Rainer Marten
Rainer Marten (* 28. November 1928 in Mill Valley, Kalifornien, Vereinigte Staaten von Amerika) ist ein deutscher Philosoph.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Marten studierte Klassische Philologie (Griechisch), Alte Geschichte und Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. 1955 wurde er im Fach Philosophie über die Begriffe οὐσία (ousia) und ἀρχή (arché) im Denken von Platon promoviert. 1963 habilitierte er sich mit einer Studie über Platons Sophistes an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Marten gehörte zum späteren Schülerkreis um Martin Heidegger: Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nahm er zwischen 1950 und 1962 an Heideggers privaten und öffentlichen Seminaren teil.
Rainer Marten wurde 1969 in Freiburg zum außerplanmäßigen Professor ernannt. 1978 erhielt er dort eine ordentliche Professur im Fach Philosophie.
Wissenschaftliche Arbeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In seiner wissenschaftlichen Arbeit beschäftigte sich Marten intensiv mit der antiken Philosophie, hier vor allem mit Platon und Aristoteles. Später folgten Arbeiten zur Philosophie der Sprache und der Lebenskunst. Immer wieder publizierte er über hermeneutische und phänomenologische Themen und setzte sich mit der Philosophie und der Person Martin Heideggers auseinander, dessen Denken er hinsichtlich seiner Nähe zum Nationalsozialismus und des auch nach dem Zusammenbruch fortgeführten Nationalismus heftig kritisiert.[1][2][3] Nach der Veröffentlichung der ersten drei Bände von Heideggers Schwarzen Heften im Jahr 2014 erneuerte und verschärfte Marten nochmals seine Heidegger-Kritik.[4] In einem öffentlichen Aufruf fordert Marten den uneingeschränkten Zugang zu Heideggers Nachlass, der sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach befindet.[5]
In seinen jüngsten Publikationen schrieb Marten über den poetischen Charakter von Philosophie, Religion und Literatur und über den Begriff und das Phänomen der Maßlosigkeit.
Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ousia im Denken Platons. Hain, Meisenheim am Glan 1962.
- Der Logos der Dialektik: Eine Theorie zu Platons Sophistes. de Gruyter, Berlin 1965. Habilitationsschrift vom 23. Februar 1963.
- Existieren, Wahrsein und Verstehen: Untersuchungen zur ontologischen Basis sprachlicher Verständigung. de Gruyter, Berlin 1972, ISBN 3-11-003583-9.
- Platons Theorie der Idee. Alber, Freiburg i.Br. / München 1975, ISBN 3-495-47312-2.
- Der menschliche Tod. Eine philosophische Revision. Schöningh, Paderborn 1987, ISBN 3-506-76535-3.
- Der menschliche Mensch: Abschied vom utopischen Denken. Schöningh, Paderborn 1988, ISBN 3-506-75350-9. Um ein Nachwort erweiterte Neuausgabe. Alber, Freiburg / München 2016. ISBN 978-3-495-48121-9.
- Denkkunst: Kritik der Ontologie. Schöningh, Paderborn 1989, ISBN 3-506-75351-7.
- Heidegger lesen. Fink, München 1991, ISBN 3-7705-2690-2.
- Lebenskunst. Fink, München 1993, ISBN 3-7705-2841-7.
- Menschliche Wahrheit. Fink, München 2000, ISBN 3-7705-3522-7.
- Die Möglichkeit des Unmöglichen: Zur Poesie in Philosophie und Religion. Alber, Freiburg i.Br. / München 2005, ISBN 3-495-48186-9.
- Maßlosigkeit: zur Notwendigkeit des Unnötigen. Alber, Freiburg i.Br. / München 2009, ISBN 978-3-495-48311-4.
- Radikalität des Geistes: Heidegger – Paulus – Proust. Alber, Freiburg i.Br. / München 2012, ISBN 978-3-495-48512-5. (Leseprobe; PDF; 125 kB)
- Endlichkeit. Zum Drama von Tod und Leben. Alber, Freiburg i.Br. / München 2013, ISBN 978-3-495-48600-9.
- Lob der Zweiheit. Ein philosophisches Wagnis. Alber, Freiburg i. Br. / München 2017, ISBN 978-3-495-48896-6.
- Nachdenken über uns. Philosophische Texte. Mit einem Vorwort von Nikolas Marten, hrsg. v. Lukas Trabert. Alber, Freiburg i. Br. / München 2018, ISBN 978-3-495-49050-1.
- Mein Zeitgeist. Philosophieren vor dem Ende des Lebens. Alber, Freiburg i. Br. / München 2021, ISBN 978-3-95757-862-4.
- Die Pandemie. Eine philosophische Perspektive. Meiner, Hamburg 2021, ISBN 978-3-7873-4005-7.[6]
- Das Glück, Mensch zu sein. Erhellende Aufklärung und aufklärende Verklärung. Alber, Freiburg i. Br. / München 2022, ISBN 978-3-495-99874-8.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Guido Löhrer, Christian Strub, Hartmut Westermann (Hrsg.): Philosophische Anthropologie und Lebenskunst: Rainer Marten in der Diskussion. Fink, München 2005, ISBN 3-7705-4059-X (online).
- Willem van Reijen, Utz Maas (Hrsg.): Geteilte Sprache: Festschrift für Rainer Marten. B. R. Grüner, Amsterdam 1988, ISBN 90-6032-314-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Publikationen von Rainer Marten auf dem Freiburger Dokumentenserver (FreiDoc) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg online.
- Wie Philosophie am Worte hängt (M4A; 25,2 MB). Vortrag von Marten, gehalten am 11. Juni 1983 in der Katholischen Akademie der Erzdiözese Freiburg. Als Teil der Serie Rede des Monats der Universitätsbibliothek Freiburg und der Katholischen Akademie der Erzdiözese Freiburg online.
- Kurt Flasch: Je unmöglicher, desto lieber. Rezension von Martens Die Möglichkeit des Unmöglichen: zur Poesie in Philosophie und Religion in Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28. Juli 2006.
- Dirk Lüddecke: Das Vollendende wird für diesen Abend jetzt erreicht. Rezension von Martens Maßlosigkeit. Zur Notwendigkeit des Unnötigen in Süddeutsche Zeitung vom 1. Februar 2010.
- Das wunderbarste und schrecklichste Wesen. Interview der Badischen Zeitung vom 16. Januar 2009 mit Marten zu Kunst, Poesie, Religion und Aufklärung.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ein rassistisches Konzept von Humanität. Überlegungen zu Victor Farias’ Heidegger-Buch und zum richtigen Umgang mit Heideggers Philosophie (PDF; 123 kB), Badische Zeitung 19./20. Dez. 1987 (= Nr. 293), S. 14.
- ↑ Edith Stein und Martin Heidegger (PDF; 258 kB), Edith Stein Jahrbuch 2 (1996), S. 347–360.
- ↑ Heideggers Geist (PDF; 194 kB), Allmende 20 (1988), S. 82–95
- ↑ Rainer Marten: Martin Heidegger, der verblendete Prophet. Über die Vollendung der Neuzeit und das barbarische Prinzip. In: Badische Zeitung vom 22. März 2014
- ↑ Rainer Marten: Gralshüter mit letzter Treuebereitschaft. In: Die Zeit Nr. 11 vom 12. März 2015, S. 51.
- ↑ Meiner Verlag: Leseprobe einschließlich Gliederung. Abgerufen am 25. März 2021.
Personendaten | |
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NAME | Marten, Rainer |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Philosoph und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 28. November 1928 |
GEBURTSORT | Mill Valley |