Rockismus
Rockismus bezeichnet eine zum Klischeebild erstarrte Form von männlich geprägter Rockmusik, deren Formenrepertoire traditionalistisch geprägt ist. Musikalisch werden hauptsächlich Blues-Rock-Schema und klassische Song-Struktur mit Strophe und Refrain eingesetzt. Die authentische und expressive Darstellung von Emotionalität gilt als Zentrum künstlerischen Schaffens. Streckenweise wird im Rockismus auch spieltechnische Virtuosität demonstriert. Rockröhren-Stimme und exzessives E-Gitarren-Solo gelten als Garant ehrlicher Rockmusik. Stiefel, Jeans und Leder-Kluft bestimmen das Outfit.
Rockismus ist ein Begriff der Kritik. Anhänger rockistischer Rockmusik verstehen sich nicht selbst als „Rockisten“, sondern als Blues-Liebhaber, Rockmusiker, Heavy-Metal-Fans o. Ä. Der Begriff des Rockismus ist ein Konstrukt, um unterschiedliche Facetten der Rockmusik-Kultur zum Zwecke der Kritik sozialpsychologisch zu typologisieren, künstlerisch zu schematisieren und vereinfachend zusammenzufassen. Der Begriff des Rockismus bildete sich Anfang der 1980er Jahre nach Punk in der britischen Musikpresse.[1] Kritik an den Stilmitteln und den Leitbildern traditionalistisch geprägter Rockmusik wird von verschiedenen Seiten vertreten. Die flüchtige und Mode-Strategien verfolgende Popmusik kritisiert beispielsweise die rockistische Auffassung von Authentizität. Hip-Hop durchbrach mittels Montage und Sampling die tradierten Formen von Song und Rockmusik-Gruppenbesetzung. Im Feminismus wird u. a. der heterosexuell ausgerichtete dominante Habitus im Rockismus als Machismus kritisiert.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Der Ex-NME-Musikkritiker Paul Morley weist darauf hin, dass der Begriff durch den Titel eines Musikfestivals („Race Against Rockism“) inspiriert war und wegen seiner Unbestimmtheit für die Musikkritik übernommen wurde. Paul Morley: „Rockism – it’s the new rockism“, in: The Guardian, 26. Mai 2006.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Simon Reynolds: Rip It Up And Start Again. Schmeiß alles hin und fang neu an. Postpunk 1978–1984. München: Hannibal-Verlag, 2007 (engl. Originalausgabe 2005)