Reichsausstellung Schaffendes Volk
Die Reichsausstellung Schaffendes Volk 1937 in Düsseldorf war die wichtigste, auch nach außen hin bedeutendste Propagandaschau Deutschlands in der Zeit des Nationalsozialismus.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits in den 1920er Jahren gab es Planungsideen zur Anlage eines Ausstellungsparks im Bereich der Golzheimer Heide,[1] die sich nördlich des Vorortes Golzheim zwischen Rhein und dem Ortsteil Rath erstreckte. Dort, unweit des Rheinufers, lag seit 1915 bereits die sogenannte „Neue Akademie“ bzw. „Neue Kunstakademie“, ein Komplex von Künstlerwohnungen und Ateliers der Kunstakademie Düsseldorf. Einen neuen Anschub erhielt der Gedanke eines Ausstellungsparks, nachdem Düsseldorf 1930 die Hauptstadt eines NSDAP-Gaus geworden war und der Gauleiter Friedrich Karl Florian über einen 1934 durchgeführten Wettbewerb für ein Schlageterforum[2] bis Mitte der 1930er Jahre ambitionierte Vorstellungen entwickelt hatte, Düsseldorf unter Anknüpfung an den Schlageter-Kult, das Schlageter-Nationaldenkmal sowie Düsseldorfer Messe- und Kunstausstellungstraditionen als Mittelpunkt des Gaus Düsseldorfs zum Zentrum des Nationalsozialismus im Westen Deutschlands zu machen. Die daraus hervorgehenden Planungen standen unter staatlicher Aufsicht des Werberats der deutschen Wirtschaft. Sie hatten eine Vorbereitungsphase von anderthalb Jahren. Mit ihnen entstand ein völlig neues Stadtviertel in Düsseldorf, das nach Albert Leo Schlageter Schlageterstadt benannt wurde. Im Juli 1936 wurde bekannt gemacht, dass für das vorgesehene Gelände des Ausstellungspark Wege und Wegeteile für den öffentlichen Verkehr eingezogen werden.[3]
Über sechs Millionen Menschen strömten aus dem In- und Ausland an den Rhein, um hier das „neue deutsche Wohnen“, das „neue deutsche Arbeiten“ und die „neue deutsche Kunst“ zu sehen. Von dem realisierten Konzept sind heute die Parkanlage des Nordparks, die anschließenden Mustersiedlungen sowie ein breit ausgebauter Abschnitt der Kaiserswerther Straße erhalten.
Die zwei angelegten Mustersiedlungen waren die Wilhelm-Gustloff-Siedlung, heute Nordparksiedlung in Stockum, mit 14 Häusern im Norden des Ausstellungsgeländes, die eine Arbeitersiedlung darstellte und die Siedlung Schaffendes Volk, ab 1937 Schlageterstadt, heute Golzheimer Siedlung, im südlichen Teil des Ausstellungsgeländes mit Wohnraum der gehobenen Ansprüchen für Führungskräfte aus Politik, Wirtschaft und Kunst.
Beteiligte Architekten (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fritz Becker – künstlerische Gestaltung der Freifläche; des Weiteren der Bau des Konditorencafé, die runde Pflanzenhalle, Bauten am Konzertplatz und am Wassergarten, die Pergola am Irisgarten und den Laubengang im Rosengarten, Konditorei-Café, Tanzring
- Peter Dierichsweiler – „Ehrenhalle der Partei“, das Maximilian-Weyhe Haus, seit 1960 Sitz des Garten-Friedhofs- und Forstamt der Stadt Düsseldorf, Kaiserswerther Straße 390
- Arnold Emundts – künstlerische Leitung des Architekturbüros
- Wilhelm Elmpt – Bahnhöfe der Liliputbahn der Rheinischen Bahngesellschaft
- Emil Fahrenkamp – Gebäudegruppe am Hauptfestplatz und Mannesmann-Pavillon
- Peter Grund – künstlerischer Oberleiter, Gesamtbebauungsplan
- Robert Meyer – Leitung des Architekturbüros
- Leopold Schmalhorst
- Walter von Wecus – Verantwortlicher für die „gesamtkünstlerische Gestaltung“ der „Licht-, Fahnen- und Wasserspiele“
Architekten der Häuser in der „Schlageter-Siedlung“ 1937, u. a. Ingo Beucker, Wilhelm Elmpt, Peter Grund, Helmut Hentrich, Hans Heuser, Hans Junghanns, Walter Köngeter, Hans Heinz Lüttgen, Wilhelm Mohr, Ernst Petersen, Klaus Reese, Franz Schneider, Heinz Thoma.
Beteiligte Gartenarchitekten (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wilhelm Tapp (1887–1957) – Gartendirektor
- Hans Schiller
- Wilhelm Nerche (* 1884) – Rosengarten
Beteiligte Künstler (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Josef Daniel Sommer
- Zoltan Székessy – „Sitzendes Kind“ für einen Brunnen in der Schlageter Siedlung
- Edwin Scharff – die „Rossebändiger“
- Kurt Zimmermann – „Bauer“ und „Bäuerin“, Skulpturen der Gruppe „Die Ständischen“
- Alexander Zschokke – „Fischer“ und „Matrose“ (verschollen), Skulpturen der Gruppe „Die Ständischen“
- Ernst Gottschalk – „Spatenmann“, Skulptur der Gruppe „Die Ständischen“
- Willi Hoselmann – „Falkner“, Skulptur der Gruppe „Die Ständischen“
- Alfred Zschorsch – „Winzerin“, Skulptur der Gruppe „Die Ständischen“
- Robert Ittermann – „Schäferin“, Skulptur der Gruppe „Die Ständischen“
- Johannes Knubel – „Sitzende“, Kalksteinplastik
- Arno Drescher – Plakatgestaltung[4]
- Oswald Petersen – Wandmalerei
- Kurt Otte (1912–1956) – Wandbilder Halle 36, Mannesmann Röhrenweke
- Hans Kohlschein – zwei Wandbilder in Halle 12, Reichsverband der öffentlich-rechtlichen Versicherung; Wandmalereien Halle 13, Henkel
- Richard Schwarzkopf – künstlerische Oberleitung der Schriftgestaltung auf der Ausstellung
Beteiligte Wissenschaftler (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gustav Langen – siedlungswissenschaftliche Leitung der Abteilung „Deutscher Lebensraum“ (Halle 35)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stefanie Schäfers: Vom Werkbund zum Vierjahresplan. Die Ausstellung Schaffendes Volk, Düsseldorf 1937. Quellen und Forschungen zur Geschichte des Niederrheins. Hrsg. v. Düsseldorfer Geschichtsverein, Band 4, Droste, Düsseldorf 2001. ISBN 3-7700-3045-1 – Webseiten
- Wieland Koenig (Vorwort), Werner Alberg (Bearbeitung): Düsseldorfer Kunstszene 1933–1945, Stadt Düsseldorf. Stadtmuseum, 1987, ISBN 3926895004
- Ernst Heinson: Reichsausstellung Schaffendes Volk Düsseldorf 1937, L. Schwann Düsseldorf, 1937 (archive.org)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Reichsausstellung Schaffendes Volk. In: Duesseldorf.de
- Stefanie Schäfers: Informationsseite über die Ausstellung „Schaffendes Volk“
- „Schaffendes Volk“ in Düsseldorf '37 (M908) bei YouTube (Video, 5:42 Min.)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Stefan Starek: Architektur auf der „Reichsausstellung Schaffendes Volk 1937“. In: Dieter Breuer, Gertrude Cepl-Kaufmann (Hrsg.): Moderne und Nationalsozialismus im Rheinland. F. Schöningh, Münster 1997, S. 504
- ↑ Stefanie Schäfers: Vom Werkbund zum Vierjahresplan. Die Ausstellung „Schaffendes Volk“, Düsseldorf 1937. In: Düsseldorfer Geschichtsverein (Hrsg.): Quellen und Forschungen zur Geschichte des Niederrheins, Band 4 (= Beiträge der Forschungsstelle für Architekturgeschichte und Denkmalpflege der Bergischen Universität-Gesamthochschule Wuppertal, Band XI), Droste Verlag, Düsseldorf 2001, ISBN 3-7700-3045-1. Vgl. Webseite Vorhandene Bebauung I
- ↑ 493. Bekanntmachung, vom 15. Juli 1936, in Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf, Jahrgang 1936, S. 199
- ↑ Plakat Reichsausstellung Schaffendes Volk, von Arno Drescher