Reise von Petersburg nach Moskau
Reise von Petersburg nach Moskau (russisch Путешествие из Петербурга в Москву / Puteschestwije is Peterburga w Moskwu, wiss. Transliteration Putešestvie iz Peterburga v Moskvu) ist ein von den Ideen der Aufklärung beeinflusster Roman des russischen Philosophen und Schriftstellers Alexander Radischtschew (1749–1802).
Kurzeinführung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es ist das bekannteste Werk von Alexander Radischtschew. Es wurde im Mai 1790 im Russischen Reich veröffentlicht, wobei es ohne Autorenvermerk gedruckt wurde.
In dem intellektuellen Reisebericht des russischen Prosaschreibers, Dichters, Philosophen, Sozialdenkers und Revolutionärs sind die aufklärerischen Ideen des Autors, die deutlich von den europäischen Ideen der Zeit beeinflusst sind, stark zu spüren. Beim Schreiben dieses Buches wurde der Autor von dem englischen Schriftsteller Lawrence Sterne und dessen Werk A Sentimental Journey through France and Italy beeinflusst und fängt die Manifestationen des sozialen und staatlichen Lebens Russlands zu dieser Zeit bestens ein.
Für seine scharfe Kritik an der zaristischen Autokratie, der ungerechten Ordnung der russischen Gesellschaft und die in diesem Werk vorgetragenen fortschrittlichen Ideen wurde der Autor unmittelbar nach der Veröffentlichung seines Werkes 1790 von Katharina der Großen dann fast hingerichtet, letztlich wurde er jedoch „nur“ für zehn Jahre nach Sibirien verbannt, von wo er, später (nach dem Tod Katharinas) begnadigt, nach sechs Jahren Verbannung zurückkehrte.
Die Schilderung der Verhältnisse der damaligen Zeit durch den österreichischen Schriftsteller Bernhard Stern (1867–1927) beginnt mit den folgenden Worten:
„Der Publizist Radischtschew wird von Katharina vor Gericht geschleppt und nach Sibirien verbannt, weil er in seiner „Reise von Petersburg nach Moskau“ eine ziemlich harmlose Kritik der sozialen Zustände zu veröffentlichen gewagt hat; aber dieselbe Zarin überschüttet den Lustspieldichter Von-Wisin, der in seinen Stücken erbarmungslos den Hof und die Gesellschaft geißelt, mit einer Überfülle von Ehren; und Patjomkin, selbst durch die Satire schwer verwundet, drückt dem Dichter die Hand und sagt ihm: „Jetzt stirb, oder dichte nicht mehr! […]“[1]“
Radischtschews Reise folgte der Hauptroute zwischen St. Petersburg und Moskau. Die Kapitel des Werks sind nach den von ihm besuchten Ortschaften benannt:[2] Sankt Petersburg → Sofija → Tosno → Ljuban → Tschudowo → Spasskaja Polist → Podberesje → Weliki Nowgorod → Bronniza → Saizewo → Krestzy → Jaschelbizy → Waldai → Jedrowo → Chotilowo → Wyschni Wolotschok → Wydropuschsk → Torschok → Mednoje → Twer → Gorodnja → Sawidowo → Klin → Peschki → Tschornaja Grjas → Moskau.
Das Buch wurde von Alexander Herzen 1858 in London gedruckt, ein Nachdruck erfolgte 1876 in Leipzig. Bereits 1793 erschienen in deutscher Übersetzung die ersten sechs Kapitel in der Deutschen Monatsschrift in Berlin,[3] wobei der bisher unbekannte Übersetzer vermutlich aus dem Kreis der ehemaligen Leipziger Studienfreunde von Radischtschew kam. In Russland selbst erschien das Buch erst nach der Revolution von 1905.[4]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Pjotr Iwanowitsch Tschelischtschew
- Ode an die Freiheit
- Wer ist ein Sohn des Vaterlandes? (Alexander Radistschew)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Übersetzungen
- Radistschew, A. N.: Reise von Petersburg nach Moskau. Berlin, Rütten & Loening, 1961
- Reise von Petersburg nach Moskau (1790). Übersetzt von Arthur Luther. Leipzig, Historia-Vlg Paul Schraepler, 1922 (Quellen und Aufsätze zur russischen Geschichte 4)
- Alexandre Radichtchev, „Le voyage de Pétersbourg à Moscou“, 1790 (CLASSIQUES D'AI). PU STRASBOURG, 2012, ISBN 978-2-86820-491-2
Sekundärliteratur
- Peter Hoffmann: Aleksandr Nikolaevic Radiscev (1749–1802): Leben und Werk. Peter Lang, 2015, ISBN 978-3-631-65896-3
- Helmut Graßhoff (Hg. u. Vorw.), Altrussische Dichtung aus dem 11.–18. Jahrhundert. Leipzig, Reclam 1971. 1. Aufl. Neben zahlr. Anonyma Beitr.e v. Antioch Kantemir, Wassili Trediakowski, 1971 (Auszug: S. 295–314)
- David M. Lang: The First Russian Radical: Alexander Radishchev 1749–1802. London 1959
- H. Graßhoff, E. Hexelschneider und G. Ziegengeist: Die langgesuchte erste deutsche Übersetzung von Radiščevs „Reise von Petersburg nach Moskau“ aus dem Jahre 1793 (in Teilansicht)
- A. G. Tatarincev: Radiščevs Korrekturen an der „Reise von Petersburg nach Moskau“ nach der Zensurgenehmigung und deren ideologisch-kompositorische Bedeutung (in Teilansicht)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- A.N. Radischtschew: Reise von Petersburg nach Moskau
- A Journey from St Petersburg to Moscow, or a story of Imperial glory, radical ideas and rare books
Einzelnachweise und Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bernhard Stern: Geschichte der öffentlichen Sittlichkeit in Russland. Kultur, Aberglauben, Sitten und Gebräuche. 2 Bände, Hermann Barsdorf, Berlin 1907–1908. Band I: Kultur, Aberglaube, Kirche, Klerus, Sekten, Laster, Vergnügungen, Leiden, eigene Ermittlungen und gesammelte Berichte (Digitalisat (S. 418 f.)
- ↑ ppt-online.org (mit Karte); vgl. Василий Покровский. Александр Николаевич Радище. — Москва: Типография Г. Лисснера и Д. Собко, 1907. ISBN 978-5-4460-5329-2
- ↑ Bruchstück einer Reise durch Rußland aus dem Russischen. In: Deutsche Monatsschrift 3 (1793), Bd. 2 (May bis August), Monat Juny, Nr. III, S. 149–172.
- ↑ russianhalthistory.wordpress.com: A.N. Radischtschew: Reise von Petersburg nach Moskau