Rheinisches Landesmuseum Trier
Das Rheinische Landesmuseum Trier ist eines der bedeutendsten und größten archäologischen Museen in Deutschland. Seine Sammlung erstreckt sich von der Vorgeschichte über die römische Zeit, das Mittelalter bis zum Barock. Vor allem aber die römische Vergangenheit von Augusta Treverorum, das heutige Trier, und seines Umlandes wird im Landesmuseum Trier anhand von archäologischen Funden dargestellt.
Geschichte und Aufgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Landesmuseum wurde 1877 als „Provinzialmuseum der preußischen Rheinprovinz“ neben dem Rheinischen Landesmuseum Bonn gegründet und später vom Rheinischen Provinzialverband getragen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging das Museum in die Trägerschaft des Landes Rheinland-Pfalz über. Seit dem 1. März 2008 gehört das Museum zur Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz.
Vor allem die archäologische Denkmalpflege ist seit der Gründung eine der Aufgaben des Landesmuseums, sodass die meisten Ausstellungsstücke aus eigenen Grabungen hervorgegangen sind. Mit mehr als 10.000 bekannten archäologischen Fundstellen und einer Fläche von 5700 km² umfasst das Arbeitsgebiet des Museums neben Trier auch die angrenzenden Landkreise Birkenfeld, Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Trier-Saarburg und Vulkaneifel. Zwei wissenschaftliche Zeitschriften sowie eine eigene Monographien-Reihe (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier) werden zur Publikation der Grabungsergebnisse, Sammlungsbestände und historischen Forschungen genutzt. Seit 2006 vergibt der Fördererkreis des Landesmuseums den Dr. Heinz-Cüppers-Preis, der nach dem langjährigen Direktor benannt ist.
Das heutige Museumsgebäude wurde 1885 bis 1889 errichtet. Es wurde im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört und in den 1950er Jahren verändert wieder aufgebaut.[1]
- Direktoren
- 1877–1892, 1898–1902: Felix Hettner, unterbrochen durch die Tätigkeit in der Reichs-Limeskommission
- 1892–1898: Hans Lehner, kommissarisch für Felix Hettner
- 1902–1905: Hans Graeven
- 1906–1935: Emil Krüger
- 1935–1945: Wilhelm von Massow
- 1946–1962: Hans Eiden
- 1963–1965: Wilhelm Reusch (kommissarisch)
- 1965–1977: Reinhard Schindler
- 1977–1994: Heinz Cüppers
- 1994–2004: Hans-Peter Kuhnen
- 2004–2008: Karin Goethert (kommissarisch)
- 2008–2011: Eckart Köhne
- seit 2012: Marcus Reuter
Ausstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf 4000 m² Ausstellungsfläche erstrecken sich die Dauerausstellungsräume zur Vorgeschichte, der römischen Zeit, dem Mittelalter und der Neuzeit. Besonders die Exponate aus der römischen Stadt Trier, die als spätantike Kaiserresidenz zu den wichtigsten Städten im Römischen Reich zählte, machen die Sammlung einzigartig. 2009 und 2011 wurde das Museum neu eingerichtet und bietet den Besuchern seitdem einen Rundgang durch die Geschichte Triers und seiner Region, beginnend bei den ersten Menschen vor 200.000 Jahren. Steinwerkzeuge, Funde aus der Bronzezeit sowie beeindruckende keltischer Adelsgräber entführen die Besucher in längst vergangene Zeiten. Auch aus der Zeit der Römer, in der Trier seine größte Bedeutung erlangte, werden Funde gezeigt: So etwa den Pfahl der ersten Römerbrücke, der das Gründungsdatum von Trier als ältester Stadt Deutschlands dendrochronologisch auf die Jahre 18/17 v. Chr. datiert.[2] Durch die strategisch und wirtschaftlich günstige Lage kam es zu einem raschen Aufschwung der Stadt. Zeugen dieser glanzvollen Zeit sind unter anderem die größte Mosaikensammlung nördlich der Alpen, prachtvolle Kleinfunde aus dem römischen Alltag und eindrucksvolle, meterhohe Grabmonumente, zu denen auch das bekannte „Neumagener Weinschiff“ oder das „Schulrelief“ zählen.
Von der Zeit nach den Römern erzählen archäologische Funde aus Abfallgruben, die einen überraschenden Einblick in das mittelalterliche Trier bieten, oder Kunstwerke, wie die letzte erhaltene Glasmalerei aus dem Trierer Dom, die die Bedeutung der Trierer Klöster und des Doms bezeugen. Mit einem Blick auf die Pracht am Hofe des letzten Trierer Kurfürsten endet der Museumsrundgang.
Die Münzsammlung des Landesmuseums, eine der größten numismatischen Sammlungen Deutschlands, ist in einem eigenen Münzkabinett zu sehen. Einen Höhepunkt dieser Sammlung bildet der Münzschatz, der 1993 bei Ausschachtungsarbeiten für eine Tiefgarage nahe der Römerbrücke in Trier gefunden wurde. Er enthält 2558 römische Goldmünzen und ist der größte bisher gefundene römische Goldschatz.
Ein Stadtmodell im Museum zeigt das römische Augusta Treverorum im 4. Jahrhundert.[3]
Die ständige Ausstellung des Rheinischen Landesmuseums wurde im Herbst 2011 mit dem Red Dot Design Award in der Kategorie communication design für eine besonders innovative, moderne und mutige Gestaltung ausgezeichnet.[4]
Audio-Guides sind im Eintrittspreis enthalten und auf Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch verfügbar, außerdem gibt es eine spezielle Kinderhörführung.
Sonderausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den Dauerausstellungen finden auf zusätzlichen 2000 m² Ausstellungsfläche Sonderausstellungen statt.
- 1984 „Trier - Augustusstadt der Treverer“ und „Trier - Kaiserresidenz und Bischofsstadt“
- 2003 „Palatia. Kaiserpaläste in Konstantinopel, Ravenna und Trier“
- 2007 „Konstantin der Große“
- 2009 „Schönheit im alten Ägypten“
- 2014 „Ein Traum von Rom. Stadtleben im römischen Deutschland“
- 2016 „Nero. Kaiser, Künstler und Tyrann“
- 2018 „Karl Marx“
- 2022 „Der Untergang des Römischen Reiches“
Ausgewählte Exponate
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Steindenkmäler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neumagener Steindenkmäler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einen der wichtigsten Ausstellungskomplexe des Museums bilden die 1877 bis 1885 aus den Fundamenten der spätrömischen Befestigung von Noviomagus (Neumagen) geborgenen Steinblöcke, die zu kaiserzeitlichen Grabdenkmälern gehören. Im Museum wurden sie zum Teil zu einer „Gräberstraße“ zusammengestellt, die einen Eindruck vom Erscheinungsbild eines römischen Gräberfeldes vermitteln soll.
Das Neumagener Weinschiff
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Neumagener Weinschiff diente als Aufsatz des Grabdenkmals eines römischen Weinhändlers aus der Zeit um 220 n. Chr. Es wurde 1878 in Neumagen gefunden. Es ist zu einem Symbol für den florierenden Weinhandel an der Mosel geworden.
Hermen von Welschbillig
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mosaiken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Landesmuseum besitzt eine der größten und bedeutendsten Sammlungen römischer Mosaiken nördlich der Alpen.
Dazu gehören das Polydus-Mosaik mit dem Rennfahrer Polydus auf seinem Wagen, gezogen von vier Pferden, der seine Siegestrophäen schwingt. Auch sein Leitpferd Compressore ist auf dem Mosaik namentlich verewigt. Das Mosaik aus dem 3. Jahrhundert stammt aus einem Stadthaus, das im 4. Jahrhundert bei dem Bau der Kaiserthermen abgerissen wurde, ist aber derzeit aufgrund baulicher Gegebenheiten nicht vollständig zugänglich.
Auf der Fläche des Landesmuseums selbst wurde bei Fundamentuntersuchungen 1884 das Monnus-Mosaik (auch Musenmosaik des Monnus) gefunden, das später fast an derselben Stelle (nur im Obergeschoss) ausgestellt wurde. Es stammt aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. und ist nach seiner Inschrift Monnus fecit (etwa: Monnus machte [es] oder erschuf [es]) benannt. Dargestellt sind verschiedene Musen und Künstler, u. a. Vergil, umgeben von Bildern der Jahreszeiten, Monate und Tierkreise. Erhebliche Teile des Mosaiks sind zerstört, u. a. durch einen starken Brand – bei Auffindung lagen noch verkohlte Dachbalken auf dem Mosaik, die Steinchen darunter waren völlig verbrannt. Während die Ornamente für die Ausstellung wieder ergänzt wurden, wurde in den figürlichen Darstellungen nur Mörtel eingesetzt.[5]
Trierer Goldmünzenschatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Münzschatz von Meckel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Hortfund aus Trassem
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einen wichtigen Fund aus der Bronzezeit stellt der in Trassem gefundene Hortfund dar. Ein Armreif und eine Nadel aus Gold, Goldspiralen sowie ein Kurzschwert und Bronzebeilklingen wurden vor ca. 3600 Jahren zwischen Steinen versteckt. Der Fund gilt als Opfergabe an göttliche Mächte, könnte aber auch eine zu Lebzeiten vorgenommene Ausstattung für das Jenseits darstellen. Da Funde bronzezeitlicher Metallgegenstände in dieser Region relativ selten sind, ist dieser Fund ein wichtiges Zeugnis für diese Epoche.[6]
Bibliothek
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Museum besitzt eine umfangreiche Präsenzbibliothek zur Archäologie, Kunstgeschichte, Numismatik und geschichtlichen Landeskunde mit über 100.000 Bänden.[7]
Veranstaltungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Landesmuseum bietet verschiedene Themenführungen für Schulen und Kinder, Kindergeburtstage und Ferienprogramme an. Sie werden mit interaktiven Workshopteilen in den museumspädagogischen Räumen zu einem besonderen Erlebnis. Zusätzlich werden auch Fortbildungen für Lehrer oder Erzieher angeboten. Sonderveranstaltungen wie Museumsnächte, Führungen, kulinarische Abende, Vorträge, Workshops und Konzerte bilden das Angebot für Erwachsene.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Führer
- Felix Hettner: Illustrierter Führer durch das Provinzialmuseum in Trier. Lintz, Trier 1903 (Digitalisat).
- Reinhard Schindler: Führer durch das Landesmuseum Trier. Trier 1977, 2. erweiterte Auflage 1980.
- Fundstücke: von der Urgeschichte bis zur Neuzeit. Theiss, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-8062-2324-8 (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier Bd. 36).
- Kataloge des Sammlungsbestandes
- Wolfgang Binsfeld, Karin Goethert-Polaschek, Lothar Schwinden: Katalog der römischen Steindenkmäler des Rheinischen Landesmuseums Trier. = Corpus signorum Imperii Romani Bd. 4.3. Trier und Trierer Land. Zabern, Mainz 1988, ISBN 3-8053-0286-X (Trierer Grabungen und Forschungen 12).
- Antje Krug: Römische Gemmen im Rheinischen Landesmuseum Trier. Trier 1995, ISBN 978-3-923319-32-9 (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 10).
- Bernd Bienert: Die römischen Bronzegefäße im Rheinischen Landesmuseum Trier. Trier 2007, ISBN 978-3-923319-69-5 (Trierer Zeitschrift Beiheft 31).
- Karl-Josef Gilles: Der römische Goldmünzschatz aus der Feldstraße in Trier. Trier 2013, ISBN 978-3-923319-82-4. (Trierer Zeitschrift Beiheft 34).
- Karl-Josef Gilles: Das Münzkabinett im Rheinischen Landesmuseum Trier. Ein Überblick zur trierischen Münzgeschichte. Trier 1996, ISBN 978-3-923319-36-7 (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 13).
- Karin Goethert: Römische Lampen und Leuchter. Auswahlkatalog des Rheinischen Landesmuseums Trier. Trier 1997, ISBN 978-3-923319-38-1 (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 14)
- Peter Hoffmann, Joachim Hupe, Karin Goethert: Katalog der römischen Mosaike aus Trier und dem Umland. Rheinisches Landesmuseum Trier (= Trierer Grabungen und Forschungen 16). Zabern, Mainz 1999, ISBN 3-8053-2610-6 / ISBN 3-923319-42-8
- Peter Hoffmann: Römische Mosaike im Rheinischen Landesmuseum Trier. Führer zur Dauerausstellung (= Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 16). Trier 1999, ISBN 3-923319-44-4
- Eine Ägypterin in Trier. Die ägyptische Mumie und der Sarg im Rheinischen Landesmuseum Trier. Ägyptologische und medizinische Untersuchungen von Martina Minas-Nerpel und Günther Sigmund. Mit einem Beitrag zur Überlieferungsgeschichte von Jürgen Merten. Trier 2003, ISBN 978-3-923319-53-4 (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 26).
- Mechthild Siede, Lothar Schwinden (Hrsg.): Inscriptiones Graecae Treverenses. Edition der spätantiken und frühchristlichen griechischen Inschriften in Trier mit Übersetzung und Kommentar. Trier 2012, ISBN 978-3-86821-398-0.
- Periodika und Zeitschriften
- Trierer Zeitschrift. Archäologie und Kunst des Trierer Landes und seiner Nachbargebiete (bis Band 66, 2003: Trierer Zeitschrift für Geschichte und Kunst des Trierer Landes und seiner Nachbargebiete) 1, 1926 ff. (Digitalisat der UB Heidelberg)
- Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier 1, 1969 ff. (Digitalisat der UB Heidelberg)
- Literatur zum Museumsgebäude
- Peter Seewaldt: Das Rheinische Provinzialmuseum in Trier von 1889 – Ein Baudenkmal im Wandel der Zeit. In: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier. Aus der Arbeit des Rheinischen Landesmuseums Trier, Bd. 37, 2005, S. 73–87 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Rheinisches Landesmuseum Trier im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website des Museums
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Peter Seewaldt: Das Rheinische Provinzialmuseum in Trier von 1889 – Ein Baudenkmal im Wandel der Zeit, in: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier. Aus der Arbeit des Rheinischen Landesmuseums Trier Bd. 37, S. 73 u. 85.
- ↑ Heinz Heinen: Augustus und die Anfänge des römischen Trier. In: Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Trier – Augustusstadt der Treverer. 2. Auflage, Zabern, Mainz 1984, S. 40, Kat.-Nr. 43; Mechthild Neyses-Eiden in: Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Fundstücke: von der Urgeschichte bis zur Neuzeit (= Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Bd. 36). Theiss, Stuttgart 2009, S. 50–51.
- ↑ Modell des römischen Trier, museum-digital; Georg Breitner: Architekturmodelle in der Ausstellung des Rheinischen Landesmuseums Trier. Das Beispiel des Amphitheaters. In: Funde und Ausgrabungen im Bezirk Trier. Aus der Arbeit des Rheinischen Landesmuseums Trier Bd. 43, 2011, S. 37–43 (Digitalisat).
- ↑ „Überragendes Design“ im Rheinischen Landesmuseum Trier, rlp.de.
- ↑ Felix Hettner: Illustrierter Führer durch das Provinzialmuseum in Trier. Trier 1903, S. 64-68 Nr. 147 mit Abb.
- ↑ Hartwig Löhr in: Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Fundstücke: von der Urgeschichte bis zur Neuzeit (= Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Bd. 36). Theiss, Stuttgart 2009, S. 24–25.
- ↑ https://www.zentrum-der-antike.de/de/rheinisches-landesmuseum/bibliothek/online-publikumskatalog-webopac/
Koordinaten: 49° 45′ 6,6″ N, 6° 38′ 40,2″ O