Ramiro I. (Aragón)

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Ramiro I. (links) und sein Sohn Sancho Ramírez (rechts) in einer Darstellung aus dem 13. Jahrhundert.

Ramiro I. (* um 1000; † 8. Mai 1063 bei Graus)[1] war von 1035 bis 1063 der erste König von Aragón aus dem Haus Jiménez.

Ramiro war ein unehelicher Sohn des Königs Sancho III. von Navarra und der Sancha von Aibar. Eine Urkunde seines Vaters vom 21. Oktober 1022 lässt vermuten, dass er dessen zweiter Sohn gewesen war.[2] Seine Halbgeschwister waren:

Das Königreich Aragón (grün) unter der Herrschaft Ramiros I.

Nach dem Tod des Vaters 1035 erhielt Ramiro aus dessen umfangreichen Erbe die ehemalige Grafschaft Aragón, die ursprünglich zur spanischen Mark des Frankenreichs gehört hatte, aber schon vor einigen Generationen von den Königen Pamplonas annektiert worden war.[3] Ihr Territorium entsprach in etwa dem der heutigen Comarca Jacetania, also das Land um den Hauptort Jaca. Offenbar bestanden bezüglich Ramiros Status unterschiedliche Auffassungen, insbesondere bezüglich seines Verhältnisses zum ältesten legitim geborenen Bruder García III., dem vom Vater vermutlich die Rolle eines Familienseniors zugewiesen worden war. Jedenfalls betrachtete sich Ramiro selbst, wie seine anderen Brüder auch, als eigenständigen König, mit welchem Titel er sich erstmals anlässlich seiner ersten Eheschließung am 22. August 1036 urkundlich nennt.[4] In einer Urkunde Garcías aus dem Jahr 1048 hingegen wird er in deutlicher Unterscheidung zu den anderen Brüdern lediglich als „sogenannter König“ (quasi pro rege) bezeichnet.[5]

Die Beziehung zwischen Ramiro und García war offenbar von Anfang an konfliktbeladen, indem Ersterer gegen das dynastische Seniorat des Letzteren und der damit verbundenen politischen Unterordnung aufbegehrte. Im Jahr 1043 begann Ramiro schließlich einen Krieg mit García, gegen den er sich mit den maurischen Königen von Huesca, Saragossa und Tudela verbündete. Allerdings verlor er den Krieg schnell durch seine Niederlage in der Schlacht von Tafalla.[6] Dadurch nach Westen hin in die Schranken gewiesen, lenkte Ramiro seine Expansionsbestrebungen in andere Richtungen. Zunächst konnte er 1045 die Ermordung seines Bruders Gonzalo ausnutzen und die östlich an Aragón grenzenden Landschaften Sobrarbe und Ribagorza dauerhaft annektieren.[7] Am 16. August 1045 konnte er erstmals mit einer entsprechend erweiterten Titulierung beurkunden.[8] Im Jahr 1054 vermochte Ramiro ebenfalls vom Tod seines Bruders García zu profitieren, der gegen Ferdinand in der Schlacht von Atapuerca gefallen war, indem er seinen Neffen Sancho IV. unter seinen Schutz stellte und sich dies mit der Abtretung einiger Burgen entlohnen ließ.

Danach richtete Ramiro sein Augenmerk nach Süden gegen das maurische al-Andalus, wo er vor allem auf Kosten des Taifa-Königreichs von Saragossa Land zu gewinnen suchte. Ziel war es hier, Positionen im Vorpyrenäengebiet entlang des Vero bis zu seinem Zusammenfluss mit dem Cinca bei Barbastro zu sichern, von wo aus der weitere Vormarsch in das Ebro-Tal erfolgen konnte. Allerdings geriet er hier in Gegensatz zu seinem jüngsten Bruder Ferdinand, der sich mittlerweile als König von León-Kastilien etabliert hatte und außerdem einen Oberherrschaftsanspruch über alle spanischen Reiche, auch über die maurischen, erhob. Angesichts der Bedrohung durch Aragón sah der König von Saragossa, al-Muqtadir, sich genötigt, freiwillig Vasall Ferdinands zu werden, um von diesem Schutz zu erhalten. Als Ramiro im Frühjahr 1063 einen Angriff auf die Grenzstadt Graus am Vero unternahm, zog ihm al-Muqtadir mit seinen Truppen entgegen. Unter den maurischen Kriegern befand sich auch eine Gruppe kastilischer Ritter, die von Ramiros Neffen Sancho angeführt wurden.[9] In der Schlacht von Graus erwies sich das maurische Heer als überlegen und Ramiro fiel.[10] Nach der Überlieferung des Al-Turtūshī (Sirāj al-mulūk) wurde er von einem maurischen Krieger, der sich als christlicher Ritter verkleidet in das Lager der Aragónesen schmuggeln konnte, getötet.[11] Er wurde in der Abtei San Juan de la Peña bestattet.[12][13]

Ehen und Nachkommen

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In erster Ehe war Ramiro seit 1036 verheiratet mit Gisberga-Ermensinde, einer Tochter des Grafen Bernhard Roger von Foix-Bigorre († 1049). Der Ehevertrag wurde am 22. August 1036 in San Juan de la Peña aufgesetzt.[14] Ihre Kinder waren:

In zweiter Ehe war er seit etwa 1054 mit Agnes verheiratet, einer die Tochter des Herzogs Wilhelm VII. von Aquitanien († 1090). Diese Ehe blieb kinderlos.

Mit einer unbekannten Frau namens Amuña hatte er einen unehelichen Sohn, Sancho Ramirez, Herr von Aybar. Dieser ist als ältester Sohn Ramiros urkundlich bezeugt.[17]

Das Signum (Bild 1), mit dem Ramiro I. die meisten seiner Urkunden bezeugt hatte, wurde ab dem 14. Jahrhundert rückwirkend als silbernes Kreuz aufgetragen heraldisch rechts oben auf einem blauen Schild als Wappen der ersten Königsdynastie Aragóns anerkannt (Bild 2). Der Historiker Jéronimo Zurita (Anales de la corona de Aragón) identifizierte dieses Kreuzzeichen mit dem legendären „Kreuz des Iñigo Arista“ (Bild 3), das diesem während einer Schlacht gegen die Mauren als göttliches Zeichen am Himmel erschienen sein soll. Heute ist dieses Wappen ein Bestandteil des Wappens der spanischen Region Aragón (Bild 4).

  • Roberto Viruete Erdozáin: La colección diplomática del reinado de Ramiro I de Aragón (1035-1064). In: Fuentes Históricas Aragonesas, Bd. 66. Institución Fernando el Católico, 2013.
  1. Das Sterbedatum Ramiros und damit auch das Datum der Schlacht von Graus wird in keiner zeitgenössischen Quelle explizit genannt. Das in der Geschichtsschreibung traditionell verwendete Datum des 8. Mai 1063 ist dem Epitaph seines Grabes in San Juan de la Peña entnommen. Allerdings führt das Kartular dieser Abtei auch eine von Ramiro signierte Urkunde, die auf den März 1064 datiert, vgl. Vituete Erdozáin (2013), Nr. 197, S. 573–575. Und die im 14. Jahrhundert zusammengefasste Chronik der Abtei nennt 1062 als das Sterbejahr Ramiros, siehe: Historia de la Corona de Aragón: Crónica de San Juan de la Peña: Part aragonesa, hrsg. von T. Ximénez de Embún y Val (1876), §16, S. 47.
  2. Colección diplomática de la catedral de Pamplona, Tomo I (829-1243), hrsg. von José Goñi Gaztambide (1997), Nr. 7, S. 29. Urkunde Sanchos III., welcher der Abtei San Salvador von Leire die Übernahme der Benediktinischen Ordensregel empfahl.
  3. Historia Silense, hrsg. von Simon Barton und Richard Fletcher, in: The World of El Cid: Chronicles of the Spanish Reconquest. Manchester University Press, 2000, §75, S. 41.
  4. „rex Ranimirus in Aragone…“, vgl. Vituete Erdozáin (2013), Nr. 7, S. 298–299.
  5. „Garsia Rex in Pampilona, in Alava, et in Castella, ejusque frater Ferdinandus Rex in Legione, in Burgis, illorum frater Ranimirus in Aragone quasi pro rege…“, siehe: Colección de privilegios de la corona de Castilla, Bd. 6, hrsg. von Tomás González (1833), Nr. 225, S. 48–49.
  6. Historia Silense, hrsg. von Simon Barton und Richard Fletcher, in: The World of El Cid: Chronicles of the Spanish Reconquest. Manchester University Press, 2000, §76, S. 41–42.
  7. Fragmentum historicum. Ex cartulario Alaonis, hrsg. von Enríque Flórez, in: España Sagrada. Bd. 46 (1836), S. 327. Historia de la Corona de Aragón: Crónica de San Juan de la Peña: Part aragonesa, hrsg. von T. Ximénez de Embún y Val (1876), §16, S. 44–45.
  8. „rex Ranimirus in Aragone et in Superarbi et in Ripacurça…“, vgl. Vituete Erdozáin (2013), Nr. 38, S. 358–360.
  9. Die Kastilier im maurischen Heer werden einzig in der Historia Roderici genannt, laut der sich unter ihnen der junge „El Cid“ Rodrigo Díaz de Vivar befunden habe.
  10. Fragmentum historicum. Ex cartulario Alaonis, hrsg. von Enríque Flórez, in: España Sagrada. Bd. 46 (1836), S. 327.
  11. Al-Turtūshī: Sirāj al-mulūk, hrsg. von Muhammad Fathī Abū Bakr (1994), Bd. 2, S. 700. Hier wird Ramiro I. irrtümlich „Ibn Rudmīr“ (Sohn des Ramiro) genannt. Vgl. Brian A. Catlos: The Victors and the Vanquished: Christians and Muslims of Catalonia and Aragon, 1050–1300 (2004), S. 37.
  12. Historia de la Corona de Aragón: Crónica de San Juan de la Peña: Part aragonesa, hrsg. von T. Ximénez de Embún y Val (1876), §16, S. 47.
  13. Ramiro I. hatte zwei Testamente verfasst. Das erste datiert auf den 29. Juli 1059 und das zweite auf den 15. März 1061. Vgl. Vituete Erdozáin (2013), Nr. 134, S. 503–508 und Nr. 146, S. 528–532.
  14. Vgl. Vituete Erdozáin (2013), Nr. 7, S. 298–299.
  15. Urraca wird im ersten Testament ihres Vaters als Äbtissin in Santa María de Santa Cruz de la Serós genannt. Ihr Testament wird in das Jahr 1077/78 datiert, siehe: Cartulario de Santa Cruz de la Serós, hrsg. von Antonio Ubieto Arteta (1966), Nr. 7, S. 22.
  16. Marina González Miranda: La condesa doña Sancha y el monasterio de Santa Cruz de la Serós. In: Estudios de edad media de la Corona de Aragón. Bd. 6 (1956), S. 194.
  17. Vgl. Vituete Erdozáin (2013), Nr. 2, S. 285–288.
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VorgängerAmtNachfolger
Sancho III. von NavarraKönig von Aragón
1035–1063
Sancho Ramírez