Zu beiden Seiten strömten nun die Wasser aus mit immer steigender Gewalt und suchten dem Strom eine ungehemmte Bahn. Noch einige Minuten, und ihr Beginnen wäre auf der Hasleseite gelungen. Es harrten in den Schrecken des Todes die Kalchofenbewohner der einbrechenden Wasserflut, welche die ganze Oberburgebene verwüstet ein neues Bett sich gegraben hätte. Es flohen die Rüegsauer durch das steigende Wasser und überall war ein Beten, dass die Brücke doch voneinander gehen möchte.»[12]
1955 wurde diese Brücke abgebaut und durch eine moderne Betonbrücke ersetzt. Die Holzbrücke wurde gelagert und 600 Meter weiter flussabwärts in den Jahren 1957/1958 wieder aufgebaut. Sie ist mit einer Bogenspannweite von 60,15 m die längste Holzbogen-Spannbrücke Europas[13] und wurde zum Wahrzeichen der Gemeinden Hasle und Rüegsau.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Name Rüegsau erscheint erstmals in einer Urkunde von 1139 und kommt von "ruggere aue", oder "ruhe Aue". Prägend für die ganze mittelalterliche Geschichte von Rüegsau war ein 1528 aufgehobenes Benediktinerinnenkloster, das Kloster Rüegsau.[14]
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde zählte am 31. Dezember 2023 3278 Einwohner. Nach einem deutlichen Bevölkerungsrückgang in den 1960er und 70er Jahren, wächst die Bevölkerung seit den 1990er Jahren gleichmässig.[15]
Jahr | 1764 | 1850 | 1900 | 1950 | 1980 | 2000 |
Einwohner | 959 | 2294 | 2567 | 2902 | 2611 | 2935 |
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stimmenanteile der Parteien anlässlich der Nationalratswahl 2019 betrugen: SVP 39,8 %, BDP 14,1 %, EDU 8,5 %, SP 7,6 %, FDP 5,1 %, EVP 6,2 %, GPS 7,2 %, glp 6,0 %, DM 1,8 %, CVP 1,0 %.[16]
Schulen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde betreibt zwei Primarschulen, eine in Rüegsbach und eine im Rüegsauschachen. Zusammen mit Hasle wird eine Sekundarschule betreiben. Zwei weitere Primarschulen in Neuegg[17] und Rinderbach wurden geschlossen.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Geboren in der Gemeinde
- Alfred Held (1886–1973), Landwirt und Politiker
- Werner Meister (1889–1969), Unternehmer und Politiker
- Andrea Nicolas Salvisberg (* 1989), Triathlet und Olympionike
- Mit Bezug zur Gemeinde
- Johann Heinrich Otth (1651–1719), Pfarrer in Rüegsau, Hebraist, Orientalist
- Walter Laedrach (1891–1958), Lehrer und Schriftsteller
- Walter Loosli (1932–2015), Plastiker, Glasmaler, schuf die Kirchenfenstern in Rüegsau
Bücher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Walter Laedrach: Die Brücke von Rüegsau, 1926
- Hans Würgler: Heimatkunde von Rüegsau, 1965
- Walter Lehmann: Üsi Gmein, üses Dörfli u dr Mucky, 2012
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle Website der Gemeinde Rüegsau
- Anne-Marie Dubler: Rüegsau. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Anne-Marie Dubler: Rüegsauschachen. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Bebilderte Seite zur Holzbrücke bei swiss-timber-bridges
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ a b Rüegsau in Zahlen auf der Website der Gemeinde
- ↑ Wilfried Meichtry: Von der Schuhcreme zum flüssigen Werkzeug: Die Blaser-Swisslube AG - ein Familienunternehmen aus Hasle-Rüegsau, Stämpfli Verlag, 2016, ISBN 978-3-7272-7909-6
- ↑ Artikel in der Handelszeitung, Meister: Ein Geflecht für sauberes Wasser, 2004
- ↑ Wasserversorgung Brandis AG. Handelsregisteramt des Kantons Bern, abgerufen am 11. September 2024.
- ↑ ruegsau.ch
- ↑ Christine Müllener: Geschichte Ehemaliges Kloster Rüegsau. Abgerufen am 8. Februar 2023.
- ↑ Tanne bezeichnet zum Bau von Flusswehren und Staudämmen benutzte Tannenäste, Trämel, abgeleitet von Tram, «Balken», sind Rundhölzer wie sie etwa bei der Konstruktion von Geländetreppen verwendet wurden. Vgl. Alfred Helfenstein: Das Namengut des Pilatusgebietes. Keller, Luzern 1982, ISBN 3-85766-004-X, S. 38 f. (Tänsch, Trämelegg). Siehe auch Trambaum und Trambahn.
- ↑ Jeremias Gotthelf: Die Wassernot im Emmental am 13. August 1837, Erzählung, Erstdruck 1852
- ↑ Daten zur Brücke ( vom 11. September 2016 im Internet Archive)
- ↑ Hans Würgler: Heimatkunde von Rüegsau, 1965
- ↑ Anne-Marie Dubler: Rüegsau. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- ↑ Resultate der Gemeinde Rüegsau. Staatskanzlei des Kantons Bern, 20. Oktober 2019, abgerufen am 31. Juli 2020.
- ↑ Berner Zeitung: Die Neuegg wird zur Seminardestination