Referendum in Frankreich zur Selbstbestimmung Algeriens

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Am 8. Januar 1961 fand ein Referendum in Frankreich zur Selbstbestimmung Algeriens statt. 72,7 Prozent der Abstimmenden befürworteten das von Staatspräsident Charles de Gaulle favorisierte Gesetz zur Autonomie Algeriens.[1]

Vorgeschichte und Kontext

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Französische Kolonialherrschaft in Algerien

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Verwaltungsgliederung Algeriens zwischen 1934 und 1955.
Französische Départements
Sahara-Territorien

Die systematische Kolonisierung Algeriens durch Frankreich begann im Jahr 1830 mit der Besetzung des Hauptortes Algier. Nach und nach dehnte sich die französische Kolonialverwaltung auf das gesamte Gebiet des heutigen Algeriens aus. Offiziell wurde das Küstengebiet im Jahr 1848 annektiert und administrativ in zunächst drei Départements eingeteilt (Oran, Alger und Constantine). In den Jahren 1956 bis 1958 folgten weitere Départementseinteilungen. Die südlich des Atlasgebirges gelegenen, zum heutigen Algerien gehörige Wüstengebiete der Sahara wurden 1902 als Territoires du Sud organisiert und mit Wirkung vom 7. August 1957 in Form von zwei „Sahara-Départements“ (Oasis und Saoura) an Frankreich angeschlossen. Schon frühzeitig wurde das Land für europäische Siedler geöffnet. Diese kamen nicht nur aus Frankreich, sondern auch aus anderen Mittelmeeranrainerländern. Die Siedler nahmen vielfach das beste Ackerland in Besitz und nutzen es für die exportorientierte Landwirtschaft, z. B. den Weinbau. Im Jahr 1954 lebten knapp eine Million Personen europäischer Abstammung (die aber größtenteils in Algerien geboren waren) in Algerien.[2] Aufstände der einheimischen Bevölkerung wurden durch die französische Kolonialmacht mit großer Härte unterdrückt. Andererseits nahmen auch nicht wenige Einheimische französische Lebensformen sowie zum Teil die französische Sprache an und arrangierten sich mit der Kolonialherrschaft. Die Mehrheit der einheimischen berberisch-arabischen Bevölkerung profitierte nicht von der französischen Herrschaft und lebte gewissermaßen als Bürger zweiter Klasse unterprivilegiert in Armut. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das französische Kolonialreich sukzessive aufgelöst. Ein Signal für alle von Frankreich beherrschten Kolonialvölker war die französische Niederlage im Indochinakrieg 1953. Ab 1954 brach in Algerien der offene Bürgerkrieg zwischen der algerischen Nationalen Befreiungsfront (Front de libération nationale, FLN) und der französischen Kolonialmacht aus. Die FLN verübte zahlreiche Bombenanschläge auf französische Einrichtungen, nicht nur in Algerien, sondern auch im französischen Mutterland.

Präsidentschaft de Gaulles

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Charles de Gaulle im Jahr 1958

Am 13. Mai 1958 kam es zu einem Putschversuch französischer Generäle in Algier, die durch diesen Akt erzwingen wollten, dass Algerien weiter bei Frankreich verbleiben sollte. Die dadurch ausgelöste Staatskrise brachte General Charles de Gaulle an die Macht und markierte den Beginn der Fünften Französischen Republik. De Gaulle konnte den Putsch beenden und die Republik stabilisieren, indem er eine Präsidialverfassung einführte und sich selbst zum Präsidenten wählen ließ. Der Algerienkrieg ging davon unbeeindruckt weiter. Im Jahr 1959 äußerte de Gaulle seine Ideen zum künftigen Verhältnis zwischen Algerien und Frankreich. Aus der Sicht de Gaulles gab es für das künftige Verhältnis zwischen Frankreich und Algerien drei Modelle. Zum einen die vollständige staatliche Trennung von Algerien und Frankreich („la sécession“), zum zweiten die vollständige Integration und Assimilation Algeriens in Frankreich („la francisation“), und zum dritten die Teilselbständigkeit Algeriens mit politischer Anbindung an das französische Mutterland („l’association“). De Gaulle favorisierte eindeutig das dritte Modell. Beim zweiten Modell fürchtete er, dass die vollständige Integration von Millionen nordafrikanischer Muslime nicht gelingen, bzw. die französische Kultur zu stark überfremden werde. Bei der Teilselbständigkeit Algeriens, dem „algerischen Algerien“ („Algérie algérienne“), wie de Gaulle es nannte, blieb jedoch zum Teil unklar, wie dieses konkret aussehen sollte. Nach den Vorstellungen de Gaulles sollte Algerien eine begrenzte Selbständigkeit erhalten, bei der Frankreich bestimmte Reservatrechte (z. B. hinsichtlich der Verteidigungs-, Außen- und Innenpolitik) behielt.[3][4]

De Gaulle kündigte ein Referendum über die geplante Teilselbständigkeit Algeriens an. Es handelte sich um das erste Referendum seit der Gründung der Fünften Republik. Die in dem Referendum gestellte Frage lautete:

Wahlempfehlungen der Parteien[5]
Partei Stimm-
empfehlung
Section Française de l'Internationale Ouvrière (SFIO) Ja
Mouvement républicain populaire (MRP) Ja
Union pour la Nouvelle République (UNR) Ja
Parti communiste (PCF) Nein
Parti socialiste unifié (PSU) Nein
Regroupement national pour l'unité de la République (RNUR) Nein
Parti radical Nein
Centre national des indépendants et paysans (CNIP) ohne
Empfehlung

« Approuvez-vous le projet de loi soumis au peuple français par le président de la République et concernant l'autodétermination des populations algériennes et l'organisation des pouvoirs publics en Algérie avant l'autodétermination ? »

„Stimmen Sie dem Gesetzesvorhaben, das dem französischen Volk vom Präsidenten der Republik vorgelegt wurde und das die Selbstbestimmung der algerischen Bevölkerung und die Organisation der Staatsgewalt in Algerien vor der Selbstbestimmung betrifft, zu?“

Conseil constitutionnel: Frage des Referendums[6]

Von den politischen Parteien unterstützte die gaullistische Union pour la Nouvelle République (UNR) ebenso wie das christdemokratische Mouvement républicain populaire (MRP) ein „Ja“-Votum. Die in der Section Française de l'Internationale Ouvrière (SFIO) zusammengeschlossenen Sozialisten sprachen sich ebenfalls für ein „Ja“ aus. Die Kommunisten (PCF) und die „vereinigten Sozialisten“ (PSU) empfahlen ein „Nein“, mit dem Argument, dass de Gaulle mit einem „Ja“-Votum ein Mandat zur Fortsetzung des Krieges gegen die von der FLN aufgestellte provisorische algerische Regierung erhalten würde. Die 1958 aus Opposition zur Algerienpolitik de Gaulles gebildete Parlamentariergruppe Regroupement national pour l'unité de la République (RNUR) agitierte ebenfalls für ein „Nein“.[7]

Von den 23.986.913 Wählern stimmten 17.447.669 (72,73 %) mit „Ja“, 5.817.775 (24,25 %) mit „Nein“ und 721.469 Stimmen (3,01 %) waren ungültig.

Ergebnisse nach Départements im französischen Mutterland[1]
Gebiet Wahl-
berechtigte
Wähler Gültige
Stimmen
Ja-Stimmen[Anm. 1] Nein[Anm. 1]
Zahl % Zahl % Zahl % Zahl %
Französisches Mutterland 27.184.408 20.791.246 76,48 20.196.547 97,14 15.200.073 75,26 4.996.474 24,74
Überseedépartements 398.099 241.174 60,58 234.533 97,25 211.376 90,13 23.157 9,87
Algerien 4.470.215 2.626.689 58,76 2.517.515 95,84 1.749.969 69,51 767.546 30,49
Sahara 291.692 193.018 66,17 187.533 97,16 168.563 89,88 18.970 10,12
Überseeterritorien 175.819 134.786 76,66 129.316 95,94 117.688 91,01 11.628 8,99
Gesamt 32.520.233 23.986.913 73,76 23.265.444 96,99 17.447.669 74,99 5.817.775 25,01

Französisches Mutterland

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Ergebnisse nach Départements im französischen Mutterland, den algerischen und Sahara- sowie Überseedépartements und den Überseeterritorien
Wahlbeteiligung
Ergebnisse nach Départements im französischen Mutterland[1]
Département Wahl-
berechtigte
Wahl-
beteiligung
Prozent
Ja[Anm. 1]
Prozent
Nein[Anm. 1]
Prozent
Ungültige[Anm. 1]
Ain 197.060 68,1 79,3 20,7 1,8
Aisne 288.439 80,9 75,1 24,9 2,1
Allier 242.860 71,7 64,4 35,6 2,8
Alpes-Maritimes 340.512 75,7 68,9 31,1 2,1
Ardèche 163.422 72,3 74,9 25,1 2,6
Ardennes 165.148 79,4 77,5 22,5 1,8
Ariège 94.072 66,9 66,2 33,8 2,6
Aube 150.372 76,7 76,9 23,1 2,4
Aude 169.520 67,2 67,1 32,9 3,8
Aveyron 192.657 75,8 80,9 19,1 4,6
Bas-Rhin 457.964 76,8 91,2 8,8 1,7
Basses-Alpes 56.784 72,5 69,3 30,7 3,0
Basses-Pyrénées 286.562 77,0 83,2 16,8 1,6
Bouches-du-Rhône 657.971 75,7 64,6 35,4 1,8
Calvados 269.494 80,1 84,6 15,4 1,7
Cantal 112.591 66,2 82,5 17,5 1,5
Charente 204.286 74,3 72,5 27,5 2,7
Charente-Maritime 281.524 72,6 76,6 23,4 2,4
Cher 183.893 74,5 67,4 32,6 2,3
Corrèze 163.364 72,6 61,9 38,1 2,1
Korsika 163.053 49,6 76,1 23,9 0,4
Côte-d’Or 221.798 74,0 79,9 20,1 2,1
Côtes-du-Nord 329.962 79,1 77,2 22,8 1,4
Creuse 118.460 63,6 66,5 33,5 1,9
Deux-Sèvres 200.838 76,6 84,3 15,7 2,9
Dordogne 251.285 76,9 68,3 31,7 3,0
Doubs 201.935 78,4 85,9 14,1 1,5
Drôme 178.305 71,2 74,2 25,8 2,7
Eure 203.277 78,8 76,2 23,8 2,6
Eure-et-Loir 164.678 78,3 76,8 23,2 2,6
Finistère 499.275 78,0 83,0 17,0 1,0
Gard 256.818 73,7 63,4 36,6 2,9
Gers 113.393 67,3 67,9 32,1 3,5
Gironde 555.028 75,1 77,2 22,8 1,9
Haut-Rhin 329.990 81,3 90,8 9,2 2,1
Haute-Garonne 341.886 72,6 69,3 30,7 3,2
Haute-Loire 141.632 70,3 83,9 16,1 2,6
Haute-Marne 117.961 79,2 82,8 17,2 2,3
Haute-Saône 132.445 76,3 79,4 20,6 2,1
Haute-Savoie 182.973 71,7 85,2 14,8 1,6
Haute-Vienne 227.636 71,3 61,6 38,4 2,4
Hautes-Alpes 54.718 69,7 75,7 24,3 2,8
Hautes-Pyrénées 132.547 71,8 74,4 25,6 2,0
Hérault 294.170 71,3 65,6 34,4 2,3
Ille-et-Vilaine 374.964 79,6 85,9 14,1 1,8
Indre 161.255 73,9 67,9 32,1 2,9
Indre-et-Loire 233.640 75,3 75,0 25,0 2,9
Isère 390.343 69,4 72,7 27,3 2,1
Jura 139.235 73,3 80,1 19,9 2,1
Landes 172.933 77,2 77,8 22,2 2,0
Loir-et-Cher 157.149 76,7 73,5 26,5 3,2
Loire 408.241 70,9 74,1 25,9 3,3
Loire-Atlantique 471.713 78,3 82,3 17,7 1,8
Loiret 230.762 79,3 77,6 22,4 2,7
Lot 100.422 75,3 72,5 27,5 3,2
Lot-et-Garonne 164.353 75,8 64,3 35,7 3,3
Lozère 55.134 70,5 84,3 15,7 2,3
Maine-et-Loire 325.174 75,8 84,2 15,8 2,6
Manche 270.861 80,1 91,0 9,0 1,8
Marne 250.968 76,2 76,7 23,3 2,1
Mayenne 155.475 82,0 87,5 12,5 2,9
Meurthe-et-Moselle 351.653 81,5 82,5 17,5 1,5
Meuse 121.581 81,9 88,0 12,0 1,8
Morbihan 340.554 78,0 86,1 13,9 1,0
Moselle 445.477 82,9 89,8 10,2 1,6
Nièvre 155.259 72,7 70,4 29,6 2,5
Nord 1.304.053 84,9 76,7 23,3 1,9
Oise 264.229 80,4 71,5 28,5 2,6
Orne 166.436 80,5 87,0 13,0 2,2
Pas-de-Calais 746.410 84,3 74,3 25,7 2,0
Puy-de-Dôme 310.157 67,4 74,5 25,5 2,2
Pyrénées-Orientales 149.984 67,2 65,4 34,6 2,4
Rhône 596.920 71,8 75,4 24,6 2,1
Saône-et-Loire 328.806 67,6 74,7 25,3 1,4
Sarthe 260.868 75,3 74,7 25,3 2,8
Savoie 153.591 68,4 78,6 21,4 1,8
Seine 3.275.883 77,1 68,4 31,6 1,9
Seine-et-Marne 293.530 77,4 71,0 29,0 2,4
Seine-et-Oise 1.211.676 79,9 67,6 32,4 2,1
Seine-Maritime 591.030 78,0 74,5 25,5 2,2
Somme 292.012 83,6 70,3 29,7 2,5
Tarn 200.991 78,1 71,1 28,9 5,2
Tarn-et-Garonne 106.535 76,3 67,1 32,9 4,7
Territoire de Belfort 61.246 76,1 84,1 15,9 1,6
Var 269.331 73,5 68,7 31,3 2,0
Vaucluse 171.987 76,8 65,5 34,5 4,0
Vendée 254.285 81,1 84,4 15,6 3,4
Vienne 204.255 75,7 78,8 21,2 2,9
Vosges 231.841 77,2 84,2 15,8 2,3
Yonne 168.648 74,4 72,6 27,4 2,5
Zusammen 27.184.408 74,3 75,3 24,7 2,9

Algerische Départements

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In den 13 algerischen Départements lag die Wahlbeteiligung deutlich unter der im französischen Mutterland. Hier lagen auch die einzigen beiden Départements (Alger und Oran), in denen eine Mehrheit der Abstimmenden mit „Nein“ votierte. Die beiden Sahara-Départements stimmten dagegen mit hoher Wahlbeteiligung und großen Mehrheiten mit „Ja“.

Ergebnisse nach Départements in Algerien[1]
Département Wahl-
berechtigte
Wahl-
beteiligung
Prozent
Ja[Anm. 1]
Prozent
Nein[Anm. 1]
Prozent
Ungültige[Anm. 1]
Alger 687.006 54,7 40,1 59,9 4,6
Batna 260.859 67,4 92,7 7,3 1,8
Bône 347.705 59,4 68,6 31,4 2,9
Constantine 561.505 52,3 67,5 32,5 5,4
Médéa 327.475 58,8 83,6 16,4 3,8
Mostaganem 307.810 68,5 75,7 24,3 4,4
Oran 452.155 60,4 42,7 57,3 4,6
Orléansville 311.181 64,4 75,9 24,1 4,2
Saïda 99.447 70,9 82,4 17,6 6,2
Sétif 467.081 51,2 87,1 12,9 2,4
Tizi-Ouzou 334.630 61,3 80,9 19,1 4,4
Tiaret 150.677 54,5 81,0 19,0 4,3
Tlemcen 162.684 62,3 81,0 19,0 6,0
Gesamt 4.470.215 58,8 69,5 30,5 4,2
Ergebnisse in den beiden Sahara-Départements Algeriens[1]
Département Wahl-
berechtigte
Wahl-
beteiligung
Prozent
Ja[Anm. 1]
Prozent
Nein[Anm. 1]
Prozent
Ungültige[Anm. 1]
Oasis 196.856 61,8 90,9 9,1 2,7
Saoura 94.836 75,3 88,2 11,8 3,0
Zusammen 291.692 66,2 89,9 10,1 2,8

Überseedépartements

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Ergebnisse in den Überseedépartements[1]
Département Wahl-
berechtigte
Wahl-
beteiligung
Prozent
Ja[Anm. 1]
Prozent
Nein[Anm. 1]
Prozent
Ungültige[Anm. 1]
Guadeloupe 113.937 56,6 81,5 18,5 3,1
Guyana 12.863 38,0 94,6 5,4 8,9
Martinique 132.880 61,0 96,6 10,2 9,4
Réunion 138.419 65,6 95,6 4,4 1,7
Gesamt 398.099 60,6 92,1 10,1 4,8

Überseeterritorien

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Ergebnisse nach Départements im französischen Mutterland[1]
Territorium Wahl-
berechtigte
Wahl-
beteiligung
Prozent
Ja[Anm. 1]
Prozent
Nein[Anm. 1]
Prozent
Ungültige[Anm. 1]
Komoren 75.615 89,4 99,0 1,0 0,2
Somaliküste 23.375 66,1 94,8 5,2 3,5
Neukaledonien 37.088 59,8 92,8 7,2 20,9
Neue Hebriden 1.208 71,9 93,4 6,6 1,8
Polynesien 32.115 71,2 61,6 38,4 0,4
Saint-Pierre und Miquelon 2.917 82,9 96,5 3,5 1,2
Wallis und Futuna 3.501 98,4 100,0 0,0 0,2
Zusammen 175.819 76,7 91,0 9,0 4,1
  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q Die Prozentangaben für Ja- und Nein-Stimmen beziehen sich auf die gültigen Stimmen.
    Die ungültigen Stimmen umfassen die aus formalen Gründen ungültigen Stimmen, sowie die leeren Stimmzettel.

Entwicklung nach dem Referendum

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Der Ausgang des Referendums war zunächst ein großer Erfolg für de Gaulle. Er konnte sich in seiner Konzeption der Algerienpolitik bestätigt fühlen. Jedoch hatte die große Mehrheit der europäischstämmigen Algerier, die nach wir vor das Konzept eines Algerié française, eines Algeriens unter direkter französischer Herrschaft, favorisierten, gegen den Gesetzesvorschlag gestimmt, war jedoch durch die autochthone algerische muslimische Mehrheitsbevölkerung überstimmt worden. Als Reaktion auf den Ausgang des Referendums bildete sich eine geheime Armeeorganisation, die Organisation de l’armée secrète (OAS), die Terrorakte gegen Anhänger der algerischen Unabhängigkeit verübte, um die sich abzeichnende Unabhängigkeit Algeriens doch noch aufzuhalten. Am 22. April 1961 kam es zu einem von der OAS geführten zweiten Militärputsch, dem „Putsch der Generäle“ in Algier, der allerdings nach wenigen Tagen zusammenbrach. Den Terroraktionen fielen nicht nur viele muslimische Algerier, sondern auch viele Unbeteiligte zum Opfer. Auch de Gaulle selbst entging am 8. September 1961 in Pont-sur-Seine und am 22. August 1962 in Petit-Clamart, südlich von Paris nur knapp zwei Bombenattentaten der OAS. Die OAS verlor schließlich durch die Rücksichtslosigkeit ihres Vorgehens jede Unterstützung in der breiten französischen Öffentlichkeit. Auch die Pieds-noir, die Algerienfranzosen, die zu einem erheblichen Teil mit der OAS sympathisierten oder diese direkt unterstützten, verloren die Sympathien der französischen Öffentlichkeit. Am 18. März 1962 wurden nach einem weiteren Referendum die Verträge von Évian zwischen Frankreich und der FLN unterzeichnet, in deren Folge Algerien schließlich unabhängig wurde, und zwar vollständig und nicht in der von de Gaulle ursprünglich intendierten Form einer Abhängigkeit von Frankreich. Mehr als 700.000 Algerienfranzosen flüchteten überstürzt unter Hinterlassung ihres ganzen Hab und Guts aus Algerien nach Frankreich. In Frankreich stieß ihr Schicksal aufgrund des vorangegangenen OAS-Terrors auf verhältnismäßig geringe Anteilnahme, wodurch sich unter den Pieds-noir das Gefühl verstärkte „vom französischen Mutterland verraten“ worden zu sein. Mit den Pieds-noir flohen Zehntausende Harkis (profranzösisch eingestellte autochthone Algerier), die in ihrem Heimatland schutzlos den Racheakten der FLN ausgesetzt waren und dort zu Tausenden ermordet wurden.[8]

  • François Goguel: Géographie du référendum du 8 janvier 1961 dans la France métropolitaine. In: Revue française de science politique 11, Nr. 1. 1961, S. 5–28, doi:10.3406/rfsp.1961.392606 (französisch, persee.fr – eine Wahlanalyse, insbesondere im Vergleich zur vorangegangenen Parlamentswahl 1958).

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g CONSEIL CONSTITUTIONNEL: PROCLAMATION des résultats du Référendum du 8 janvier 1961 relatif au projet de loi concernant lautodétermination des populations algériennes et l'organisation des pouvoirs publics en Algérie avant l'autodétermination. In: Journal officiel de la Republique Française. 1. Januar 1961, S. 621–623, abgerufen am 14. Oktober 2016 (französisch).
  2. Par Benjamin Stora, Jane Marie Todd: Algeria, 1830–2000: A Short History. Cornell University Press (2004). ISBN 978-0-8014-8916-7, S. 8.
  3. Le référendum sur l'autodétermination de l'Algérie. linternaute.com, abgerufen am 22. Oktober 2016 (französisch, Fernsehansprache de Gaulles).
  4. Approbation par les Français de l’autodétermination en Algérie. archivesdefrance.culture.gouv.fr, abgerufen am 22. Oktober 2016 (französisch).
  5. Autodétermination en Algérie (1961). france-politique.fr, abgerufen am 22. Oktober 2016 (französisch).
  6. Constitution de la Ve République: Référendum sur l'autodétermination en Algérie. Digithèque Universität Perpignan, abgerufen am 22. Oktober 2016 (französisch).
  7. Guy Pervillé: Les accords d'Evian (1962) : Succès ou échec de la réconciliation franco-algérienne (1954–2012). Armand Colin (2012). ISBN 2-200-24907-1. S. 73.
  8. Rainer Volk: Der Krieg, der noch schmerzt: Frankreich und das Ende des Algerienkonflikts vor 50 Jahren. (PDF) In: Einsichten und Perspektiven. Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, Februar 2012, abgerufen am 22. Oktober 2016.