Sekundärliteratur

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Sekundärliteratur ist eine in vielen Disziplinen übliche Bezeichnung für wissenschaftliche Literatur. Als ‚sekundär‘ gilt diese Literatur dabei gegenüber den ‚primären‘ Texten, über die geschrieben wird.[1][2] Der Gegenbegriff Primärliteratur ist dabei deutlich seltener und bezieht sich je nach Fach auf sehr unterschiedliche Texte. In einigen Fächern wird Sekundärliteratur zusätzlich auch von Tertiärliteratur unterschieden, wobei Letztere Literatur meint, die ihrerseits ausschließlich auf Sekundärliteratur beruht.

Geisteswissenschaften

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Der Begriff Sekundärliteratur stammt aus der Literaturwissenschaft. Dort werden literarische Werke als Primärliteratur, wissenschaftliche Publikationen über diese Werke als Sekundärliteratur bezeichnet. So ist zum Beispiel Goethes Faust Primärliteratur; eine Abhandlung über den Faust (z. B. über Charaktere, Motive usw. aus dem Stück) wird Sekundärliteratur genannt.[3] Alternativ wird anstelle von Sekundärliteratur auch von Forschungsliteratur gesprochen.[4] Prinzipiell können als Sekundärliteratur entstandene Texte selbst wieder zu Primärtexten werden, wenn sie selbst zum Gegenstand literaturwissenschaftlicher Analyse werden.

In der Geschichtswissenschaft ist der Begriff Sekundärliteratur zur Bezeichnung fachwissenschaftlicher Publikationen zwar verbreitet, wird teilweise aber auch abgelehnt.[5] Üblicher ist die Bezeichnung Darstellungen, Forschungsliteratur oder einfach nur Literatur.[6][7] Der Gegenbegriff lautet Quelle (nicht Primärliteratur). Geschichtswissenschaftliche Werke können ihrerseits zu Quellen werden, wenn sie zum Gegenstand historischer Analysen werden. Dies ist in der Wissenschaftsgeschichte regelmäßig der Fall, auch für Biographien von Historikern dienen deren Werke oft als Quelle.

Naturwissenschaften

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In den Naturwissenschaften zählen Übersichtsarbeiten (englisch: Reviews) zur Sekundärliteratur, während dort zitierte Originalpublikationen – auch wenn diese erst kurze Zeit früher erschienen sind – zur Primärliteratur gerechnet werden. In der Chemie wird in der Primärliteratur beispielsweise erstmals die Synthese und Charakterisierung einer oder mehrerer neuer bisher gänzlich unbekannter Stoffe im Detail beschrieben. Wenn ein Autor jedoch zusammenfassend eine oder mehrere aus der Primärliteratur bekannte Stoffgruppen beschreibt, so zählt diese Veröffentlichung zur Sekundärliteratur.[8]

Tertiärliteratur

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Literatur, die ihrerseits Sekundärliteratur zusammenfassend auswertet und damit der ersten Orientierung dient, kann als Tertiärliteratur bezeichnet werden. Dazu gehören Einführungen, Lexika, Nachschlagewerke und Enzyklopädien einschließlich der Wikipedia;[9] früher bezog sich der Begriff stärker auch auf bibliographische Hilfsmittel wie Bibliographien, Bibliothekskataloge und Literaturführer, die beim Auffinden von Sekundärliteratur helfen.[10] In Studium und Wissenschaft spielt Tertiärliteratur keine besondere Rolle.[9] Fachfremde einführende Werke gelten in der Regel in wissenschaftlichem Zusammenhang als nicht zitierfähig,[11] sie gehören damit auch nicht zur Tertiärliteratur.

Eine ähnlich Unterscheidung, aber zwischen verschiedenen Quellen im Sinne der Geschichtswissenschaft, drückt das BegriffspaarPrimärquelle und Sekundärquelle“ aus.

Wiktionary: Sekundärliteratur – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Sekundärliteratur. In: dwds.de. Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache, abgerufen am 12. April 2022.
  2. Sekundärliteratur. In: duden.de. Duden online, abgerufen am 12. April 2022.
  3. Klaus Gantert: Bibliothekarisches Grundwissen. 9. Auflage. de Gruyter, Berlin/Boston 2016, ISBN 978-3-11-032145-6, doi:10.1515/9783110321500, S. 76.
  4. Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur (= Kröners Taschenausgabe. Band 231). 8., verbesserte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2001, ISBN 978-3-520-23108-6, Stichwort „Sekundärliteratur“, S. 746.
  5. Peter Borowsky, Barbara Vogel, Heide Wunder: Einführung in die Geschichtswissenschaft. 5. Auflage. Westdeutscher Verlag, Opladen 1989, S. 77 f.
  6. Georg Eckert, Thorsten Beigel: Historisch Arbeiten. Handreichung zum Geschichtsstudium. utb, Stuttgart 2018, doi:10.36198/9783838550398, hier Kap. 3.
  7. Gabriele Lingelbach, Harriet Rudolph: Geschichte studieren. Eine praxisorientierte Einführung für Historiker von der Immatrikulation bis zum Berufseinstieg. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005, ISBN 3-531-14557-6, doi:10.1007/978-3-322-80713-7.
  8. Erläuterung zur Klassifizierung auf ChemgaPedia – Chemie-Enzyklopädie (6. Mai 2008).
  9. a b Petra Stykow, Politikwissenschaftlich arbeiten. Wilhelm Fink: Stuttgart 2019, doi:10.36198/9783838551265, hier S. 172.
  10. Alois Nowak: Fachliteratur des Chemikers. Einführung in ihre Systematik und Benutzung mit einer Übersicht über wichtige Werke. 3., überarbeitete Auflage. Dietrich Steinkopff Verlag, Darmstadt 1976, ISBN 978-3-7985-0422-6, S. 20–21.
  11. Jens Kirchner, Sebastian Meyer: Wissenschaftliche Arbeitstechniken für die MINT-Fächer. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2022. ISBN 978-3-658-33911-1, Abschnitt 6.1 Was darf zitiert werden?, S. 102 ff.