Ethacridinlactat

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Strukturformel
Struktur von Ethacridinlactat
Strukturformel ohne Stereochemie
Allgemeines
Freiname Ethacridinlactat
Andere Namen

3,9-Diamin-7-ethoxyacridinium-(RS)-lactat (IUPAC)

Summenformel
  • C15H15N3O·C3H6O3[(RS)-Lactat]
  • C15H15N3O·C3H6O3·H2O [(RS)-Lactat·Monohydrat]
Kurzbeschreibung

gelbes, geruchloses, kristallines Pulver[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
EG-Nummer 217-408-1
ECHA-InfoCard 100.015.826
PubChem 15789
ChemSpider 15012
Wikidata Q426220
Arzneistoffangaben
ATC-Code

D08AA01

Wirkstoffklasse

Antiseptikum

Eigenschaften
Molare Masse 343,38 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

235 °C (Verfärbung ab 200) [(RS)-Lactat·Monohydrat] [2]

Löslichkeit

leicht in Wasser (145–150 g·l−1 bei 20 °C)[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Monohydrat

Achtung

H- und P-Sätze H: 315​‐​319​‐​335
P: 261​‐​305+351+338[1]
Toxikologische Daten

70 mg·kg−1 (LD50Mausi.p.)[3]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Ethacridinlactat ist ein Antiseptikum aus der Reihe der Acridine, dessen antibakterielle Wirkung seit 1913 bekannt ist.[4] Es ist das Salz der Base Ethacridin mit Milchsäure und wird als Racemat eingesetzt. Typisch für Ethacridinlactat ist seine gelbe Farbe und die Eigenschaft, Gegenstände und Haut gelb zu färben.[5]

Anwendungsgebiete

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Ethacridinlactat wird vor allem zur Behandlung infizierter Wunden und Pyodermien wie Abszessen, Furunkeln oder Impetigo contagiosa verwendet. Implantate mit Ethacridinlactat dienen in der Zahnmedizin zur Wundversorgung. Daneben findet es Anwendung als Blasen- und Vaginalspüllösung.

In Salben wird die Substanz meist in 0,2-prozentiger Konzentration verwendet. Für Spülungen oder feuchte Verbände sind 0,05- bis 0,1-prozentige Lösungen üblich.

Darüber hinaus wird Ethacridinlactat bei Durchfall (Präparate: Metifex, Tannacomp) angewandt.

Unerwünschte Wirkungen

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Ethacridinlactat löst wie andere Stoffe vom Typ der Hydroxychinoline häufig Kontaktallergien aus.

Die Anwendung gegen Durchfall wird als „problematisch“ bezeichnet, da in Zusammenhang mit langandauernder, hochdosierter Gabe von Clioquinol (das ebenfalls gegen Durchfall angewandt wurde) ein Krankheitsbild beobachtet wurde, welches als SMON (Subakute Myelo-Optico-Neuropathie) bekannt geworden ist. Dabei traten Nervenschädigungen, Blasen-, Mastdarm- und Sehstörungen auf. Es wird vermutet, dass unter Ethacridin ebensolche Nebenwirkungen auftreten könnten.[6][7]

Gewinnung und Darstellung

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Ethacridinlactat kann ausgehend von 2-Chlor-4-nitrotoluol durch eine mehrstufige Reaktion mit Kaliumpermanganat, 4-Phenetidin, Phosphorpentachlorid und Ammoniak gewonnen werden.[8]

Chemische Eigenschaften

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Ethacridinlactat weist eine intensiv hellgelbe Farbe auf

Ethacridinlactat bildet wasserlösliche Kristalle von hellgelber Farbe. Bei einem pH-Wert von 7,3 und einer Temperatur von 37 °C liegt es vollständig dissoziiert vor. Die antibakterielle Wirkung der Acridinderivate nimmt mit dem Dissoziationsgrad zu.[4] Ethacridinlactat ist lichtempfindlich und soll vor Licht geschützt aufbewahrt werden.[9] Durch Erhitzen einer Lösung von Ethacridinlactat kann eine bessere Löslichkeit erzielt werden.

Es wird vermutet, dass Acridine wie Ethacridinlactat an der RNA-haltigen Zytoplasmamembran der Bakterien wirken. Die Bindung an die bakterielle DNA bzw. RNA verhindert die Proteinbiosynthese der Bakterien. Vor allem gegenüber Staphylokokken, Streptokokken und Kolibakterien zeigt Ethacridinlactat eine antibakterielle Wirkung. Es zeigt ebenfalls eine Wirkung gegenüber Pilzen, Protozoen wie Amöben, Kokzidien, Trichomonaden und Anaplasmen. Informationen über eine Resistenzentwicklung gegenüber Ethacridinlactat gibt es bisher nicht.[4]

Pharmakokinetik

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Oral verabreichtes Ethacridinlactat wird zu weniger als 0,1 Prozent aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert. Das in Leber und Nieren des Menschen enthaltene Enzym Acridindehydrogenase oxidiert Acridinderivate, wie Ethacridinlactat, zu Acridonderivaten. Diese werden renal ausgeschieden. Der größte Teil der Dosis wird jedoch über die Faeces ausgeschieden. Inwieweit Ethacridinlactat über Haut und Wundflächen aufgenommen wird, ist bisher nicht untersucht. Es ist jedoch bekannt, dass Aminoacridine Gewebe schnell penetrieren. Nach intravenöser Gabe verteilt sich Ethacridinlactat schnell in alle Organe. Die Blut-Hirn-Schranke wird aber nicht überwunden.[4]

Es sind keine Vergiftungsfälle bekannt geworden. Die LD50 im Tierversuch liegt zwischen 1,8 und 5,36 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht je nach Tierart. Ob Ethacridinlactat ein tumorerzeugendes Potenzial besitzt, ist, da bisher keine Langzeituntersuchungen am Tier vorliegen, nicht bekannt. Auch wurde Ethacridinlactat bisher keiner ausreichenden Mutagenitätsprüfung unterzogen. Wie für andere Acridinderivate bereits gezeigt, ergaben In-vitro-Untersuchungen an Prokaryoten deutliche Hinweise auf ein mutagenes Potenzial. Studien zur Teratogenität existieren bisher ebenfalls nicht, ebenso wenig wie Erfahrungen über die Sicherheit beim Menschen während der Schwangerschaft und Stillzeit. Deswegen soll Ethacridinlactat in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden, auch weil nicht bekannt ist, ob die Substanz in die Muttermilch übergeht.[4]

Frische Ethacridinlactat-Flecken lassen sich mit einem alkoholischen Lösungsmittel wie Isopropanol entfernen. Eine andere Möglichkeit ist die Reinigung der verschmutzten Wäsche in einer warmen 3-prozentigen Essigsäurelösung. Bei schweren „Rivanol-Flecken“ (benannt nach dem Markennamen Rivanol der Farbwerke Hoechst[10]) kann die Reinigungswirkung durch Zusatz von 15 ml 3-prozentiger Wasserstoffperoxid-Lösung pro Liter verstärkt werden.[11]

Monopräparate

Metifex (D), NeoChinosol (D), Rivanol (A, D), sowie ein Generikum (CH)

Kombinationspräparate

Tannacomp (D), Tyrothricin (CH)[12][13]

  • Ernst Mutschler u. a.: Arzneimittelwirkungen. 8. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. Stuttgart 2001, ISBN 3-8047-1763-2

Einzelnachweise

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  1. a b c d Eintrag zu Ethacridinlactat in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 10. Februar 2017. (JavaScript erforderlich)
  2. The Merck Index: An Encyclopedia of Chemicals, Drugs, and Biologicals, 14. Auflage (Merck & Co., Inc.), Whitehouse Station, NJ, USA, 2006; S. 3716, ISBN 978-0-911910-00-1.
  3. Eintrag zu Ethacridine lactate in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar)
  4. a b c d e Fachinformation zu Rivanol® Salbe von Dermapharm.
  5. P. Altmeyer, M. Bacharach-Buhles: Springer Enzyklopädie Dermatologie, Allergologie, Umweltmedizin, S. 1775, 1. Auflage, Springer Verlag, Berlin, 2002, ISBN 3-540-41361-8.
  6. Ernst Mutschler u. a.: Arzneimittelwirkungen. 9. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. Stuttgart 2001. S. 792, 663; ISBN 3-8047-1763-2.
  7. T. Takasu: [SMON–a model of the iatrogenic disease]. In: Rinsh? shinkeigaku = Clinical neurology. Band 43, Nummer 11, November 2003, S. 866–869, PMID 15152488. (Review).
  8. Franz v. Bruchhausen, Gerd Dannhardt, Siegfried Ebel, August W. Frahm, Eberhard Hackenthal, Ulrike Holzgrabe: Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis Band 8: Stoffe E-O. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-57994-3, S. 100 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. F. von Bruchhausen: Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis : Drogen A-K, S. 101, 5. Auflage, Springer Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-540-61618-7.
  10. Vgl. etwa Rivanol-Pastillen. Schmerzstillendes Antiseptikum. In: Münchener Medizinische Wochenschrift. Band 95, Nr. 1, 2. Januar 1953, S. XXXIII.
  11. Fachinformation zu Rivanol® 1 g und Rivanol® 0,1 g von Dermapharm.
  12. Rote Liste (August 2009).
  13. AM-Komp. d. Schweiz (August 2009).