Robert Schmidt (Ingenieur)

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Plakette von Robert Schmidt auf seinem Grabmal

Robert Schmidt (* 13. Dezember 1869 in Frankfurt am Main; † 19. Mai 1934 in Bad Münstereifel) war ein deutscher Bauingenieur, Stadtplaner und Baubeamter sowie der erste Verbandsdirektor des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk.

Bekannt wurde er 1912 durch seine Denkschrift betreffend Grundsätze zur Aufstellung eines General-Siedelungsplanes für den Regierungsbezirk Düsseldorf (rechtsrheinisch).[1] Erstmals stellte diese Schrift den Entwurf eines Regionalplans für den rechtsrheinischen, industrialisierten Teil des Regierungsbezirks Düsseldorf vor. Sie gab im Weiteren den entscheidenden Anstoß zur Schaffung des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirks im Jahre 1920 (heute Regionalverband Ruhr) und dessen Frühform der Raumordnung und Raumplanung im Ruhrgebiet.

Robert Schmidt wurde 1869 in Frankfurt am Main geboren. Er studierte das Fach Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Hannover. 1895 war er Regierungsbauführer (Referendar) bei der Rheinischen Bahngesellschaft, 1898 bei der Wasserbauinspektion Düsseldorf und 1901 als Regierungsbaumeister (Assessor) bei der Wasserbauinspektion Ruhrort tätig. Dann trat er als Stadtbauinspektor den bautechnischen Verwaltungsdienst der Stadt Essen ein, wo er bald das Stadterweiterungsamt leitete.[2]

1907[3] wählte ihn die Stadt Essen zu ihrem Technischen Beigeordneten.[4] Unter seiner Leitung entwickelte seine Bau- und Planungsverwaltung eine neue kommunale Bauordnung. Gemeinsam mit dem Architekten Georg Metzendorf plante er ab 1906 die Gartenstadt-Siedlung Margarethenhöhe. Auch die ab 1908 entstandene Gartenstadt des Essener Moltkeviertels trägt seine stadtplanerische Handschrift.[5]

Bekannt wurde Schmidt durch die 1912 in Essen veröffentlichte Denkschrift betreffend Grundsätze zur Aufstellung eines General-Siedelungsplanes für den Regierungsbezirk Düsseldorf (rechtsrheinisch), deren Grundlagen ein Arbeitsausschuss von leitenden Regierungs- und Kommunalbeamten des Regierungsbezirks Düsseldorf auf Initiative des Regierungspräsidenten Francis Kruse zwischen 1910 und 1912 mit dem Ziel einer regionalen „Grünflächenplanung“ erarbeitet hatte. Kruse hatte zuvor im Rahmen der Internationalen Städtebau-Ausstellung Düsseldorf 1910 die Idee eines „Nationalparks für den rheinisch-westfälischen Industriebezirk“ ins Spiel gebracht.[6] Da aber Schmidt, ein Besucher der Düsseldorfer Städtebau-Ausstellung,[7] mit seinem Vorschlag eines querschnittsorientierten „General-Siedelungsplans“[8] weit über Kruses bloß landschafts- und naturschutzorientierten Ansatz hinausgegangen worden war, wurde die Idee von Kruse abgelehnt und nicht weiter verfolgt. Daraufhin reichte Schmidt seine Arbeit als Dissertation an der RWTH Aachen ein,[9] wo sie von Karl Henrici und Gustav Schimpff begutachtet wurde.[10] Die Denkschrift bildete anschließend eine wesentliche konzeptionelle Grundlage für den Essener Oberbürgermeister Hans Luther, einen Gesetzesentwurf zur Gründung eines Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk (SVR) gemeinsam mit weiteren Akteuren in die Preußische Landesversammlung einzubringen, den diese am 5. Mai 1920 einstimmig annahm. In der Folge oblag es dem noch im gleichen Jahr gegründeten Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk, raumbedeutsame Grüngebiete und Hauptverkehrszüge im Ruhrgebiet durch planerische Festsetzungen zu sichern. Erster Verbandsdirektor der neuen Planungsbehörde wurde Schmidt.

Ab 1922 erörterte er gemeinsam mit anderen Fachleuten in der Freien Deutschen Akademie des Städtebaues Fragen des Wohnungsbaus und des rechtlichen Planungsinstrumentariums. 1927 mündeten diese Aussprachen in der Forderung nach einem Reichsgesetz für den Städtebau, das eine einheitliche Grundlage zur Durchsetzung von Planungen bilden, das Bodenrecht reformieren und planerische Enteignungsbefugnisse erweitern sollte. Ebenfalls 1927 veröffentlichte Schmidt seine Denkschrift über die Walderhaltung im Ruhrkohlenbezirk. Das Reichsgesetz über die Aufschließung von Wohnsiedlungsgebieten vom 22. Juli 1933 verwirklichte manche seiner Vorschläge und übernahm den von ihm geschaffenen Begriff des Wirtschaftsplans.

1929 verlieh ihm die Technische Hochschule Danzig die Ehrendoktorwürde. Schmidt war Mitglied des Bundes Deutscher Architekten, Präsident der Freien Deutschen Akademie des Städtebaues, Vizepräsident des Internationalen Verbandes für Wohnungswesen und Städtebau, Vorstandsmitglied der Studiengesellschaft für Automobilstraßenbau, Ehrenmitglied des britischen Stadtplanungsinstitutes und des Planungsgremiums der Republik Mexiko, Ehrenbürger der Technischen Hochschule Hannover sowie Träger der Staatsmedaille um die Volksgesundheit. Als gefragter Fachmann wurde er zu Städtebaukongressen nach Amsterdam, New York, Wien, Paris, Rom und Berlin eingeladen. Robert Schmidt schied 1932 aus dem Verwaltungsdienst aus und starb im 65. Lebensjahr am 19. Mai 1934. Das Grabmal der Familien Schmidt und Imhoff befindet sich auf dem Alten Teil des Essener Parkfriedhofs.[11][12]

Grabstein von Robert Schmidt und Familie auf dem Parkfriedhof Essen an Feld 8 Nr. 91; knapp 150 m südöstlich des zentralen Rondells; Lageplan.

Nach Robert Schmidt sind in dem von ihm geplanten Essener Moltkeviertel die Robert-Schmidt-Straße und das Robert-Schmidt-Berufskolleg (an der Ecke Robert-Schmidt-Straße 1 / Moltkestraße) benannt.

  • Josef Umlauf: Schmidt, Robert. In: Handwörterbuch der Raumordnung und Raumforschung. Hannover 1970, Sp. 2807–2810.
  • Renate Kastorff-Viehmann: Die Reform der Stadt, oder: Robert Schmidt und die veränderte Rolle von Landschaft, Park und Garten in der Industriestadt vor 1914. In: Kommunalverband Ruhrgebiet, Internationale Bauausstellung Emscher Park (Hrsg.): Robert-Schmidt-Preis 1993, Dokumentation. Essen 1994, S. 81–95.
  • Ursula von Petz: Robert Schmidt und die Grünflächen-Politik im Ruhrgebiet (1900–1930). In: Renate Kastorff-Viehmann, Hermann Josef Bausch (Hrsg.): Die grüne Stadt. Siedlungen, Parks, Wälder, Grünflächen 1860–1960 im Ruhrgebiet. Klartext Verlag, Essen 1998, ISBN 3-88474-663-4.
  • Renate Kastorff-Viehmann, Yasemin Utku (Hrsg.): Das Erbe Robert Schmidts. 100 Jahre regionale Planung im Revier. In: RaumPlanung, Heft 2/2012, S. 52–54. (online als PDF; 2,0 MB)
  • Ursula von Petz: Robert Schmidt 1869–1934. Stadtbaumeister in Essen und Landesplaner im Ruhrgebiet. Wasmuth, Tübingen / Berlin 2016, ISBN 978-3-8030-0790-2.
  • Renate Kastorff-Viehmann: Robert Schmidt. Stadt- und Landesplaner im Ruhrgebiet, Regionalplaner von Weltrang. In: Forum Geschichtskultur Ruhr, 10. Jahrgang 2020, Heft 1, S. 5–9.
Commons: Robert Schmidt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Robert Schmidt: Denkschrift betreffend Grundsätze zur Aufstellung eines General-Siedelungsplanes für den Regierungsbezirk Düsseldorf (rechtsrheinisch). Fredebeul & Koenen, Essen 1912; zugleich Dissertation RWTH Aachen, Aachen 1912, 102 S., Ill., zahlreiche Karten (PDF). Als Reprint herausgegeben vom Regionalverband Ruhr, Mitherausgeber Dieter Nellen, erschienen im Klartext Verlag im Oktober 2009, ISBN 978-3-89861-901-1.
  2. Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2. Ausgabe, K. G. Saur Verlag, München 2008, ISBN 978-3-598-25030-9, S. 55.
  3. Nach anderen Angaben 1905 oder 1906
  4. Website des Deutschen Werkbunds NW: 1995: Landschafts-Gedanke und IBA Emscher Landschafts-Park, abgerufen am 3. Januar 2012.
  5. Das Moltkeviertel in Essen – ein großer Wurf. Artikel vom 1. Oktober 2013 im Portal derwesten.de, abgerufen am 1. Oktober 2013.
  6. Caroline Flick: Werner Hegemann (1881–1936): Stadtplanung, Architektur, Politik – ein Arbeitsleben in Europa und den USA. (= Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission Berlin. Band 84). 2 Bände, K. G. Saur Verlag, München 2005, ISBN 3-598-23228-4, S. 178 (books.google.it)
  7. Stefan Siemer, Ulrike Stottrop: Castellans, Steel Barons and Leisure Kings. In: Regionalverband Ruhr (Hrsg.): Unter freiem Himmel – Under the Open Sky. Emscher Landschaftspark – Emscher Landscape Park. Birkhäuser, Basel 2010, ISBN 978-3-0346-0266-2, S. 54 (Google Books)
  8. Idee und Konzept eines „General-Siedelungsplans“ oder „General-Bebauungsplans“ entstammten Anregungen, die die Vereinigung Berliner Architekten zusammen mit dem Architekten-Verein zu Berlin 1907 publiziert hatte (Gross Berlin. Anregungen zur Erlangung eines Grundplanes für die städtebauliche Entwicklung von Gross Berlin. Wasmuth, Berlin 1907). Dies führte in den Folgejahren zu einem Wettbewerb und zu einem Planungsprozess, der in die Herstellung der Einheitsgemeinde Groß-Berlin mündete. Das entsprechende Wettbewerbs- und Planungsmaterial, das Werner Hegemann und Gustav Langen kuratiert hatten, stand auf der von Schmidt besuchten Internationalen Städtebau-Ausstellung Düsseldorf 1910 im Mittelpunkt des planerischen Diskurses über Probleme der räumlichen Entwicklung von Industriestädten und -regionen sowie dem Schutz ihrer Landschaftsräume vor Zersiedlung.
  9. Heinz Günter Steinberg: Geschichte des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk. In: Verwaltung 1 (1968), S. 165–183, hier S. 167 ff., 170
  10. Robert Schmidt: Denkschrift betreffend Grundsätze zur Aufstellung eines General-Siedelungsplanes für den Regierungsbezirk Düsseldorf (rechtsrheinisch). Fredebeul & Koenen, Essen 1912 (zugleich: Dissertation, RWTH Aachen, Aachen 1912)
  11. Jürgen Hotzan: dtv-Atlas zur Stadt. Von den ersten Gründungen bis zur modernen Stadtplanung. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1994, ISBN 3-423-03231-6, Seite 57–58.
  12. Biografie in der Beschlussvorlage 19/2003 der Stadt Bottrop vom 10. Januar 2003 zur Benennung von übergeordneten Wander-/Radwegen – Nr. 3 – Dr. Robert-Schmidt-Weg