Reiff-Museum
Das Reiff-Museum war ein Museum in Aachen. Die Gründung des Museums geht auf Franz Reiff (1835–1902) zurück; denn ab Gründung der RWTH Aachen im Jahr 1870 als „Königlich Rheinisch-Westphälische Polytechnische Schule zu Aachen“ gab es auch eine Malerei-Professur, die im Fachbereich Architektur angesiedelt wurde; die Stelle hatten (nacheinander) inne: Franz Reiff, Alexander Frenz, August von Brandis, Hermann Haas. Die Sammlung der Kunstwerke diente der Ausbildung von Architekten und Kunsthistorikern an der polytechnischen Technischen Hochschule. Der Bestand ist heute nur noch teilweise erhalten. Das Gebäude verweist über eine Kartusche mit der Inschrift Reiff-Museum auf die ursprüngliche Nutzung. Die ursprünglichen Sammlungsräume im 2. OG haben seit den 1950er Jahren eine andere Nutzung. Das Gebäude beherbergt die Architekturfakultät der RWTH Aachen. Die Sammlung ist seit 2012 in einem Kellerdepot eingelagert und nicht zu besichtigen.[1]
Gründung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der 1835 in Aachen geborene Bildnis- und Historienmaler Reiff lernte bei Erich Correns und Carl Theodor von Piloty an der Akademie in München. Zwischen 1861 und 1884 stellte Reiff auf Ausstellungen in Köln, Düsseldorf, Berlin, Dresden und der Weltausstellung in Wien aus. Nach diesen anfänglichen Erfolgen nahm die Wertschätzung seiner Werke gegen Ende der 1880er Jahre ab. Franz Reiff fasste deshalb den Entschluss, nicht länger auf Aufträge zu warten, sondern selbst welche zu vergeben und so beschloss er, eine Kopiensammlung nach Alten Meistern anzulegen.
Als Vorbild für seine Sammlung diente ihm die Sammlung Schack in München, die er wahrscheinlich seit seinem Studium an der Kunstakademie kannte. Schack verfolgte die Idee, nicht in München vorhandene Gemälde alter Meister für die Allgemeinheit zugänglich zu machen und wagte den Versuch, moderne Werke neben die Alten Meister zu hängen.
In seiner eigenen Sammlung sah Franz Reiff einen pädagogischen Gewinn für die Hochschule, da er die Kopien als Lehrmaterial im Unterricht einsetzen konnte. Dabei war ihm der Bildinhalt und seine Deutung nicht so wichtig, sondern er wollte das „ästhetische Empfinden“ der Studierenden schulen. Zusätzlich wollte er auch die Qualität seiner Werke durch die Einfügung in die Reihe der Großen Meister steigern und erhoffte sich Anerkennung als Sammler.
Finanziell eingeschränkt gab Reiff Kopien in Auftrag, die seinen Vorlieben für ausgewählte Renaissancekünstler und holländischer Meister des 17. Jahrhunderts entsprachen. Er bestellte unter anderem zwischen 1900 und 1901 Kopien bei Franz von Lenbach in München, der schon für Schack als Kopist gearbeitet hatte. Bis zu seinem Tode im Jahre 1902 besaß Franz Reiff mehr als 200 Kopien, Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen der damaligen Moderne, 23 eigene Werke und eine Ansammlung von Gipsabgüssen, Bronze- und Marmorimitationen. Von dieser Kunstsammlung bewahrte er einen Teil in seinem Atelier im Hauptgebäude der Hochschule und einen anderen in einem Gartenpavillon in seinem Privathaus an der Ludwigsallee auf.
Seit 1899 plante Franz Reiff die Sammlung nach seinem Tod der Königlich Technischen Hochschule Aachen zu hinterlassen. Dies hatte er jedoch mit einigen Bedingungen verbunden, die es innerhalb von nicht ganz drei Jahren zu erfüllen galt. Franz Reiff forderte in seinem Testament ein eigenes Gebäude, in dem seine Sammlung „in würdiger Weise“, untergebracht werde. Das Gebäude sollte den Namen Reiff-Museum tragen, welcher noch heute über dem Eingangsportal lesbar ist.
Ein Verzeichnis von 1902 schätzt den Gesamtwert der Reiffschen Sammlung auf 119.281 Mark.
Reiff-Museum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Tod Franz Reiffs im Jahre 1902 übernahm der damalige Professor für Kunstgeschichte, Max Schmid-Burgk, die Sammlung. Er bemühte sich um eine Erweiterung der Sammlung in Richtung zeitgenössischer Kunst.
Das Museum wurde 1908 eröffnet. Es umfasste 300 Kunstwerke, davon waren eine Reihe Kopien von alten Meistern für pädagogische Zwecke.
Nach dem Tod Schmid-Burgks 1925 wurde die Sammlung des Reiff-Museums kuratorisch von August von Brandis betreut, geriet aber zunehmend aus dem Blickfeld der universitären und öffentlichen Wahrnehmung.
Umfangreiche Verkäufe von Gemälden aus dem Museumsbestand in den Jahren 1936/37, Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs (jedoch keine Kriegsschäden an der Sammlung) und die unsachgemäße und auf das Hochschulgelände verstreute Aufbewahrung der nach 1945 noch erhaltenen Exponate, führten zu einem desolaten Zustand einer dezimierten und in ihrem, auch physischen Bestand gefährdeten Sammlung.
Im Jahre 1977 wurde das Gebäude Reiffmuseum vom Landeskonservator Rheinland im Denkmälerverzeichnis eingetragen: „Institutsgebäude der RWTH, Schinkelstr.1-3 + Templergraben 51; 1908 eröffnet; dreigeschossiger neubarocker Sandsteinbau in 2 Geschossen über hohem Sockelgeschoss und mit einem zusätzlichen Attikageschoss; nach 1945 verändert“.[2]
Direktoren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Laut § 3 Geschäftsordnung für das Reiff-Museum ist der Leiter und Geschäftsführer nach dem Vorschlag des Stifters der Professor für Kunstgeschichte.
- Max Schmid-Burgk (1902–1925)
- Hans Karlinger (1926–1932)
- Peter Mennicken (Vertretung 1932–1933)
- Hans Christ (1933–1947)
- Hermann Beenken (1948–1952)
- Paul Schoenen (Vertretung 1952–1953)
- Wolfgang Braunfels (1953–1965)
- Willy Weyres (Vertretung)
- Herbert Keutner (1967–1969)
- Hans Holländer (1971 – März 1997)
- Heinz Herbert Mann (Vertretung April – September 1997)
- Andreas Beyer (November 1997 – Oktober 2003)
- Alexander Markschies (seit Oktober 2003)
Virtuelle Sammlung heute
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahre 2005 gründeten Professor Alexander Markschies und Martina Dlugaiczyk ein Projektseminar am Kunsthistorischen Institut der RWTH, das sich damit befasst, den Nachlass zu rekonstruieren, zu inventarisieren und zu restaurieren.
Zusammen mit Studierenden der Kunstgeschichte war es gelungen, die vergessene Sammlung auch über die Grenzen der Region wieder bekannt zu machen und die noch erhaltenen Kunstwerke aus den Kellern der Hochschule wieder zur Hängung zu bringen. Eine Besichtigung der Werke war temporär durch Führungen möglich, die als Modul der Ausbildung von den Studierenden geplant und durchgeführt wurden. Anlässlich der Hundertjahrfeier wurden im Dezember 2008 bis April 2009 einige der Gemäldekopien Alter Meister in der Ausstellung Mustergültig – Gemäldekopien in neuem Licht. Die Reiff-Sammlung zu Gast im Suermondt-Ludwig-Museum präsentiert.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Martina Dlugaiczyk: Reiff, Franz. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 98, De Gruyter, Berlin 2018, ISBN 978-3-11-023263-9, S. 153.
- Martina Dlugaiczyk; Alexander Markschies (Hrsg.): Mustergültig. Gemäldekopien in neuem Licht. Das Reiff-Museum der RWTH Aachen. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2008.
- Martina Dlugaiczyk: Von der ‚Grand Tour en miniature’ zum avantgardistischen ‚Sonderfall’ – das Reiff-Museum der Technischen Hochschule in Aachen. In: Dominik Groß und Stefanie Westermann (Hrsg.): Vom Bild zur Erkenntnis? Visualisierungskonzepte in den Wissenschaften (= Studien des Aachener Kompetenzzentrums Wissenschaftsgeschichte 1). Kassel 2007, S. 61–91.
- Martina Dlugaiczyk: Das Reiff-Museum. Autopsie einer Sammlung. In: Dominik Groß (Hrsg.): Das Aachener Kompetenzzentrum für Wissenschaftsgeschichte, Aachen 2006, S. 91–100.
- Martina Dlugaiczyk und Alexander Markschies: Das Reiff-Museum der RWTH Aachen. Zu Vergangenheit und Zukunft einer akademischen Institution. In: RWTH Themen: Architektur. Berichte aus der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Ausgabe 1/2005, S. 77.
- Martin Turck: Das Reiff-Museum der Technischen Hochschule Aachen: akademisches Kunstmuseum und zeitgenössische Avantgarde in der Provinz. Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften, Alfter 1994.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag zu Reiff-Museum in der Datenbank „KuLaDig“ des Landschaftsverbands Rheinland
- Museumswebsite
- Reiff-Museum der RWTH Aachen auf Universitätssammlungen in Deutschland
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Reiff-Museum der RWTH Aachen auf Universitätssammlungen in Deutschland
- ↑ Günther Borchers (Hrsg.): Landeskonservator Rheinland. Denkmälerverzeichnis. 1.1 Aachen Innenstadt mit Frankenberger Viertel. Unter Mitwirkung von Hans Königs bearbeitet von Volker Osteneck. Rheinland Verlag, Köln 1977, S. 27.
Koordinaten: 50° 46′ 38,2″ N, 6° 4′ 36,8″ O