Rehbinder (Adelsgeschlecht)
Rehbinder ist der Name eines livländischen Adelsgeschlechts, das auch in Schweden, Russland und Finnland zu einigem Ansehen gelangte. Zweige der Familie bestehen gegenwärtig fort.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Geschlecht wurde urkundlich zuerst mit Joannes Rehbinder genannt, als dieser am 19. Februar 1456 vom Deutschen Orden mit dem Dorf Rusche bei Rositten belehnt wurde.[1] Berndt Rebynnder wurde diese Belehnung am 7. Juli 1519 in Wenden bestätigt.[2] Gottschalck Rehbinder wurde am 17. Oktober in die erste Klasse der kurländischen Ritterbank aufgenommen.
Die estländischen Häuser des Geschlechts wurden 1746 bei der estländischen Ritterschaft immatrikuliert, dergleichen für die livländischen Häuser bei der livländischen Ritterschaft 1747.
Aus der Linie Kurrisaar wurde 1832 der kaiserlich russische Stabskapitän a. D. Alexander von Rehbinder, Erbherr auf Sherebzy in das Adelsgeschlechtsbuch des Gouvernements Witebsk eingetragen.
Aus der Linie Uddrich erhielt der königlich schwedische Oberst Heinrich Rehbinder (1604–1680) bereits am 11. August 1668 die schwedische Adelsnaturalisation und Introduzierung bei der Adelsklasse der schwedischen Ritterschaft (Nr. 713). Am 12. Februar wurde er im Rang eines Generalmajors der Kavallerie und Gouverneur von Finnland verbunden mit einer Wappenbesserung in den schwedischen Freiherrnstand gehoben und bei der Freiherrnklasse der schwedischen Ritterschaft introduziert (Nr. 77).
Der nachmalige kaiserlich russische Staatsrat Freiherr Otto Reinhold Rehbinder, sowie die Brüder Freiherr Carl Gustav Rehbinder, königlich schwedischer Kapitän a. D. und Freiherr Bernt Otto Rehbinder, königlich schwedischer Oberstleutnant a. D. und Erbherr auf Kallis, sämtlich aus dem Ast Frössåker der Linie Uddrich, wurden am 17. September 1819 bei der Freiherrnklasse der finnischen Ritterschaft immatrikuliert.
Freiherr Otto Magnus von Rehbinder (1727–1792), Erbherr auf Uddrich, estländisch herzoglich sächsisch-weimarscher Kammerherr wurde vom Kaiser am 22. Juli 1787 in Wien mit der Anrede „Wohlgeboren“, verbunden mit einer Wappenbesserung in den Reichsgrafenstand gehoben. Seiner Deszendenz wurde der Grafenstand in Russland am 4. Juni 1840 anerkannt.
Ebenfalls aus der Linie Uddrich, jedoch dem finnländischen Ast Wiljakkala, wurde Freiherr Berndt Otto Rehbinder, königlich schwedischer Major sowie Erbherr auf Waimel und Nüggen im Kreis Dorpat, Kreisrichter des Kreises Werro, 1786 in das Adelsgeschlechtsbuch des Gouvernements Livland eingetragen. Seine Witwe nebst Kindern, wurde zudem im April 1798 bei der livländischen Ritterschaft immatrikuliert.[3] Freiherr Reinhold Johann Rehbinder, vormaliger Erbherr auf Wirksberg und königlich schwedischer Sekond-Major a. D. wurde am 17. September 1818 bei der Freiherrnklasse der finnländischen Ritterschaft immatrikuliert (Nr. 3). Sein Sohn, Freiherr Robert Henrik Rehbinder (1777–1841), Erbherr auf Wirksberg und kaiserlich russischer Geheimrat, erfuhr am 3. September 1826 in Moskau die Hebung in den finnländischen Grafenstand.
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Stammwappen zeigt in Gold drei gekrönte blaue Schlangen (gelegentlich als Dreien interpretiert) pfahlweise nebeneinander. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken ein aufgerichteter goldbegriffter und -gerahmter ovaler blauer Handspiegel, um den sich zwei gekrönte blaue Schlangen winden, zwischen einem offenen rechts goldenen und links blauen Flug.
- 1680 wurde dem Geschlecht ein stark gemehrtes freiherrliches Wappen verliehen. 1787 erfolgte durch Kaiser Joseph II. die Verleihung eines gräflichen, noch einmal stark gemehrten Wappens an Otto-Magnus Rehbinder (siehe Abbildung).
-
Stammwappen derer von Rehbinder in Klingspors Baltischem Wappenbuch (1882)
-
Wappen im Grafendiplom (1787)
Angehörige
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinrich von Rehbinder (1604–1680), schwedischer Generalmajor der Kavallerie und Gouverneur von Finnland
- Reinhold Rehbinder († 1709) schwedischer Generalleutnant
- Otto von Rehbinder (1640–1710), estländischer Ritterschaftshauptmann und Landrat
- Otto Bernhardt von Rehbinder (1662–1742), sardischer Feldmarschall[4]
- Otto Heinrich von Rehbinder (1685–1753), estländischer Ritterschaftshauptmann und Landrat
- Otto Magnus von Rehbinder (1727–1792), kaiserlicher Generalfeldmarschall
- Arent Wilhelm von Rehbinder (1730–1800), russischer Stallmeister, Generalleutnant, Wirklicher Geheimer Staatsrat und Adelsmarschall des Kreises Jamburg
- Reinhold Johann von Rehbinder (1732–1792), russischer Generalleutnant und Generalgouverneur der Gouvernements Nischni Nowgorod und Penza
- Hans Wilhelm von Rehbinder (1759–1803), russischer Generalleutnant, Kriegsgouverneur von Riga und Reval, Regimentschef des Revaler Garnisons-Regiments „Rehbinder“
- Boris von Rehbinder (1776–1848), russischer Generalmajor und Kommandant von Astrachan
- Robert von Rehbinder (1777–1841), schwedischer Politiker
- Alexei Maximowitsch Rehbinder (1795–1869), russischer Generalleutnant und Unternehmer
- Otto Carl Rehbinder (1797–1873), russischer Oberst und Gouverneur der finnischen Provinz Häme
- Nicolai von Rehbinder (1823–1876), deutscher Schriftsteller
- Alexander von Rehbinder (1826–1913), russischer General
- Reinhold Fabian von Rehbinder (1831–1905), estländischer Ritterschaftshauptmann und Landrat
- Alexander von Rehbinder (1838–1909), russischer General der Kavallerie, Kommandant des 13. Armeekorps
- Lilla von Rehbinder (1847–1918), Pädagogin
- Nicolai von Rehbinder (1863–1918), russischer Kämmerer, Stallmeister und Staatsrat
- Arno von Rehbinder (1879–1957), deutscher Jurist
- Peter von Rehbinder (1898–1972), sowjetischer Wissenschaftler
-
Karl Friedrich von Rehbinder (1764–1841), Gründer der Brauerei Saku
-
Robert Henrik Rehbinder (1777–1841), Porträt von Johan Erik Lindh
-
Nicolai Rehbinder (1823–1876)
-
Alexander Alexejewitsch Rehbinder (1826–1913)
-
Alexei Maximowitsch Rehbinder (1795–1869)
-
Nicolai von Rehbinder (1863–1918)
-
Reinhold von Rehbinder (1831–1905)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gabriel Anrep: Svenska adelns ättar-taflor, Band 3, Stockholm 1862, S. 330–340 (schwedisch)
- Deutschbaltisches biographisches Lexikon 1710–1960. Hrsg. von Wilhelm Lenz. Böhlau, Köln/Wien 1970. S. 613
- Gustaf Elgenstierna: Friherrliga ätten Rehbinder nr 77. In: Den introducerade svenska adelns ättartavlor, Stockholm (schwedisch)
- Genealogisches Handbuch des Adels, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn). ISSN 0435-2408
- B 2, 1960, S. 319–327; B 3, 1965, S. 270–276; 11, 1983, S. 318–324
- Adelslexikon, Band XI, 2000, Band 122 der Gesamtreihe, 2000, S. 250–253
- Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften, Teil 2, 1.2: Estland, Görlitz 1930, S. 184–208
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, Band 7, Leipzig 1867, S. 401–402
- Rehbinder. In: John Rosén, Theodor Westrin (Hrsg.): Nordisk familjebok konversationslexikon och realencyklopedi. 1. Auflage. Band 13: Pontin–Ruete. Gernandts boktryckeri, Stockholm 1889, Sp. 852–854 (schwedisch, runeberg.org).
- Carl Magnus Victor Rehbinder: Ätten Rehbinder genom åtta sekler, Stockholm 1925
- Sveriges ridderskaps och adels kalender. Stockholm 1923, S. 393–394 (schwedisch)
- Rehbinder. In: Herman Hofberg, Frithiof Heurlin, Viktor Millqvist, Olof Rubenson (Hrsg.): Svenskt biografiskt handlexikon. 2. Auflage. Band 2: L–Z, samt Supplement. Albert Bonniers Verlag, Stockholm 1906, S. 325–326 (schwedisch, runeberg.org).
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser, 1844, S. 447f
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hermann von Bruiningk, Nicolaus Busch (Hrsg.): Livländische Güterurkunden, Band 1. Riga 1908, S. 335, Nr. 370.
- ↑ Hermann von Bruiningk (Hrsg.): Livländische Güterurkunden, Band 2. Riga 1923, S. 173–174, Nr. 308.
- ↑ Anhand der Matrikel der livländischen Ritterschaft lassen sich diese Angaben aus dem GHdA-Lex nicht nachvollziehen. Ebenfalls nicht in der Aufstellung von Georg von Krusenstjern über die Gouvernements-Adelsgeschlechtsbücher. Diese waren auf Befehl der Zarin Katharina von 1786 bis 1797 geschlossen, es bestand Einschreibeverbot. Am 12. Januar 1797 (nach dem Tod der Zarin) wurden alle 69 Personen, die in dieser Zeit eingetragen wurden, in die Matrikel übertragen und zwar alphabetisch mit fortlaufender Nr. von 242 bis 309. Die Rehbinder sind nicht darunter.
- ↑ Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen, Band 19, S. 63 (Bernhard Otto v. R.).