Reitscheid

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Reitscheid
Gemeinde Freisen
Wappen der ehemaligen Gemeinde Reitscheid
Koordinaten: 49° 32′ N, 7° 13′ OKoordinaten: 49° 31′ 44″ N, 7° 13′ 10″ O
Höhe: 466 (460–595) m
Fläche: 3,49 km²
Einwohner: 504 (8. Dez. 2011)[1]
Bevölkerungsdichte: 144 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Postleitzahl: 66629
Vorwahl: 06857
Katholische Filialkirche St. Martin

Reitscheid ist ein Ortsteil (Gemeindebezirk) der saarländischen Gemeinde Freisen im Landkreis St. Wendel. Bis Ende 1973 war Reitscheid eine eigenständige Gemeinde.

Reitscheid liegt in 460 Metern Höhe am Fuße des Füsselberges (595 Meter), dem höchsten Berg, der vollkommen auf saarländischem Gebiet liegt.[2]

Im Rahmen der saarländischen Gebiets- und Verwaltungsreform wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Reitscheid am 1. Januar 1974 der Gemeinde Freisen zugeordnet.[3][4]

Südöstlich von Reitscheid befand sich bis zu deren endgültiger Auflösung die Reitscheid Missile Station, die vom 5/6, 5th Missile Bataillon, 6th Artillery betrieben wurde. Zeitweise waren an diesem Standort bis zu 250 US-Soldaten beschäftigt.[5] Hier waren von 1961 bis 1983 Raketen des Typs Nike und die verbesserten Nike-Hercules mit nuklearen Gefechtsköpfen von einer Sprengkraft von zwei bis maximal 40 kT[6] sowie Hawk-Flugawehrraketen stationiert. Nach der Verlegung dieser Raketen inkl. Gefechtsköpfe an den Standort Hontheim im Jahr 1983 wurde die Radarstation bis 1992 nur noch mit Flugabwehrraketen des Typs Hawk weiterbetrieben. Die Baracken, Gebäude und Bunker wurden nach der Dekommissionierung größtenteils abgerissen und die Flächen renaturiert.[7] Auf dem Gelände befindet sich nun ein Gewerbegebiet.[8] Historisches Überbleibsel ist das Gasthaus "Zur Rakete".[9]

Am 6. September 1985 wurde auf die Raketenstation ein Anschlag verübt. Dabei wurden mit Hilfe von Sprengsätzen drei mobile Radaranlagen zerstört. Die Täter hinterließen die Nachricht: "Klassenkrieg gegen den imperialistischen Krieg – Freilassung von Günter Sonnenberg". Als für den Anschlag verantwortlich wurden die Rote-Armee-Fraktion oder ihnen nahestehende Sympathisanten vermutet. Die Täter wurden nie gefasst.[10]

  • Jörg Janes (SPD)
  • 9 Sitze (5 SPD, 4 CDU)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Die Gemeinde Freisen in Zahlen auf www.freisen.de (Memento vom 20. September 2011 im Internet Archive). Abgerufen am 31. März 2024.
  2. Füsselberg (595 m). Abgerufen am 27. April 2021.
  3. Neugliederungsgesetz – NGG vom 19. Dezember 1973, § 45, veröffentlicht im Amtsblatt des Saarlandes 1973, Nr. 48, S. 857 (PDF Seite 29; 487 kB)
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 809 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  5. Saarbrücker Zeitung: Hier wird Ortsgeschichte lebendig dargeboten. 26. Juli 2014, abgerufen am 27. April 2021.
  6. R-Texte | Atomwaffen A-Z. Abgerufen am 27. April 2021.
  7. Saarbrücker Zeitung: Letztes Gebäude der früheren Raketenbasis in Reitscheid abgerissen. 19. März 2014, abgerufen am 27. April 2021.
  8. R-Texte | Atomwaffen A-Z. Abgerufen am 27. April 2021.
  9. Saarbrücker Zeitung: Hier wird Ortsgeschichte lebendig dargeboten. 26. Juli 2014, abgerufen am 27. April 2021.
  10. Saarbrücker Zeitung: Heute vor 30 Jahren: Terroranschlag in Freisen – Bombenleger bis heute nicht gefasst. 21. August 2015, abgerufen am 27. April 2021.