Rabengrund von Wiesbaden

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Rabengrund von Wiesbaden

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Wiesen im Rabengrund

Wiesen im Rabengrund

Lage nördlich von Wiesbaden im Taunus
Fläche 79,05 ha
Kennung 1414002
WDPA-ID 165071
Natura-2000-ID DE5815301
FFH-Gebiet 83,7 ha
Geographische Lage 50° 7′ N, 8° 13′ OKoordinaten: 50° 6′ 58″ N, 8° 13′ 26″ O
Rabengrund von Wiesbaden (Hessen)
Rabengrund von Wiesbaden (Hessen)
Meereshöhe von 210 m bis 300 m
Einrichtungsdatum 22. März 1988

Der Rabengrund von Wiesbaden ist ein Naherholungsgebiet, Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet in Wiesbaden im deutschen Bundesland Hessen.[1]

Das Schutzgebiet liegt im Ortsbezirk Nordost,[2] gehört aber zur Gemarkung Sonnenberg.[3] Nördlich liegt die Platte mit dem gleichnamigen Jagdschloss (501 m) und die abgegangene Wallanlage Würzburg. Südöstlich befindet sich der Bahnholzer Kopf (288 m), südlich Leichtweißhöhle, Neroberg und Nordfriedhof, westlich das Tal des in den Salzbach mündenden Kesselbachs und nordwestlich die Rentmauer, ein steiler Hang unterhalb eines unbenannten Gipfels (494 m). Das stadtnahe Naherholungsgebiet ist durch Radfahrer, Reiter, Modellflieger und ähnliche Freizeitaktivitäten einem hohen ökologischen Stress ausgesetzt.[3]

Am nordwestlichen Rand des Schutzgebietes liegt die Adolf-Weygandt-Hütte und der Rettert-Brunnen, kurz oberhalb der Amtmannborn. Im nordöstlichen Teil am nach Kaspar Kögler benannten Köglerweg liegt die Habelsquelle, Ursprung des Schwarzbachs. Zwischenzeitlich war geplant, dass diese Quelle die Wasserballastbahn der Nerobergbahn speisen sollte. Knapp unterhalb des Schutzgebiets liegt ein Weiher, anschließend fließt der Bach durch den Landschaftspark des oberen Nerotals[4] Richtung Wiesbadener Innenstadt und über die Salzbach in Biebrich in den Rhein.

Münzbergstollen

Der Rabengrund liegt im Wasserschutzgebiet, da der 1890 fertiggestellte, denkmalgeschützte Münzbergstollen Grundwasser aus dem Taunusquarzit für die Wiesbadener Trinkwasserversorgung erschließt. Dessen Mundloch liegt westlich des Rabengrunds an der Himmelswiese .[5] Die Quellen am Rabengrund wurden bereits zur Zeit der römischen Siedlung Aquae Mattiacorum zur Trinkwasserversorgung genutzt,[6] in der Nähe fand sich eine villa rustica.[7] Der südwestlich unterhalb der Platte gelegene große Kisselborn wurde 1821/22 auf Initiative des damaligen Stadtplaners Christian Zais gefasst und als Trinkwasserleitung nach Wiesbaden verlegt.[7][8]

Die mittlere Temperatur im Rabengrund beträgt etwa 10 °C, der mittlere Jahresniederschlag 600–650 mm.[9]

Das 79,05 Hektar große Naturschutzgebiet wurde am 22. März 1988[1] im Naturraum des Rheingau-Wiesbadener Vortaunus (Teil des Vortaunus) sowie des Wiesbadener Hochtaunus (Teil des Hohen Taunus)[10] nach dem Hessischen Naturschutzgesetz ausgewiesen. Gemeinsam mit nördlich dieses Schutzgebiets liegenden Flächen wurde im Mai 2000 ein 83,76 Hektar großes FFH-Gebiet „Rabengrund von Wiesbaden mit angrenzenden Flächen“ ausgewiesen, das zum Netzwerk Natura 2000 gehört[9][11][12][13] und vollständig vom FFH-Gebiet Buchenwälder nördlich von Wiesbaden umgeben ist.[14] Der Rabengrund liegt innerhalb des Naturparks Rhein-Taunus und der Zone I des Landschaftsschutzgebietes Stadt Wiesbaden.[15]

Die teilweise bewaldeten Wiesen-Niederungen gehen auf eine extensive landwirtschaftliche Nutzung in der Römerzeit zurück.[3] Zweck des Naturschutzes ist, die im Rabengrund und einem angrenzenden Waldwiesenbachtal vorkommende selten gewordene Pflanzengesellschaften früherer Kulturlandschaften durch extensive Bewirtschaftungsformen als Lebensraum für seltene und zum Teil bestandsbedrohte Tier- und Pflanzenarten zu sichern und zu erhalten.[1] Es finden sich dort bodensaure Halbtrockenrasen, magere und wärmeliebende Glatthaferwiesen, Pfeifengraswiesen, Buchenwald und Röhrichte. Außerdem sind Orchideen wie breitblättriges Knabenkraut, kleines Knabenkraut, Brand-Knabenkraut und zweiblättrige Waldhyazinthe zu finden,[3] die grüne Hohlzunge hat hier ihren einzigen Standort im Taunus.[7] Von der Herbst-Drehwurz waren 1985 noch über 100 Exemplare vorhanden, die letzten blühenden und fruchtenden Pflanzen wurden 2001 beobachtet, sie gilt hier als ausgestorben.[7] Eine schützenswerte Schmetterlings-Art ist der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling.[11]

Innerhalb des Naturschutzgebiets befindet sich der seit 1996 geschützte Biotopkomplex „Grünland-Hainbuchenwald-Feuchtgehölz-Komplex im Rabengrund nördl. Wiesbaden“, der mehrere Einzelbiotope enthält.[16]

Um den Rabengrund wurde ein geologischer Rundweg eingerichtet.[5] Das Schutzgebiet wird vom Forsthaus Chausseehaus von Hessen-Forst betreut.[17]

  • Brigitte Forßbohm: Domestizierung der wilden Natur – Das Naturschutzgebiet Rabengrund. In: Gerhard Honekamp et al.: Alltag zwischen Mächtigen und Müßiggängern – Historische Erkundungen in Wiesbaden und Umgebung. 2. Auflage, Wiesbaden-Erbenheim 1995. S. 61–63.
Commons: Naturschutzgebiet Rabengrund von Wiesbaden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Verordnung über das Naturschutzgebiet „Rabengrund von Wiesbaden“ vom 22. März 1988. In: Staatsanzeiger für das Land Hessen, Nr. 14, S. 756–758.
  2. Stadtplan der Landeshauptstadt Wiesbaden, Auswahl Verwaltung > Ortsbezirke. Abgerufen am 2. Mai 2020.
  3. a b c d Naturschutzgebiete, Website der Stadt Wiesbaden. Abgerufen am 2. Mai 2020.
  4. Landschaftspark Oberes Nerotal, Website der Stadt Wiesbaden. Abgerufen am 2. Mai 2020.
  5. a b Eberhard Kümmerle, Benedikt Toussaint, Helmut Arnold, Gudrun Radtke: Geologischer Rundweg im Rabengrund. In: Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde 135, Wiesbaden 2014, ISSN 0368-1254, S. 63–84.
  6. Wolfgang Merkel: Gas, Wasser und die Elektrische – aus der Historie der Stadtwerke Wiesbaden (Memento des Originals vom 16. November 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rotary-wiesbaden.de. 23. August 2005.
  7. a b c d Wolfgang Ehmke: Die Orchideen im hessischen Westtaunus, In: Geobot. Kolloq. 18, Frankfurt am Main, März 2005, ISSN 0940-6581, S. 11.
  8. Martin Lauth: Zu den Ursprüngen der nassauischen Wasserversorgung der Stadt Wiesbaden. In: Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde 134, Wiesbaden 2013, S. 117–136.
  9. a b Berthold Hilgendorf, Matthias Fehlow: Grunddatenerfassung für das FFH-Gebiet 5815-301 „Rabengrund von Wiesbaden mit angrenzenden Flächen“, Oktober 2005.
  10. Geographische Landesaufnahme 1:200.000 – Naturräumliche Gliederung Deutschlands, Blatt 138, 1971.
  11. a b Steckbriefe der Natura 2000 Gebiete: 5815-301 Rabengrund von Wiesbaden mit angrenzenden Flächen (FFH-Gebiet). Bundesamt für Naturschutz, abgerufen am 2. Mai 2020.
  12. Regierungspräsidium Darmstadt (Hrsg.): Maßnahmenplan für das FFH- und Naturschutzgebiet „Rabengrund von Wiesbaden mit angrenzenden Flächen“, 8. Juli 2008.
  13. Rabengrund von Wiesbaden mit angrenzenden Flächen in Germany, www.protectedplanet.net, abgerufen am 2. Mai 2020.
  14. Buchenwälder nördlich von Wiesbaden in Germany, www.protectedplanet.net, abgerufen am 2. Mai 2020.
  15. Übersichtskarte Landschaftsschutzgebiet „Stadt Wiesbaden“. Abgerufen am 2. Mai 2020.
  16. Natureg Viewer, Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie, siehe Schutzgebiete. Abgerufen am 2. Mai 2020.
  17. Übersicht über die örtliche Gebietsbetreuung – Naturschutzgebiete (Memento des Originals vom 8. Januar 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/rp-darmstadt.hessen.de, Stand: 15. Juli 2013.