Raesfeld (Druckerfamilie)
Raesfeld, auch Räßfeld, Raesfeldt oder Resfelt geschrieben, „war eine bedeutende Buchdruckerfamilie“ in Münster in Westfalen, die im Zeitraum von 1591 bis 1697 mindestens 190 verschiedene Druckwerke produzierte.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einführung des Buchdruckes in der westfälischen Hauptstadt Münster wurde vor allem durch den Domherrn des St.-Paulus-Domes initiiert, Rudolf von Langen, der im Jahr 1486 bei dem ersten Buchdrucker der Stadt, Johann Limburg[1] beziehungsweise Johannes Limburg,[2] seine eigenen, in lateinischer Sprache verfassten Gedichte in Buchform vervielfältigen ließ. Durch den Einfluss des frühen Humanisten von Langen ließen sich in der Folge auch andere Buchdrucker in Münster nieder.[1]
Auf den etwa bis zum Jahr 1500 in Münster tätigen Buchdrucker Limburg folgte von 1509 bis 1513 Laurenz Bornmann; dann Gregor Os aus Breda, Th. Zwivel und Joh. Offenburg im 16. Jahrhundert.[1]
Im Jahr 1591 eröffnete Lambert Raesfeld (auch Raesfeldt) eine neue Druckerei in Münster, die von seiner Familie und seinen Nachkommen mehr als ein Jahrhundert bis zum Jahr 1697 fortgeführt wurde. Bei Lambert Raesfeld wurde 1593 das erste nachweislich in Westfalen gedruckte Rechenbuch (Rekenboeck von Rudolf Kates[3]) kaufmännischen Inhalts gedruckt.[4] Unter den in diesem Zeitraum gedruckten Büchern druckte Raesfeld von 1600 bis 1611 mehrere Bücher gemeinschaftlich mit Johann Gymnich aus Köln und 1612 mit Anton Humm aus Offenbach.[1]
Firmennamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die „Officin“
- war von 1591 bis 1617 im Besitz von Lambert Raesfeld;
- firmierte von 1618 bis 1619 als „Anna L. Raesfeld’s Wittwe“;
- stand von 1620 bis 1658 im Besitz von Bernhard Raesfeld;
- gehörte von 1655 bis 1659 Werner Raesfeld;
- lautete von 1659 bis 1677 auf Theodor Raesfeld
- und von 1678 bis 1697 auf Dietrich Raesfeld.[1]
Zudem wurden Drucke als Gemeinschaftswerke von Bernhard Raesfeld und Elias Michael Zinck aus dem Jahr 1638 gefunden, von Bernhard und Werner Raesfeld aus dem Jahr 1656 und von „Bernh. Raesfeld’s Erben“ aus dem Jahr 1659.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Constantin Karl Falkenstein: Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung. Ein Denkmal zur 4. Säcular-Feier der Erfindung der Typographie. Mit einer reichen Sammlg in Holz und Proben von Kunstdrucken ..., 2. unveränderte Auflage, Leipzig: B. G. Teubner, 1856, S. 197
- Karl Goedeke: Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen, Bd. 1, Hannover: Verlag von L. Ehlermann, 1859, S. 219; Google-Books
- Josef Bernhard Nordhoff: Denkwürdigkeiten aus dem Münsterischen Humanismus. Mit einer Anlage über das frühere Press- und Bücherwesen Westfalens, Münster: Theissing, 1874, S. XII
- Joseph Niesert: Beiträge zur Buchdruckergeschichte Münsters, oder Verzeichniß der vom Jahr 1486 bis 1700 zu Münster gedruckten Bücher. Mit 1 Steintafel, Coesfeld: Bern. Wittneven, 1828, S. I–II
- in Joseph Prinz (Hrsg.): Ex officina literaria. Beiträge zur Geschichte des westfälischen Buchwesens (in der Bibliothek des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels), mit Abbildungen und Faksimiles, Münster/Westfalen: Regensberg, 1968, darin:
- Clemens Steinbicker: Der münsterische Buchdrucker Lambert Raesfeld und seine Familie, S. 137ff.; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Paul Casser: Die Schaukarte des Fürstbistums Münster von Dr. Johann Gigas, gedruckt bei Lambert Raesfeld im Jahre 1616 (mit 4 Abb. und 1 Tafel), S. 209–226; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lambert Raesfeld auf der Seite muensterwiki.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g J. Braun: Raesfeld. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 27, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 324.
- ↑ Jakob Franck: Limburg, Johannes. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 18, Duncker & Humblot, Leipzig 1883, S. 654 f.
- ↑ Ein nye Rekenboeck up den Linien und Zyffern van allerleye Kopmannshandelingen in gantzen und gebroken Tallen met veel schonen Regulen, Exempeln unde lustige Fragen gezyret, ock vor de anfangenden Scholere genochsam erkleret.
- ↑ Jochen Hoock: Theorie und Praxis kaufmännischen Handelns, 16.–18. Jahrhundert. Vornehmlich am Beispiel Westfalens. In: Trude Ehlert (Hrsg.): Haushalt und Familie in Mittelalter und früher Neuzeit. Vorträge eines interdisziplinären Symposions vom 6.–9. Juni 1990 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Mit einem Register von Ralf Nelles. Jan Thorbecke, Sigmaringen 1991, ISBN 3-7995-4156-X, S. 107–118, hier: S. 110.