Hotel Bellevue (Rhöndorf)

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Ehemaliges Hotel Bellevue, Rheinfront (2011)
Blick von den Rhöndorfer Weinbergen über das ehemalige Hotel Drachenfels zum Hotel Bellevue (2006)

Das Hotel Bellevue (auch Rheinhotel Bellevue) ist ein ehemaliges Hotel am Rheinufer in Rhöndorf, einem Stadtteil von Bad Honnef im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen, das auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurückging. Von 2009 bis 2011 wurde es in Eigentumswohnungen umgebaut.

Die ehemaligen Hotelgebäude, als einzige die bauliche Rheinfront von Rhöndorf bildend, liegen am rheinseitigen Ende der Karl-Broel-Straße zwischen Rheinpromenade und der Siebengebirgsbahn (Haltestelle Rhöndorf).

Rheinfront von Rhöndorf mit dem Hotel Bellevue (1913)

Die Ursprünge des Hotels unter dem Namen „Bellevue“ lassen sich bis auf das Ende des 19. Jahrhunderts und den damaligen Besitzer Carl Eikerling zurückverfolgen, als es aus zwei dreigeschossigen Häusern bestand, zwischen denen ein Weg hinab zum Rhein führte.[1][2] Es war das einzige am Rheinufer gelegene Hotel in Rhöndorf. Direkt vor dem Hotel legten an einer Buhne die Lokalboote an.[3][4] Ende der 1920er-Jahre[5] übernahm Jakob Müllegan den Betrieb, dessen Familie das Hotel bis zuletzt führte. Bis 1939 waren eine große Terrasse und ein Gartencafé dazugekommen.[1] Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Hotel beschädigt.[6]

In der Nachkriegszeit wurde das Hotel – mit dem Ausflugslokal „Die Rheinterrassen“ – unter Hans Müllegan, zugleich Vizebürgermeister von Bad Honnef, vor allem als Tanzgaststätte betrieben[7][8]; in den 1960er-Jahren war hier der britische Schlagersänger und Fernsehmoderator Chris Howland mit einer Show zu Gast.[6] Aufgrund der Lage im Wohnort des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer und der Nähe zum damaligen Regierungssitz Bonn zählte das Hotel neben einigen Schauspielern und Sängern auch bekannte Politiker als Gäste, darunter Walter Scheel, Karl Carstens und Hans-Dietrich Genscher.[8] 1971 wurde ein eigener Hoteltrakt errichtet, zu dem 1980 oder 1985[6] ein zweiter hinzukam.[8] Im September 1986 weilte hier der Staatspräsident von Kamerun, Paul Biya, während seines Staatsbesuchs in der Bundesrepublik.[8][9][10] Eine abermalige bauliche Erweiterung auf nunmehr 130 Zimmer erfolgte bis Frühjahr 1989.[8] 1990 logierte hier die tschechoslowakische Fußballnationalmannschaft zu ihrer Vorbereitung auf die damalige Weltmeisterschaft in Italien.[6] Zu dem Betrieb gehörte damals auch eine Weinhandlung.[11] Am 18. Oktober 1994 fand im Hotel Bellevue die erste Sitzung der neugewählten Bündnis 90/Die Grünen-Bundestagsfraktion statt.[12]

Nachdem seit dem Jahr 2003 vergeblich nach einem neuen Hotelbetreiber gesucht wurde[13], begannen im Frühjahr 2007 Planungen für einen Umbau des Hotelgebäudes in Eigentumswohnungen.[14][15] Der Verkauf des Hotels erfolgte schließlich im Mai 2008.[16][17] Anschließend begann der Investor mit der Umsetzung des Projekts „Rhein-Arkaden Bellevue“. Ab Mitte Oktober 2008 wurden zunächst die Rheinterrassen abgebrochen und damit der Blick auf den Rhein freigestellt.[18][6] Im Frühsommer 2009 begannen die eigentlichen Bauarbeiten für den Umbau der beiden vormaligen Hotelgebäude, aus Hochwasserschutzgründen um 70 cm angehoben, und die Errichtung eines Neubaus mit insgesamt 22 Eigentumswohnungen und 3.500 m² Wohnfläche.[19][20] Zugleich wurde die den Gebäuden vorgelagerte öffentlich zugängliche Rheinpromenade ausgebaut und näher zum Ufer verlegt. Die Baumaßnahme wurde im Frühjahr 2011 abgeschlossen.[21] Auf das ehemalige Hotel weist seither der Straßenname Bellevue für die heutigen Wohngebäude hin.

Das Hotel war zuletzt ein dreiteiliges Ensemble aus viergeschossigem Stammhaus, einem nördlich daran anschließenden fünfgeschossigen Neubau (Haupthaus) und dem – durch einen öffentlichen Promenadenweg abgetrennten – eingeschossigen Ausflugslokal „Die Rheinterrassen“ (300 Sitzplätze) mit offener Veranda direkt über dem Fluss[8]. Es gab das Restaurant „Bellevue-Stube“, den „Salon Petersberg“ und einen Wintergarten.[8] Das Hotel hatte nach den Um- und Anbauten der 1980er-Jahre 130 Betten in 75 Räumen sowie nach der letzten Erweiterung 10 Luxussuiten – die größte mit 180 m² – mit jeweils eigener Garage.[17][8][22] Der Trakt mit den Suiten besaß eine eigene Empfangshalle, Konferenzräume und war mit Panzerglas ausgestattet.[6] Erhalten ist das Ensemble nur in der leicht veränderten Kubatur der beiden ehemaligen Hotelgebäude.[17]

Commons: Hotel Bellevue – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Martin Maus: Gruss aus Honnef: Postkarten mit Ansichten von der Jahrhundertwende aus Honnef und dem Siebengebirge, Bad Honnef 1985, S. 20/21.
  2. Georg Hölscher: Führer durch das Siebengebirge (=Hölschers Wanderbücher, Nr. 5). Dritte und vierte neu bearbeitete Auflage, Paul Leubner, Köln 1902. (online)
  3. Karl Josef Klöhs: Kaiserwetter am Siebengebirge. Edition Loge 7, Königswinter 2003, ISBN 3-00-012113-7, S. 39.
  4. Karl Günter Werber: Archivbilder Bad Honnef, Sutton Verlag, Erfurt 2004, ISBN 3-89702-718-6, S. 48.
  5. Adressbuch des Siegkreises 1928/29, Siegerland Druckerei- und Verlagsgesellschaft, S. 112. (online)
  6. a b c d e f Die Rheinterrassen werden abgerissen, General-Anzeiger, 13. November 2008
  7. Greven’s Adreßbuch des Sieg-Kreises 1950, Greven’s Adressbuch-Verlag, Köln 1950. (online)
  8. a b c d e f g h Karl Garbe (Hrsg.): Bad Honnefer Bilderbuch. Junger Verlag, Bonn 1989, S. 14/15.
  9. Paul Biya und Helmut Kohl, Keystone
  10. Die Bad Honnefer Wochenzeitung, Nr. 345, 22. März 2013 (PDF), S. 6
  11. Handelsregister-Bekanntmachung vom 8. Februar 1991, HRA 924 (14. Januar 1991)
  12. Burkhard von Pappenheim: Eine engagierte Debatte trägt eine Newcomerin nach vorn, Stuttgarter Zeitung, 20. Oktober 1994
  13. Hotel Bellevue soll Wohnhaus werden, General-Anzeiger, 2. Juli 2007
  14. Irritationen um das Rheinhotel Bellevue, General-Anzeiger, 24. April 2007, Honnefer Volkszeitung, S. 6
  15. Neue Ideen für verbleichende Herrlichkeit, Kölnische Rundschau/Bonner Rundschau, 29. Juni 2007
  16. Der Verkauf ist perfekt, General-Anzeiger, 9. Mai 2008, S. 7
  17. a b c „Stellen uns weiche Architektur vor“, Kölnische Rundschau/Bonner Rundschau, 6. Juni 2008
  18. Beginn der Abrissarbeiten, General-Anzeiger, 16. Oktober 2008, Honnefer Volkszeitung, S. 21
  19. Projekt mit idealer Lage im Rheinknick, Kölnische Rundschau/Bonner Rundschau, 17. April 2010
  20. Schöne Aussicht nicht nur im Namen, General-Anzeiger, 17. April 2010, Honnefer Volkszeitung, S. 25
  21. Bellevue Rhöndorf – Broschüre (PDF; 1,9 MB), Rheinvest
  22. Briefbogen des Hotels von 1989

Koordinaten: 50° 39′ 26″ N, 7° 12′ 34,3″ O