Reine Untergruppen spielen in der Theorie der abelschen (kommutativen) Gruppen eine wichtige Rolle. Ist
A
{\displaystyle A}
eine abelsche Gruppe und
U
↪
A
{\displaystyle U\hookrightarrow A}
eine Untergruppe , so kann man eine Gleichung der Form
u
=
n
⋅
x
{\displaystyle u=n\cdot x}
, die in
A
{\displaystyle A}
lösbar ist, normalerweise nicht in
U
{\displaystyle U}
lösen. Das heißt gibt es ein
a
∈
A
{\displaystyle a\in A}
mit
u
=
n
⋅
a
{\displaystyle u=n\cdot a}
, so braucht es kein
v
∈
U
{\displaystyle v\in U}
zu geben, das ich für
x
{\displaystyle x}
einsetzen kann. So ist die Gleichung
1
=
2
⋅
x
{\displaystyle 1=2\cdot x}
in
Q
{\displaystyle \mathbb {Q} }
lösbar, aber nicht in der Menge der ganzen Zahlen
Z
{\displaystyle \mathbb {Z} }
. Bei reinen Untergruppen ist dies stets möglich.
Es sei
U
{\displaystyle U}
eine Untergruppe der abelschen Gruppe
A
{\displaystyle A}
. Sind
u
∈
U
{\displaystyle u\in U}
und
n
∈
N
{\displaystyle n\in \mathbb {N} }
, so heißt eine Gleichung
u
=
n
⋅
x
{\displaystyle u=n\cdot x}
lösbar in
A
{\displaystyle A}
, wenn es ein
a
∈
A
{\displaystyle a\in A}
gibt, so dass
u
=
n
⋅
a
{\displaystyle u=n\cdot a}
gilt.
Die Gleichung heißt lösbar in
U
{\displaystyle U}
, wenn es ein
v
∈
U
{\displaystyle v\in U}
gibt mit
u
=
n
⋅
v
{\displaystyle u=n\cdot v}
. Ist zum Beispiel
U
=
Z
{\displaystyle U=\mathbb {Z} }
und
A
=
Q
{\displaystyle A=\mathbb {Q} }
, so ist die Gleichung
1
=
2
⋅
x
{\displaystyle 1=2\cdot x}
in
Q
{\displaystyle \mathbb {Q} }
lösbar aber nicht in
Z
{\displaystyle \mathbb {Z} }
.
Eine Untergruppe
U
{\displaystyle U}
der abelschen Gruppe
A
{\displaystyle A}
heißt rein , wenn jede in
A
{\displaystyle A}
lösbare Gleichung
u
=
n
⋅
x
{\displaystyle u=n\cdot x}
mit
n
∈
N
,
u
∈
U
{\displaystyle n\in \mathbb {N} ,u\in U}
auch in
U
{\displaystyle U}
lösbar ist. Dies ist genau dann der Fall, wenn für alle natürlichen Zahlen
n
∈
N
{\displaystyle n\in \mathbb {N} }
gilt:
U
⋅
n
=
U
∩
A
⋅
n
{\displaystyle U\cdot n=U\cap A\cdot n}
. Dabei ist
U
⋅
n
=
{
u
⋅
n
|
u
∈
U
}
{\displaystyle U\cdot n=\{u\cdot n|u\in U\}}
.
Ist
p
{\displaystyle p}
eine Primzahl, so ist
U
⊂
A
{\displaystyle U\subset A}
p-rein , wenn für alle
k
∈
N
{\displaystyle k\in \mathbb {N} }
gilt:
U
⋅
p
k
=
A
⋅
p
k
{\displaystyle U\cdot p^{k}=A\cdot p^{k}}
.[ 1] [ 2]
Z
{\displaystyle \mathbb {Z} }
ist in
Q
{\displaystyle \mathbb {Q} }
nicht rein. Denn die Gleichung
1
=
2
⋅
x
{\displaystyle 1=2\cdot x}
ist in
Q
{\displaystyle \mathbb {Q} }
lösbar aber nicht in
Z
{\displaystyle \mathbb {Z} }
.
0
{\displaystyle 0}
ist in jeder Gruppe rein.
Eine Gruppe
A
{\displaystyle A}
heißt teilbar , wenn für alle
n
∈
N
{\displaystyle n\in \mathbb {N} }
gilt:
A
⋅
n
=
A
{\displaystyle A\cdot n=A}
. Eine teilbare Gruppe ist in jeder Obergruppe rein.
Jeder direkte Summand
U
↪
A
{\displaystyle U\hookrightarrow A}
einer Gruppe
A
{\displaystyle A}
ist rein in
A
{\displaystyle A}
.
Ist
(
A
i
|
i
∈
I
)
{\displaystyle (A_{i}|i\in I)}
eine Familie von Gruppen, so ist
∐
i
∈
I
A
i
{\displaystyle \textstyle \coprod _{i\in I}A_{i}}
rein in
∏
i
∈
I
A
i
{\displaystyle \textstyle \prod _{i\in I}A_{i}}
.
Die Torsionsuntergruppe
T
(
A
)
{\displaystyle T(A)}
von
A
{\displaystyle A}
ist rein in
A
{\displaystyle A}
und im Allgemeinen kein direkter Summand. Allgemeiner gilt: Ist
B
{\displaystyle B}
eine Untergruppe von
A
{\displaystyle A}
und die Faktorgruppe
A
/
B
{\displaystyle A/B}
torsionsfrei , so ist
B
{\displaystyle B}
rein in
A
{\displaystyle A}
.[ 3]
Es seien
C
↪
B
↪
A
{\displaystyle C\hookrightarrow B\hookrightarrow A}
Untergruppen. Dann gilt:
Ist
C
{\displaystyle C}
rein in
B
{\displaystyle B}
und
B
{\displaystyle B}
rein in
A
{\displaystyle A}
, so ist
C
{\displaystyle C}
rein in
A
{\displaystyle A}
.
Ist
B
{\displaystyle B}
rein in
A
{\displaystyle A}
so ist
B
/
C
{\displaystyle B/C}
rein in
A
/
C
{\displaystyle A/C}
.
Ist
(
A
n
|
n
∈
N
)
{\displaystyle (A_{n}|n\in \mathbb {N} )}
eine aufsteigende Kette reiner Untergruppen von
A
{\displaystyle A}
, so ist
⋃
n
∈
N
A
n
{\displaystyle \bigcup \limits _{n\in \mathbb {N} }A_{n}}
eine reine Untergruppe von
A
{\displaystyle A}
.
Eine kurze exakte Folge
0
→
A
→
α
B
→
β
C
→
0
{\displaystyle 0\rightarrow A{\overset {\alpha }{\rightarrow }}B{\overset {\beta }{\rightarrow }}C\rightarrow 0}
abelscher Gruppen heißt rein exakte Folge , wenn
α
(
A
)
{\displaystyle \alpha (A)}
rein in
B
{\displaystyle B}
ist. Ist
A
{\displaystyle A}
eine abelsche Gruppe und
n
∈
N
{\displaystyle n\in \mathbb {N} }
so bezeichnet man mit
A
[
n
]
:=
{
a
|
a
∈
A
,
a
⋅
n
=
0
}
{\displaystyle A[n]:=\{a|a\in A,a\cdot n=0\}}
.
Folgende Aussagen für eine exakte Folge abelscher Gruppen sind äquivalent:
0
→
n
⋅
A
→
n
⋅
B
→
n
⋅
C
→
0
{\displaystyle 0\rightarrow n\cdot A\rightarrow n\cdot B\rightarrow n\cdot C\rightarrow 0}
ist exakt für alle
n
∈
N
{\displaystyle n\in \mathbb {N} }
.
0
→
A
[
n
]
→
B
[
n
]
→
C
[
n
]
→
0
{\displaystyle 0\rightarrow A[n]\rightarrow B[n]\rightarrow C[n]\rightarrow 0}
ist exakt für alle
n
∈
N
{\displaystyle n\in \mathbb {N} }
.
0
→
A
/
n
A
→
B
/
n
B
→
C
/
n
C
→
0
{\displaystyle 0\rightarrow A/nA\rightarrow B/nB\rightarrow C/nC\rightarrow 0}
ist exakt für alle
n
∈
N
{\displaystyle n\in \mathbb {N} }
.
Die exakte Folge ist rein exakt.[ 1]
↑ a b Lázló Fuchs: "Abelian Groups" im Kapitel "Purity and Basic Subgroups"
↑ Phillip A.Griffith in "Infinite abelian group theory" im Kapitel "Purity, Basic Subgroups, ...". Chicago Lectures in Mathematics
↑ László Fuchs: Abelian Groups . Springer, Berlin/Heidelberg/New York 2015, ISBN 978-3-319-19421-9 , S. 150 .