Ritterstein
Als Ritterstein werden Marken aus Sandstein bezeichnet, die im Pfälzerwald, einem Mittelgebirge in Rheinland-Pfalz, mit eingemeißelten Inschriften auf geschichtlich oder naturkundlich bemerkenswerte Örtlichkeiten hinweisen. Teilweise wurden zu diesem Zweck eigens Findlinge aufgestellt, teilweise auch vor Ort vorhandene Felsen oder Mauern genutzt, um die Informationen anzubringen.
Kennzeichen der Rittersteine sind ein kurzer Text samt dem Kürzel „PWV“ für den Pfälzerwald-Verein, der die Steine aufstellt und betreut. Benannt sind sie nach Forstdirektor Karl Albrecht von Ritter (1836–1917), dem Gründungsvorsitzenden des PWV, der sich Anfang des 20. Jahrhunderts um die Aufstellung verdient machte.
Die Liste der Rittersteine enthält Basisinformationen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahre 1908 folgte der PWV der Anregung von Daniel Häberle, im Pfälzerwald Steinmarken aufzustellen, um bemerkenswerte Örtlichkeiten zu kennzeichnen. Weil Forstdirektor von Ritter das Projekt förderte und die meisten Standorte vorschlug, beschloss die Mitgliederversammlung des PWV 1912, die Steine nach ihm „Rittersteine“ zu nennen.[1]
Bis 1914 wurden über 200 Rittersteine als „steinerne Geschichtsschreibung des Pfälzerwaldes“ aufgestellt. 1916 erschien erstmals ein gedrucktes Verzeichnis mit 144 Standorten.[1][2]
Angesichts der wirtschaftlichen Probleme nach dem Ersten Weltkrieg gerieten die Rittersteine in Vergessenheit. Von 1930 bis 1950 versuchte Emil Ohler († 1959), die alten Steinmarken wiederzufinden und – unter Einschluss neu hinzugekommener Steine – eine aktualisierte Liste zu erstellen.[1] 1954 erhielt Ohler das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Nach Ohlers Tod führte Karl Becker die Arbeit bis 1966 weiter, dann drohte die Erinnerung erneut zu verblassen. Deshalb beauftragte der PWV den Heimatforscher Walter Eitelmann (1922–2009), alles erreichbare Wissen rund um die Rittersteine und die von ihnen markierten Objekte und Ereignisse zu sammeln und vor dem vollständigen Vergessen zu bewahren. Bis 1972 war Eitelmann zu Fuß im Pfälzerwald unterwegs, um Objekte zu suchen, zu restaurieren und heimatkundige Zeitzeugen zu befragen. Ergebnis von Eitelmanns Arbeit war das Buch Rittersteine im Pfälzerwald, in dem das ermittelte Wissen zu jedem einzelnen Ritterstein zusammengetragen ist und das inzwischen in 5. Auflage vorliegt. Das Buch gliedert die Steinmarken nach folgenden Gesichtspunkten:
- Orientierungspunkte
- Untergegangene Siedlungen
- Kriegsschauplätze und Schanzen, Begebenheiten und Legenden
- Holzwirtschaft und Holzflößerei
- Forst- und Jagdbetrieb
- Viehwirtschaft und Wolfsplage
- Industrien im Pfälzerwald
- Ehrungen von Persönlichkeiten
In den 1990er Jahren übernahm Erhard Rohe (verstorben 2012), 1980 zum ersten hauptamtlichen Geschäftsführer des PWV[2] bestellt, die Betreuung der Rittersteine[1], seit 2000 Klaus Frölich aus Kaiserslautern, der von 2003 bis 2012 stellvertretender Hauptvorsitzender des Pfälzerwald-Vereins war. Jährlich investiert der Pfälzerwald-Verein bis zu 5000 € in die Pflege und Instandhaltung seiner „steinernen Geschichtsschreibung“.
Pflege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heute existieren – je nach Quelle – 306[1] oder 307[2] Rittersteine. Erhard Rohe nennt fünf weitere Steine, die bei verschiedenen Baumaßnahmen verschwunden sind.[3] Neuaufstellungen sind wegen des Pflegeaufwands aus Kostengründen nicht geplant.[3] Eine Ausnahme davon ist der Ritterstein 307 PWV-Hain, der im Sommer 2022 aufgestellt wurde[4]. In aktuellen Wanderkarten[5] sind die Standorte zum größten Teil eingezeichnet.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Walter Eitelmann, Ernst Kimmel: Rittersteine im Pfälzerwald. Mit 59 Wandervorschlägen. 5. Auflage. Pfälzerwald-Verein, Neustadt an der Weinstr. 2005, ISBN 3-00-003544-3.
- Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz: Naturpark Pfälzerwald. Topografische Karte 1:25.000. ISBN 978-3-89637-399-1.
- Erhard Rohe: Die Rittersteine im Pfälzerwald. In: Pfälzerwald-Verein (Hrsg.): 100 Jahre Pfälzerwald-Verein. Neustadt an der Weinstr. 2002, ISBN 3-00-010517-4, S. 168 ff.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e Pfälzerwald-Verein Otterberg: Rittersteine. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 27. Dezember 2014; abgerufen am 1. März 2011. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b c Pfälzerwald-Verein Frankfurt: Aus der Geschichte des Pfälzerwald-Vereins. Archiviert vom am 15. Dezember 2004; abgerufen am 1. März 2011.
- ↑ a b Erhard Rohe: Die Rittersteine im Pfälzerwald. 2002, S. 168–173.
- ↑ DIE RHEINPFALZ: Jubiläumshain des PWV ist wieder komplett. Abgerufen am 7. September 2022.
- ↑ Topografische Karte Naturpark Pfälzerwald