Riesenbibel

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Blatt aus der Gumbertusbibel

Als Riesenbibel werden großformatige Bibel-Handschriften bezeichnet, die ab Mitte des 11. Jahrhunderts entstanden.

Im 11. Jahrhundert förderte die päpstliche Reformbestrebung ein vertieftes Bibelstudium. In diesem Zusammenhang entstanden zuerst in Mittel- und Norditalien meist zweibändige Riesenbibeln („bibbie atlantiche“). Das Großformat unterstrich die Bedeutung der im Buch niedergeschriebenen Heiligen Schrift. Als Textvorlage dienten die karolingischen Bibeln, die zwischen etwa 800 und 850 in Abteien wie Saint-Martin in Tours in einer Art Massenproduktion hergestellt worden waren.[1]

Im 12. Jahrhundert wurden auch nördlich der Alpen Bibeln nach italienischem Vorbild hergestellt, wobei sich ein eigenständiger romanischer Bildmalerei-Stil entwickelte.[1]

Nach Entwicklung des Buchdrucks wurden keine großformatigen Bibelhandschriften mehr erstellt.

Eine mehrbändige, großformatige Riesenbibel herzustellen, war eine gewaltige Herausforderung für ein Skriptorium. Der Aufwand an Arbeitszeit und Material war enorm. Für die überdimensionalen Pergamentblätter benötigte man in einem überlieferten Fall die Häute von 155 Kälbern.[2] Die Abschrift, Illuminierung und Bindung der Riesenbibel von Tournai dauerte vier Jahre.[2] An der Niederschrift des Textes waren in der Regel mehrere Schreiber beteiligt, die ihre Arbeit in verschiedene Abschnitte aufteilten.

Codex Gigas

Die Riesenbibeln sind durchschnittlich etwa 65 cm hoch und 40 cm breit.[1] Die größte Riesenbibel stammt aus Böhmen, der sogenannte Codex Gigas ist 90 mal 50 cm groß und damit eine der größten erhaltenen Handschriften der Welt.

Die mehrere Zeilen hohen Initialen waren nicht nur Zierelemente, sondern dienten wie die Randglossen auch der Orientierung der Vorlesenden,[3] denn die Einteilung des Bibeltextes in Kapitel und Verse wurde erst später vom britischen Erzbischof Stephan Langton im 13. Jahrhundert bzw. vom Pariser Buchdrucker Robert Estienne im 16. Jahrhundert vorgenommen.

Für die Malereien wurden Metallfarben, Deckfarben und teilweise Silber und Gold verwendet.

Aus den Riesenbibeln wurde im Stundengebet und im Gottesdienst laut vorgelesen. Wegen ihres Gewichts konnte eine Riesenbibel nur mühsam von einem Ort zum anderen getragen werden. Eine ständig zum Einsatz kommende Riesenbibel dürfte deshalb das ganze Jahr über im Chor einer Abteikirche auf einem eigenen Lesepult gelegen haben. Durch das häufige Umblättern wurden die meisten Seitenecken stark abgenutzt.

Riesenbibeln in Italien:

  • Bibbia del Pantheon (Pantheonbibel), Vatikan, Nr. 12958
  • Bibbia di Calci, Riesenbibel der Certosa di Pisa in Calci (1168; 56 × 38 cm)
  • Bibbia di Perugia, Perugia, Biblioteca Comunale Augusta, L 59
  • Bibbia di Santa Cecilia, Vatikan, Barb. lat. 587
  • Bibbia di Santa Maria del Fiore, Florenz, Biblioteca Medicea Laurenziana, Edili 125–126
  • Bibbia di Todi, Vatikan, Nr. 10405
  • Bibbia Urbinate (Bibel des Federico da Montefeltro), Vatikan, Urb. Lat. 1 und 2 (1476–1478; 59,8 × 44,3 cm)

Riesenbibeln in Österreich:

Riesenbibeln in Deutschland:

Sonstige Riesenbibeln:

Commons: Atlantic bibles – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Friedrich Buchmayr, Karl Rehberger, Friedrich Simader: Die Riesenbibel von St. Florian (= Codices Illuminati. Meisterwerke aus den Sammlungen der bedeutendsten Bibliotheken der Welt. II. Stifts- und Klosterbibliotheken, Band 5). Akademische Druck- und Verlags-Anstalt, Graz 2008, ISBN 978-3-201-01886-9, S. 33–34.
  2. a b Buchmayr/Rehberger/Simader 2008, S. 15.
  3. Werner Telesko: Die „Riesenbibeln“ und das Problem des „Reformstils“ in der Salzburger Buchmalerei des späten 11. und frühen 12. Jahrhunderts: Überlegungen zur Bedeutung der Admonter Bibelhandschriften C - E und der St. Florianer Riesenbibel. In: Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark. Jahrgang 1988/89, S. 13–14 (PDF auf historischerverein-stmk.at).