Richard Phillips (Kapitän)

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Richard Phillips (2009)

Richard Phillips (* 16. Mai 1955[1][2] in Winchester, Massachusetts) ist ein US-amerikanischer Kapitän der Handelsmarine, der nach seiner Entführung durch somalische Piraten im Jahr 2009 bekannt wurde. Seine Erlebnisse dienten als Vorlage für den 2013 veröffentlichten Kinofilm Captain Phillips.

Phillips wurde in Winchester geboren, wuchs dort auf und erreichte dort auch 1973 seinen High-School-Abschluss. Anschließend schrieb er sich an der Universität von Massachusetts in Amherst ein und plante, Völkerrecht zu studieren, wechselte dann aber später zur Massachusetts Maritime Academy, an der er sein Studium 1979 erfolgreich abschloss. Phillips ist seit 1987 verheiratet und hat zwei Kinder. Er lebt mit seiner Familie auf einer Farm in Vermont.

Das Rettungsboot, in dem Phillips von den vier Piraten gefangen gehalten wurde

Phillips war Kapitän des Containerschiffs Maersk Alabama der dänischen Reederei Maersk Line, einer Tochter der weltgrößten Containerschiffsreederei. Die Maersk Alabama wurde im April 2009 vor der somalischen Küste von Piraten geentert. Die Piraten nahmen ihn bei ihrer Flucht mit dem Freifallrettungsboot der Maersk Alabama als Geisel.[3][4][5][6][7] Die Geiselnahme und Entführung wurde durch United States Navy SEALs beendet, wobei drei der vier Entführer erschossen wurden.

Phillips’ mögliche persönliche Mitverantwortung für den Piratenangriff ist Gegenstand eines 2013 angelaufenen Gerichtsverfahrens, das rund die Hälfte seiner damaligen Schiffsbesatzung gegen den Eigner und den Betreiber der Maersk Alabama erwirkt hat. Sie werfen Phillips unter anderem vor, er habe sie wissentlich in vermeidbare Gefahr gebracht, indem er den empfohlenen Mindestabstand zur von Piraten kontrollierten Küste Somalias nicht eingehalten habe.[8] Allerdings kam es nie zu einem Gerichtsverfahren, da das Unternehmen im Jahr 2014 mit den Beteiligten eine außergerichtliche Einigung erzielte - es wurde eine unbekannte Summe, welche als vertraulich gilt, ausgezahlt. Die Leistung dieser Zahlungen dürfte auch an die Bedingung geknüpft sein, dass die genauen Vorkommnisse im April 2009 auf der Maersk Alabama der Geheimhaltung unterliegen.[9]

Leben nach der Entführung

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Richard Phillips nach seiner Rettung mit Frank Castellano, dem Kommandanten der USS Bainbridge

Nach seiner Befreiung wurde Phillips zusammen mit seiner Frau durch Präsident Obama ins Oval Office eingeladen.[10] Vierzehn Monate nach der Entführung fuhr Phillips wieder zur See.[11]

Im Oktober 2013 nutzte Phillips seine Prominenz, um im Rahmen einer von seiner Gewerkschaft gestarteten Öffentlichkeitskampagne vor negativen Konsequenzen drohender Haushaltseinsparungen für die zivile Flotte zur weltweiten Nachschubversorgung der US-Truppen zu warnen. Der bisher im Rahmen eines speziellen Programms vom US-Handelsministerium subventionierten Flotte von 60 US-amerikanischen Schiffen, der auch die 2009 von ihm geführte Maersk Alabama angehörte, drohe eine Reduzierung um ein Drittel.[12]

  • Admiral Arleigh Burke Leadership Award, verliehen im Juni 2009 vom Flottenverein US Navy League[13]
  • National Maritime Valor Award, verliehen im November 2009 vom Nauticus National Maritime Center in Norfolk (Virginia)[14]

Seine 2010 veröffentlichte Autobiographie zur Entführung diente als Vorlage zum im Jahr 2013 erschienenen Kinofilm Captain Phillips mit Tom Hanks in der Titelrolle. Phillips war als Berater des Drehbuchautors, des Regisseurs und des Hauptdarstellers an der Vorbereitung des Films beteiligt und besuchte während der Dreharbeiten einen der Drehorte.[15]

Literatur (Auswahl)

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  • Pirate Alley: Commanding Task Force 151 Off Somalia, Terry McKnight, Michael Hirsh, Chapter 10: The Rescue of Captain Phillips, Seite 147 ff., teilweise online [1]
  • Pirates of Somalia: The Hijacking and Daring Rescue of MV Maersk Alabama, John Fleury, teilweise online [2]
  • Höllentage auf See: In den Händen von somalischen Piraten – gerettet von Navy Seals, Captain Richard Phillips, Stephan Talty, teilweise online [3]
  • Congressional Record: Proceedings and Debates of the 111th Congress First Session: Vol. 155 Part 8, 22. April 2009, Seite 10325–10329, teilweise Online [4]
  • Somali Piracy and Terrorism in the Horn of Africa, Christopher Daniels, Scarecrow Pr Inc, April 2012, ISBN 978-0-8108-8310-9, Seite 147, teilweise Online [5]

Einzelnachweise

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  1. Captain Phillips (2013) historyvshollywood.com
  2. Richard Phillips bei Random House Books
  3. In Rescue of Captain, Navy Kills 3 Pirates. In: New York Times.
  4. Profile: Captain Richard Phillips bei bbc.co.uk.
  5. Liberado el capitán estadounidense que estaba retenido por piratas somalíes. elmundo.es.
  6. Scharfschützen befreien entführten US-Kapitän. tz-online.de.
  7. Ein Drama, ein Happy End und ein stiller Held. In: Rheinische Post.
  8. Crew seized by pirates say Tom Hanks movie has got 'hero' Captain Phillips wrong. In: The Telegraph, 9. Oktober 2013, abgerufen am 27. November 2013 (englisch).
  9. https://www.vbattorneys.com/blog/maersk-alabama-and-somali-pirates-suit
  10. Richard Phillips Visits the Oval Office nytimes.com
  11. Nick Logan: Capt. Richard Phillips still sailing seas after 2009 pirate attack In: Global News, 12. Oktober 2013. Abgerufen am 26. November 2013 
  12. David Alexander: Real Captain Phillips warns cuts could hit Pentagon shipping program. In: Reuters vom 10. Oktober 2013, abgerufen am 27. November 2013 (englisch)
  13. Former Pirate Hostage Receives Navy League Leadership Award. Meldung vom 14. Juni 2009 auf der Webseite der US-Marine, abgerufen am 29. November 2013 (englisch)
  14. M/V Maersk Alabama Captain Richard Phillips Receives Valor Award. In: Military News vom 20. November 2009, abgerufen am 29. November 2013 (englisch)
  15. In der Gewalt von Piraten. Richard Phillips: "Ich bin kein Held". In: n-tv vom 15. November 2013, abgerufen am 27. November 2013