Reutern (Adelsgeschlecht)
Reutern ist der Name eines baltischen Adelsgeschlechts, dessen Zweige zum Teil bis heute bestehen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Familie stammte aus der Hansestadt Lübeck, wo sie noch unter dem Namen Ryter oder Rüter auftrat und stellte dort Kaufleute und Ratsherren. Die Stammreihe beginnt mit dem Lübecker Bierbrauer Gerhard Reuter, urkundlich genannt in den Jahren 1446–1460. Mit dem Kaufmann Johann Reuter (* 1635; † 1698), der noch in Lübeck geboren wurde, gelangte das Geschlecht nach Riga. Er wurde am 21. Juni 1691 in der den schwedischen Adelstand erhoben. Unter seinen Enkeln teilte sich die Familie in eine estländische (†) und eine livländische Linie. In der Folgegeneration immatrikulierten sich die von Reutern 1742 bei der Livländischen Ritterschaft (Nr. 151) und 1746 bei der Estländischen Ritterschaft (Nr. 275).
Am 29. Januar 1890 wurde Michael von Reutern durch kaiserlichen Ukas in den Grafenstand erhoben. Da er jedoch ohne Erben verstarb, fiel die Grafenwürde nach der Primogenitur mit Diplom vom 5. Dezember 1890 seinem Neffen Woldemar von Nolcken (* 1851; † 1917) zu. Der von ihm gestiftete Zweig Graf Reutern, Baron Nolcken existierte noch 2018.[1][2][3]
Historischer Güterbesitz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- In Estland
Orrenhof (ca. 1750–1808) und Kau (ca. 1750–1779), beide im Kirchspiel Kosch, sowie Afer (1808–1832) im Kirchspiel Marien-Magdalenen
- In Livland
Kassinorm (1799–1817) im Kirchspiel St. Bartholomaei und Rösthof (1753–1827) im Kirchspiel Thael-Fölk, Kojenholm, Libitzholm und Parzenholm (seit 1688) im Kirchspiel Steinholm, sowie Loddiger (1752–1835), Ayasch (1752–1823) und Murrikas mit Maisen (1752–1835), alle im Kirchspiel Loddiger-Treyden, sowie Soorhof (1740–1785 u. 1808–1864) im Kirchspiel Luhde, um 1727 soll zudem auch Welkenhof kurzzeitig bei der Familie gewesen sein
- In Kurland
Wilxaln (1815– nach 1821) im Kirchspiel Tuckum
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Wappen (1691) zeigt in Blau, darin ein Band mit drei blauen Bienen (gelegentlich als fluglüftenden Käfern gedeutet) belegter Schrägrechtsbalken, begleitet von sechs (3:3) silbernen, je im Halbkreis gegen ihn gestellten Kugeln. Auf dem Helm mit gold-silbernem Wulst und gold-silbernen Decken ein goldener Merkurstab zwischen zwei blauen mit je drei silbernen im Halbkreis gegen ihn gestellten Kugeln belegten offenen Flug.[4]
Angehörige
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann von Reutern (* 1666; † 1714), Ratsherr in Riga
- Christoph Adam von Reutern (* 1782; † 1833), russischer Generallieutenant
- Gerhardt Wilhelm von Reutern (* 1794; † 1865), Maler, Mitbegründer der Willingshäuser Malerkolonie und Goethefreund
- Alexander von Reutern (* 1824; † 1879), russischer Diplomat und Generalleutnant
- Joseph Gerhard Wilhelm von Reutern (* 1829; † 1897), russischer Geheimrat und Präsident des evangelisch-lutherischen Konsistoriums in St. Petersburg
- Gerhard Anton Wilhelm von Reutern (* 1836; † 1918), russischer Senator und Wirklicher Geheimer Rat
- Christoph von Reutern (* 1839; † 1859), angehender Maler der Düsseldorfer Schule
- Magnus von Reutern (* 1801; † 1863), russischer Generalleutnant und Mitglied des General-Auditoriats
- Michael von Reutern (* 1820; † 1890), russischer Politiker
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XI, Band 122 der Gesamtreihe, Limburg/Lahn 2000, S. 348–349
- Genealogisches Handbuch der Baltischen Ritterschaften (Neue Folge), Band II, Hamburg 2012, S. 271–299
- Maximilian Gritzner: J. Siebmachers großes Wappenbuch. 3. Band, 11. Abteilung: Der Adel der russischen Ostseeprovinzen. 1. Teil: Die Ritterschaft. Nürnberg 1898, S. 98, 401 u. 512
- Otto Magnus von Stackelberg: Genealogisches Handbuch der estländischen Ritterschaft, Band 3, Görlitz 1930, S. 382–383
- Olaf Welding: Zur Genealogie noch blühender baltischer Geschlechter lübischer Herkunft. In: Baltische Hefte Jg. 2, H. 4, 1956, S. 57–62
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Reutern, v.. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Oskar Stavenhagen: Genealogisches Handbuch der kurländndischen Ritterschaft, Band 1, Görlitz 1939, S. 413–417.
- ↑ Genealogisches Handbuch der gräflichen Häuser B 2, Band 23 der Gesamtreihe, 1960, S. 334–336.
- ↑ GHdBR/NF II (2012) S. 301–312.
- ↑ Carl Arvid von Klingspor: Baltisches Wappenbuch. Wappen sämmtlicher, den Ritterschaften von Livland, Estland, Kurland und Oesel zugehöriger Adelsgeschlechter. Stockholm 1882, S. 97, Abbildung.