Rezension
Eine Rezension (lateinisch recensio „Musterung, quantitative Prüfung, Bestandsaufnahme“, von recensere „erzählen, aufzählen, zusammenstellen“[1]) oder auch Besprechung (zuweilen auch im deutschen Sprachraum anglisiert zu Review)[2] ist in der Regel eine in Druckerzeugnissen oder digitalen Medien schriftlich niedergelegte, zuweilen aber auch mündlich in Funk, Film oder Fernsehen veröffentlichte Form einer Kritik, die einen bestimmten, neu erschienenen Gegenstand eines abgegrenzten Themenfeldes vorstellt und wertend behandelt. Es werden in ihr Inhalte wissenschaftlicher Erkenntnisse, kultureller Schöpfungen wie auch Gebrauchsgüter analysiert und in der Regel anhand sach- und fachgemäßer Normen bewertet.
Rezensionen sind häufig mit bis zu drei Seiten eher knapp gehalten, können aber in der journalistischen Darstellungsform des Essays auch weit mehr Seiten bis zum Umfang eines eigenständigen Buches einnehmen. Als Teil eines wissenschaftlichen Diskurses bilden Rezensionen eine unmittelbare Antwort z. B. auf eine in einer Fachzeitschrift veröffentlichten These oder Theorie.
Als Teil des Feuilletons erscheinen Rezensionen zeitnah kurz vor oder nach der Veröffentlichung ihres Betrachtungsgegenstandes. Während jedoch zum Beispiel bei einer Filmkritik Vorabbesprechungen üblich sind, versuchen Buchverlage für Literaturkritiken bzw. Buchbesprechungen meist einen Zeitpunkt mit oder nach Erscheinen eines Buches vorzugeben.
In der Regel rezensieren gleich mehrere Rezensenten unabhängig voneinander den Gegenstand ihrer Betrachtung. Deren selten einhellige Bewertung kann von uneingeschränktem Lob bis zum Totalverriss reichen, sodass in den Rezensionen oftmals auch völlig gegensätzliche Auffassungen und Bewertungen vertreten werden.
Zuordnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literaturgattung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Rezension bildet im allgemeinen Sprachgebrauch eine gattungsmäßige Unterform der Kritik bzw. Sekundärliteratur, die sich in ausführlichen Aufsätzen und Abhandlungen (Diskursen) bereits seit dem 17. Jahrhundert entweder in Zeitschriftenform, in losen Blattsammlungen oder gar in Buchform auf ihren jeweiligen Betrachtungsgegenstand einlässt.
Abgrenzungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von Rezensionen abzugrenzen sind hingegen bloße Zusammenfassungen des Inhalts einer Veröffentlichung, die ohne Wertung auskommen und als Abstract oder Referat bezeichnet werden. Wissenschaftliche Gutachten (Peer-Review) hingegen untersuchen, ob ein Werk überhaupt als Buch oder in einer Fachzeitschrift veröffentlicht werden soll. Sie bewerten nicht zuletzt die Qualität darin getroffener Aussagen für ein akademisches Fachgebiet nach innerer Schlüssigkeit etwaiger Neuerungen.
Siehe auch: Abstract, Referat (Dokumentation)
Formen der Rezension
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Journalismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rezensionen sind oft Teil des Feuilletons und werden für die Allgemeinheit in journalistischen Medien wie Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen, in Rundfunk und Fernsehen sowie im Internet veröffentlicht. Für spezielle Themenfelder finden sich aber auch jeweils darauf ausgerichtete Fach- und Themenzeitschriften, die ihre Besprechungen einem einzigen Gegenstand wie z. B. Büchern, Filmen, Gesellschafts- oder Computerspielen widmen. Sowohl Rezensionen im Feuilleton als auch solche in Spezialveröffentlichungen dienen vornehmlich dazu, angesichts der unübersehbaren Fülle von Publikationen eine Orientierung und Einordnung zu geben sowie sinnvolle Kaufentscheidungen zu ermöglichen. Zielgruppe solcher Rezensionen sind beispielsweise auch Bibliotheken.
Siehe auch unter Literaturkritik den ausführlichen Abschnitt: „Literaturrezensionen im Feuilleton“
In der Wissenschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Feedback wissenschaftlicher Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In wissenschaftlichen Rezensionen (das heißt Rezensionen wissenschaftlicher Werke, wie sie meist in Fachzeitschriften erscheinen) werden Errungenschaften oder formale und inhaltliche Fehler nach akademischen Gepflogenheiten detailliert benannt, so dass solch kritische Besprechungen in der Wissenschaftsgemeinschaft ein wichtiges Feedback darstellen. Für sie gibt es denn auch spezielle Bibliographien, die diese Gattung erschließen, beispielsweise die seit 1971 erscheinende Internationale Bibliographie der Rezensionen wissenschaftlicher Literatur (IBR), die in vielen Bibliotheken vorhanden ist. Die meisten wissenschaftlichen Fachzeitschriften besitzen eine eigene Rubrik für Rezensionen, es gibt jedoch auch einige Zeitschriften, deren Inhalt ausschließlich aus Rezensionen besteht.
Neben möglicher Kritik an einer wissenschaftlichen Arbeit kann eine Rezension auch einen weiterführend wissenschaftlichen Gehalt haben, wenn der Rezensent beispielsweise auf übersehene Quellen aufmerksam macht oder mögliche weitere Forschungsansätze benennt. Hier ist der Übergang zu einem eigenständigen wissenschaftlichen Aufsatz fließend, manchmal wird hierfür auch der Begriff Rezensionsaufsatz verwendet. Manchmal werden auch Sammelrezensionen veröffentlicht, die mehrere Werke zu einem bestimmten Thema behandeln und miteinander vergleichen.
In seltenen Fällen kommt es auch zu einer Gegendarstellung bzw. Stellungnahme, mit der ein rezensierter Autor bzw. eine Autorin auf die Rezension seiner Arbeit antwortet. Dies ist allerdings nicht grundsätzlich üblich und wird von der Redaktion einer Zeitschrift meist nur ausnahmsweise gestattet, wenn in der vorausgegangenen Rezension besonders schwerwiegende und/oder ungerechtfertigte Vorwürfe erhoben wurden. Andererseits gehört es auch zu den Aufgaben der Redaktion, ungerechtfertigte oder persönliche Angriffe enthaltende Rezensionen abzulehnen bzw. ihre Überarbeitung zu verlangen.
Eine der frühesten Rezensionszeitschriften waren die Hamburger Freye Urtheile und Nachrichten zum Aufnehmen der Wissenschaften und Historie überhaupt (1744–1759).
Literar- und Textkritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Literar- und Textkritik bezeichnet der Begriff Rezension den Vergleich möglichst aller Textvarianten eines historischen Textes in den Handschriften und Texteditionen, um die textgeschichtliche und literarische Abhängigkeit der einzelnen Versionen zu bestimmen und sie so in einem Stammbaum (Stemma) bestimmten Texttraditionen zuzuordnen.
Siehe auch: Literarkritik, Textkritik
Kundenrezensionen im Internet
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Viele Internethändler laden ihre Besucher dazu ein, ihre Meinung zu einem Produkt anonym unter einem Nickname, aber auch unter Nennung des eigenen Namens als „Kundenrezension“ vorzustellen. Dabei wird die Verwendung des Begriffes „Rezension“ nicht mehr auf Kulturgüter wie Bücher, Filme usw. beschränkt, sondern auf Gebrauchsgüter und Waren aller Art ausgedehnt. Der Textumfang solcher Produktbewertungen ist nicht vorgeschrieben, wird aber in der Regel noch von einer Bewertungsskala ergänzt, auf der die Kunden je nach Einschätzung z. B. ein bis fünf Sterne zu vergeben haben. Wiewohl (oder gerade weil) diese Meinungsäußerungen unredigiert platziert werden können und lediglich auf gesetzlich verbotene Äußerungen überprüft werden, wird deren Rezeption offenbar von den Internethändlern als umsatzfördernd eingeschätzt.
Siehe auch unter Literaturkritik die sich davon abgrenzenden Abschnitte: „Gegenwärtige Entwicklung der Literaturrezension“ und „Literaturrezensionen im Internet“
Fiktive Rezension in der Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Literatur gibt es die fiktive Rezension, also die Buchbesprechung eines nicht existenten Buches. Hierbei kann es sich um ein Buch handeln, das der Autor der Rezension nicht schreiben wollte oder ein Buch, das zu schreiben nicht möglich ist. Bekannte Autoren, die solche Rezensionen verfasst haben, sind Jorge Luis Borges und Stanisław Lem.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Frank Bardelle: Formen der kritischen Auseinandersetzung oder: Wie man Urteile über wissenschaftliche Neuerscheinungen verhängt. In: Zeitschrift für Soziologie. Jg. 18, Heft 1, Februar 1989, S. 54–64. (Aufsatz im Archiv der Zeitschrift für Soziologie)
- Nicolai Hannig, Hiram Kümper: Rezensionen: finden – verstehen – schreiben. Schwalbach/Ts. 2012. ISBN 978-3-89974648-8
- Jost Hermand: Vom Gebrauchswert der Rezension. In: J. H.: Fünfzig Jahre Germanistik. Aufsätze, Statements, Polemiken 1959–2009 (= German Life and Civilization 51), Lang, Oxford u. a. 2009, S. 79–96.
- Edmund Schalkowski: Rezension und Kritik. UVK-Verlagsgesellschaft, Konstanz 2005. ISBN 3-89669-341-7
- Gilles Roques: Défense et illustration du compte rendu scientifique. In: David Trotter (Hrsg.): Manuel de la philologie de l'édition, de Gruyter, Berlin, 2015, S. 438–463.
- Ulrike Enke: Rezensionswesen, medizinisches. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1244–1246.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Rezension im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Linkkatalog zum Thema Rezensionen und Literaturkritik bei curlie.org (ehemals DMOZ)