Regula Gerber
Regula Gerber (* 19. März 1958 in Bern)[1] ist eine Schweizer Schauspielerin, Regisseurin und Theaterintendantin.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Regula Gerber wuchs als Kind in Zollikon bei Zürich auf.[2] Sie hat zwei Schwestern und zwei Brüder.[3] Regula Gerber ist verheiratet und hat Kinder.[4]
Nach der Maturität in Zürich[5] absolvierte Regula Gerber ab 1976[2] ein Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Sie schloss es mit dem staatlichen Diplom ab. An der Opernschule dieser akademischen Bildungseinrichtung arbeitete sie zudem als Pianistin und als Repetitorin. Später folgte ein Zweitstudium der Germanistik, Philosophie und Literaturwissenschaft in Berlin und Stuttgart.[5]
Gerber arbeitete als Redakteurin, Autorin und Moderatorin in Hörfunk und Fernsehen, unter anderem beim Süddeutschen Rundfunk.[3][5] Die Tätigkeit an Theaterhäusern bildet jedoch ihren Berufsschwerpunkt.
Nach ihrem ersten Studium arbeitete sie als Schauspielerin und war am Badischen Staatstheater Karlsruhe und am Theater am Neumarkt Zürich engagiert.[5] 1984 gründete sie zusammen mit Alexander Seer in Stuttgart das Theater Die Rampe (heute: Theater Rampe),[6] ein Haus, das sie nach dem Umzug in die Spielstätte alter Zahnradbahnhof zum einen der größten Privattheater Baden-Württembergs ausbaute und dem sie insbesondere mit Erst- und Uraufführungen und spartenübergreifenden Projekten „zu beachtlichem Renommée verhalf“.[7][8][3][9][10]
Intendantin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1998 wurde sie als Nachfolgerin von Heiner Bruns[1] Intendantin des Theaters Bielefeld. Regula Gerber ergänzte das Profil des Dreispartenhauses insbesondere durch Aufführungen von Werken junger deutscher Autoren sowie zeitgenössischer Komponisten,[2] unter anderem Carola Bauckholt,[11] Luigi Dallapiccola,[12] Michael Hirsch[13] Daniel Ott, Volker David Kirchner,[14] Roman Haubenstock-Ramati[2] oder Frederic Rzewski.[15]
Das Nationaltheater Mannheim berief sie zur Spielzeit 2005/2006 als Generalintendantin, zwei Jahre vor Ablauf ihres Vertrages in Bielefeld.[16][17][18] Sie löste dort Ulrich Schwab ab.[5] Ihr Vertrag wurde im Jahr 2011 bis Ende der Spielzeit 2015/2016 verlängert.[2] Sie sorgte in Mannheim unter anderem für erfolgreiche Operninszenierungen und erreichte durch Programmgestaltung und -durchführung trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten spartenübergreifend steigende Zuschauerzahlen.[10]
Regula Gerber etablierte als Generalintendantin in der Spielzeit 2006/2007 die Junge Oper. Schnawwl, das seit 1979 präsente Kinder- und Jugendtheater des Nationaltheater Mannheim, erhielt damit ein Pendant im Bereich des Musiktheaters für Kinder und Jugendliche.[19][20] Schnawwl erweiterte zudem sein Angebot für Klein- und Grundschulkinder, ferner für Kinder mit Migrationshintergrund.[10] 2007[19] begründete sie gemeinsam mit dem damaligen Operndirektor Klaus-Peter Kehr den Mannheimer Mozartsommer, ein biennales Musikfestival im Nationaltheater und im Schwetzinger Schloss.[21] 2009 holte sie den Dirigenten Dan Ettinger als Generalmusikdirektor nach Mannheim;[22][23] er hatte dort bis 2016 die musikalische Leitung des Hauses inne.[24] In die Zeit ihrer Intendanz fiel auch die Entscheidung, am Nationaltheater Mannheim Wagners Ring des Nibelungen in der Regie von Achim Freyer neu zu inszenieren.[25]
Regula Gerber teilte der Stadt Mannheim im Mai 2012 ihren Rücktritt mit; die Auflösung des Intendanz-Vertrages wurde zum Ende der Spielzeit 2012/2013 vereinbart.[26][27] In der Folgezeit arbeitete sie in der Regie.
Regiearbeiten (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Regula Gerber realisierte eine Reihe von Bühnenwerken. Dazu gehören unter anderem:
- Krankheit der Jugend (Ferdinand Bruckner), Stuttgart 1987[28]
- Die Reichsgründer oder das Schmürz (Boris Vian),[1] Stuttgart 1989
- Der Sammler des Schreckens (Gert Loschütz), Stuttgart 1994[29]
- Nach dem Regen (Sergi Belbel), Stuttgart 1996[30]
- Abendmahl, (Werner Buhss), Stuttgart 1997[31]
- Baumeister Solness (Henrik Ibsen), Bielefeld 1999[1]
- Nachtschwärmer (Thomas Oberender), Bielefeld 2000[1]
- Onkel Wanja (Anton Pawlowitsch Tschechow), Bielefeld 2001[1]
- Roberto Zucco, (Bernard-Marie Koltès), Bielefeld 2001[1]
- Sommer (Edward Bond), Bielefeld 2002[1]
- Verführbarkeit auf beiden Seiten (Pierre Carlet de Marivaux), Stuttgart 1992[1]
- Katja Kabanova (Leoš Janáček), Bielefeld 2003[32]
- Jenůfa (Leoš Janáček), Mannheim 2008[33][34]
- Macbeth (Giuseppe Verdi), Mannheim 2009[35]
- Turandot (Giacomo Puccini), Mannheim 2010[36]
- Eugen Onegin (Pjotr Iljitsch Tschaikowski), Mannheim 2011[37][38]
- Der Idiot (Mieczysław Weinberg), Mannheim 2013[39][40][41][42][43][44]
- Stiffelio (Giuseppe Verdi), Mannheim 2014[45][46][47][48]
Auszeichnungen, Ämter, Mitgliedschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 50 unabhängige Musikkritiker Europas und den USA, die von Zeitschrift opernwelt befragt wurden, wählten 2013 ihre Uraufführungsinszenierung von Weinbergs Oper Der Idiot neben George Benjamins Written on Skin zur „Uraufführung des Jahres“[49]
- Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste[1]
- Von 2011 bis 2016 Mitglied im Universitätsrat der Universität Mannheim[50][51]
- 2005 Jurymitglied des Ring Award[52]
- Ab 1994 Mitglied des Stiftungsrates der Fondation Nestlé pour l'Art, ab 1996 bis 2002 Vizepräsidentin des Gremiums[1][2]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Thomas Blubacher: Regula Gerber. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 1, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 697.
- Regula Gerber im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g h i j k Thomas Blubacher: Regula Gerber. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 1, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 697.
- ↑ a b c d e f Regula Gerber im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- ↑ a b c Erik Nolmans: Reichsein als Chance. In: Die Weltwoche. 14. April 2010, abgerufen am 12. März 2018.
- ↑ Zeit für große Gefühle. In: Neue Westfälische, 27. Januar 2003.
- ↑ a b c d e Regula Gerber (Biografische Informationen). Nationaltheater Mannheim, abgerufen am 12. März 2018.
- ↑ Informationen zur Geschichte des Theaters (Website des Theaters), Abruf am 13. März 2018.
- ↑ Zitat nach Karriere-Schub. Intendantin Regula Gerber. In: Basler Zeitung, 10. Januar 2004.
- ↑ Nicole Hille-Priebe: Neuer Schwung im Karussell. Das Nationaltheater Mannheim ruft Regula Gerber. In: Neue Westfälische, 10. Januar 2004.
- ↑ Rolf C. Hemke: Geld bekommt, wer auffällt. Wie misst man künstlerisches Profil? Über Nordrhein-Westfalens Bühnenlandschaft – Teil zwei. In: Saarbrücker Zeitung, 5. Januar 2001.
- ↑ a b c Brigitta Niederhauser: „Ein Haus atmet über die Kunst“. In: Tages-Anzeiger, 30. März 2011.
- ↑ Torsten Möller: Carola Bauckholt. In: Musikvermittlung und Genderforschung: Musikerinnen-Lexikon und multimediale Präsentationen. Beatrix Borchard, Nina Noeske (Hrsg.), Hochschule für Musik und Theater Hamburg, abgerufen am 4. April 2018.
- ↑ Theater Bielefeld: Premieren der Spielzeit 1999/2000. In: Online Musik Magazin. Abgerufen am 4. April 2018.
- ↑ Michael Hirsch. In: maulwerker.de. Abgerufen am 4. April 2018.
- ↑ Ahasver oder Die Besichtigung eines Zeitalters. Szenisches Oratorium. Text vom Komponisten. In: de.schott-music.com. Abgerufen am 4. April 2018.
- ↑ Theater. In: Die Zeit Nr. 26/2003. 25. Juni 2003, abgerufen am 4. April 2018.
- ↑ Regula Gerber geht ans Nationaltheater. In: Aachener Zeitung, 10. Januar 2004.
- ↑ Regula Gerber: Neue Intendantin in Mannheim. In: Darmstädter Echo, 10. Januar 2004.
- ↑ Sinn fürs Moderne. Regula Gerber ab 2005 Intendantin in Mannheim. In: Allgemeine Zeitung, 10. Januar 2004.
- ↑ a b Informationen zur Geschichte des Nationaltheater Mannheim (Website des Theaters), Abruf am 4. April 2018.
- ↑ Schnawwl und Junge Oper Mannheim. In: mannheim.de (Website der Stadt Mannheim). Abgerufen am 4. April 2018.
- ↑ Sandra Morticia Zschiesche: Kulturorganisationen und Corporate Cultural Responsibility. Eine neoinstitutionalistische Analyse am Beispiel der Festivalregion Rhein-Neckar, Springer Fachmedien, Wiesbaden 2015, S. 304, ISBN 978-3-658-11361-2.
- ↑ Monatsbrief Oktober 2009 (Freunde und Förderer des Nationaltheaters Mannheim e.V.). In: freunde.nationaltheater.de. Oktober 2009, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 10. April 2018; abgerufen am 4. April 2018. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Biografie (Dan Ettingers). In: musikalische-akademie.de (Musikalische Akademie des Nationaltheater-Orchesters Mannheim e.V.). Abgerufen am 4. April 2018.
- ↑ Simon Scherer: Auch beim Abschied noch höchste Kontrolle: Dan Ettinger am Nationaltheater. In: Rhein-Neckar-Zeitung. 7. Juli 2016, abgerufen am 4. April 2018.
- ↑ Christian Wildhagen: Wagners „Ring“ in Mannheim. Hier geschehen noch Zeichen und Wunder. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (faz.net). 31. Oktober 2011, abgerufen am 4. April 2018.
- ↑ Mannheims Intendantin hört auf – Nationaltheater: Regula Gerber gibt Leitung ab. In: Allgemeine Zeitung, 15. Mai 2012.
- ↑ Regula Gerber gibt wegen Krankheit auf. Mannheimer Generalintendantin scheidet früher aus. In: Neue Westfälische, 16. Mai 2012.
- ↑ Siehe die Angaben zur Schauspielkarriere von Karla Trippel, Website ihrer Agentur, Abruf am 9. April 2018.
- ↑ Informationen zu Gert Loschütz ( des vom 13. Dezember 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der Website des Verlags der Autoren, Abruf am 4. April 2018.
- ↑ Cornelia Eisner: La recepció de l’obra Després de la pluja, de Sergi Belbel, a Alemanya. In: Zeitschrift für Katalanistik, 23 (2010), S. 117–131, hier S. 121.
- ↑ Informationen zum Stück Abendmahl auf der Website theatertexte.de, Abruf am 4. April 2018.
- ↑ Theater Bielefeld: Aufführungen in der Spielzeit 2003/2004 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Online Musik Magazin, Abruf am 4. April 2018.
- ↑ [Heinz] Zietsch: Gewalt und Opfer, Oper – Intendantin Regula Gerber zeigt Janáceks "Jenufa" als ihre erste Regiearbeit am Mannheimer Nationaltheater. Darmstädter Echo, 9. Juli 2008.
- ↑ Gabriele Weingartner: Ein unüberwindbarer Abgrund – Die Mannheimer Intendantin Regula Gerber inszeniert Janaceks "Jenufa" im Opernhaus. In: Allgemeine Zeitung, 9. Juli 2008.
- ↑ Heinz Zietsch: Es rührt sich nicht viel. Musiktheater: Regula Gerber inszeniert Verdis "Macbeth" im Nationaltheater Mannheim. In: Darmstädter Echo, 28. Mai 2009.
- ↑ Sigrid Feeser: Musiktheater: Die Mannheimer Intendantin Regula Gerber inszeniert "Turandot". In: Darmstädter Echo, 12. Mai 2010.
- ↑ Sigrid Feeser: Degradiert zum Schnösel. Musiktheater: Intendantin Regula Gerber inszeniert "Eugen Onegin" in Mannheim. In: Darmstädter Echo, 22. Februar 2011.
- ↑ Eugen Onegin im Nationaltheater Mannheim. In: androgon.com, 6. Januar 2012, Abruf am 13. März 2018.
- ↑ Thomas Weiss: Wenn die Musik dunkel glüht - Regula Gerber inszenierte und Thomas Sanderling dirigierte die begeisternde Uraufführung von Mieczyslaw Weinbergs Oper "Der Idiot" in Mannheim. In: Badische Zeitung. 13. Mai 2013, abgerufen am 13. März 2018.
- ↑ Stephan Hoffmann: Verfolgt und totgeschwiegen. In: Die Welt. 29. Mai 2013, abgerufen am 13. März 2018.
- ↑ Burkhard Schäfer: Klassisch: Große russische Oper. In: Südwest Presse. 22. Oktober 2015, abgerufen am 13. März 2018.
- ↑ Bernhard Doppler: Bindungsscheue Figuren in einem Mammutwerk. "Der Idiot" nach Dostojewskij in Mannheim. In: Deutschlandfunk Kultur. 9. Mai 2013, abgerufen am 13. März 2018.
- ↑ Eleonore Büning: Überwältigende Schönheit. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (faz.net). 13. Mai 2013, abgerufen am 13. März 2018.
- ↑ Jörn Florian Fuchs: Erinnerung an einen Vergessenen. Uraufführung von Mieczyslaw Weinbergs Oper "Der Idiot" am Nationaltheater Mannheim. In: Deutschlandfunk. 10. Juni 2013, abgerufen am 13. März 2018.
- ↑ Theophil Hammer: Gefährlicher Seitensprung. Giuseppe Verdis Oper "Stiffelio" im Nationaltheater in der Regie von Regula Gerber. In: Heilbronner Stimme, 4. April 2014.
- ↑ Manuel Brug: Pessimistischer Blick auf das Menschengeschlecht. In: Die Welt. 6. April 2014, abgerufen am 13. März 2018.
- ↑ Axel Zibulski: Kreuz aus Licht gliedert eindrucksvoll die Bühne – Oper: Regula Gerber inszeniert „Stiffelio“ am Mannheimer Nationaltheater. Nachgereichte Rarität zum Verdi-Jahr 2013. In: Allgemeine Zeitung, 7. April 2014.
- ↑ Thomas Weiss: Oper: Das Nationaltheater Mannheim müht sich um Verdis "Stiffelio" – Ex-Intendantin Regula Gerber inszeniert. In: Darmstädter Echo, 17. April 2014.
- ↑ Uraufführung des Jahres: „Der Idiot“ von Mieczyslaw Weinberg. In: Sikorski Musikverlage (Website). Oktober 2013, abgerufen am 13. März 2018.
- ↑ Universität Mannheim: Rechenschaftsbericht 2011/2012 des Rektors Prof. Dr. Hans-Wolfgang Arndt, Mannheim 2013, S. 61.
- ↑ Universität Mannheim: Rechenschaftsbericht 2015/2016 des Rektors Prof. Dr. Ernst-Ludwig von Thadden, Mannheim 2016, S. 31 f.
- ↑ Ernst Naredi-Rainer: Den "ring.award" wird eine Dame gewinnen. In: Kleine Zeitung 22. Juni 2005.
Personendaten | |
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NAME | Gerber, Regula |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Schauspielerin, Regisseurin und Theaterintendantin |
GEBURTSDATUM | 19. März 1958 |
GEBURTSORT | Bern |