Rock Against Racism
Rock Against Racism (übersetzt: Rockmusik gegen Rassismus) wurde 1978 von Red Saunders, Roger Huddle und weiteren Aktivisten[1][2] als Veranstaltungsplattform der 1976 ins Leben gerufenen britischen „Anti Nazi League“ gegründet, um der steigenden Anzahl von rassistischen Übergriffen und Verbalattacken ein positives Zeichen entgegenzusetzen.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das erste und zugleich erfolgreichste Festival, das von „RAR“ veranstaltet wurde, war im Gründungsjahr 1978 der „Carnival against the Nazis“. Über 100.000 Demonstranten marschierten vom Trafalgar Square aus quer durch das Londoner East End (das Kerngebiet der ultrarechten National Front) zu einem deklariert antirassistischen Rockkonzert im Victoria Park (Hackney), an dem unter anderem The Clash, die Buzzcocks, Steel Pulse (welche der Kampagne auf ihrer LP Tribute to the Martyrs das Lied Jah Pickney – R.A.R. widmeten), X-Ray Spex, Misty in Roots und die Tom Robinson Band teilnahmen. Dabei wurde versucht, immer „schwarze“ (Reggae-, Ska-) und „weiße“ (Rock-, Punk-) Bands gemeinsam auftreten zu lassen.
Auslösendes Moment für die Initiative „Rock Against Racism“ waren auch öffentliche Entgleisungen von David Bowie und Eric Clapton gewesen.[3][4][5][6][7] Während Bowie in einem (wie er später entschuldigend erklärte, unter schwerem Drogeneinfluss gegebenen) Interview mit Cameron Crowe für den Playboy (September-Ausgabe 1976)[8][9][10][11] seine Bewunderung für Adolf Hitler äußerte und meinte, ein faschistischer Führer würde Großbritannien guttun, funktionierte Clapton ein Konzert in Birmingham zu einem Wahlaufruf für den ultrakonservativen, rassistischen Enoch Powell um: Großbritannien dürfe keine „schwarze Kolonie“ werden.[12][13]
Aus „Rock against Racism“ wurde in der Folge die heute noch aktive Veranstaltungsplattform „Love Music-Hate Racism“. Künstler wie Mick Jones, The Buzzcocks, The Libertines, Ms. Dynamite und The Eighties Matchbox B-Line Disaster stellten sich für Auftritte im Rahmen von „Love Music-Hate Racism“-Events zur Verfügung. Weitere Veranstaltungen fanden im Juni 2005 unter dem Titel „Unite Against Fascism“ (unter vielen anderen mit Estelle, Pete Doherty und Terri Walker) und am 2. August 2005 in Penzance/Cornwall („Punk in Penzance for LMHR“) statt.
Auf die direkten Angriffe von RAR und (später) LMHR reagierte die National Front bereits 1977 mit der Gegenkampagne „Rock Against Communism“ (RAC) – RAC wurde in der Folge zum Synonym für Rechtsrock.
Direkt inspiriert von RAR war das Rock-gegen-Rechts-Festival am 16. Juni 1979 in Frankfurt (es spielten u. a. Udo Lindenberg und die Schmetterlinge), das sich gegen eine NPD-Großveranstaltung richtete.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Robin Denselow: The Beat goes on. Popmusik und Politik – Geschichte einer Hoffnung. Reinbek 1991, ISBN 349918849X, S. 203–226.
- Roger Huddle, Red Saunders: Reminiscences of RAR: Rocking Against Racism (1976–1982). Redwords, 2016, 256 Seiten, ISBN 9781910885369.
- David Renton: Never Again: Rock Against Racism and the Anti-Nazi League 1976–1982, Routledge, London 2018, ISBN 978-1-138-50270-3.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 6 Famous Musicians Accused of Racism: Bob Dylan, David Bowie, Eric Clapton and more (englisch)
- When Punk & Reggae Fans Launched the “Rock Against Racism” Movement and Pushed Back Against Britain’s Racist Right (1976)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Roger Huddle, Lee Billingham: Anti-Fascism: That Was Then, This is Now ( des vom 17. Mai 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . In: Socialist Review vom Juni 2004, Ausgabe 286.
- ↑ Sarfraz Manzoor: The year rock found the power to unite. In: theguardian.com vom 20. April 2008.
- ↑ The British Museum: Rock Against Racism Campaign
- ↑ White Riot: When rock fought the racism of David Bowie and Eric Clapton von Donald Clarke, Irish Times 17. September 2020
- ↑ Dagegen sein: Rock against Racism von Robert Rotifer, Deutschlandfunk 8. September 2020
- ↑ Eric Clapton says he's 'ashamed' of the racist comments he made years ago
- ↑ Marc Spitz: Bowie: A Biography. Crown Archetype, New York 2009, ISBN 978-0-307-46239-8. in der deutschsprachigen Übersetzung: David Bowie – Die Biografie. Edel, Hamburg 2010, ISBN 978-3-941378-87-2 auf Seite 355
- ↑ The Playboy Interview With David Bowie An outrageous conversation with the actor, rock singer and sexual switch-hitter
- ↑ Cameron Crowe intervista David Bowie, Playboy, settembre 1976
- ↑ Rolling Back: David Bowie’s infamous 1976 interview with Cameron Crowe
- ↑ David Bowie’s 1976 Playboy Interview and Other Links
- ↑ Is Eric Clapton a Racist?
- ↑ Tragic Details That Have Come Out About Eric Clapton