Rudolf Weys

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Rudolf Weys (* 30. September 1898 in Graz, Österreich-Ungarn; † 27. Februar 1978 in Wien) war ein österreichischer Journalist, Schriftsteller und Kabarettist.

Nach dem Jusstudium, das er 1922 mit der Promotion abschloss, wurde Rudolf Weys, der das Pseudonym „Ernst Ludwig“ verwendete, Theaterkritiker. Einige Jahre lang verdiente er sein Geld auch als Prokurist in einer Buchhandlung. 1933 eröffnete er im gartenseitigen Theatersaal des Café Döblingerhof, Wien-Döbling, Billrothstraße 49, (die bis 1936 aktive Kleinkunstbühne) Die Stachelbeere, die im Jahr darauf in das Café Colonnaden (Wien-Innenstadt, Rathausplatz 4) übersiedelte und von wo sie in das Café Arkaden (Wien-Innenstadt, Reichsratsstraße 17/Universitätsstraße 3) wechselte.[1]

Ein weiteres Kabarett, das er zusammen mit F. W. Stein († 1945)[Anm. 1] eröffnete, war die Literatur am Naschmarkt (Café Dobner). Dieses 1933 entstandene Kabarett wurde 1938 geschlossen; ein großer Teil des Ensembles arbeitete später unter der Leitung von Adolf Müller-Reitzner (1901–1943)[Anm. 2] im 1939 eröffneten Wiener Werkel. Rudolf Weys, der zum „arischen“ Teil der alten Mitarbeiter gehörte,[2] wurde dort Hausautor.

Als Librettist war Weys 1937 erstmals erfolgreich mit der von Robert Stolz (1880–1975) musikalisch ausgestalteten Operette Der süsseste Schwindel der Welt, die unter der Regie von Rudolf Beer (1885–1938) an der Wiener Scala aufgeführt wurde (Hauptrolle: Johannes Heesters; 1903–2011).[3]

Nach 1945, als das Werkl unter dem Namen Literatur im Moulin Rouge weitergeführt wurde, übernahm Weys offiziell die Leitung, musste jedoch schon im Januar 1946 schließen. In der Folgezeit arbeitete er als Filmkritiker und versorgte den Lieben Augustin und das Kleine Brettl (Wien-Innere Stadt, Rotgasse 5) mit Texten.

Weys gilt als Erfinder der Mittelstücke. Er verfasste unter anderem das Volksstück Pratermärchen, die Revue Ringstraßenmelodie und das Singspiel Die Straußbuben.

Rudolf Weys heiratete 1936 die Schauspielerin Gerda Waschinsky (1905–1990). Er wurde am Döblinger Friedhof bestattet.[4] Der 1938 geborene Rudolf Weys jun. wurde Dramaturg, er verstarb im Jahr 2000.[5]

Schriften (Auszug)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Die Stachelbeere im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
  2. kabarettarchiv.at
  3. Rudolf Weys u. a.: Der süsseste Schwindel der Welt. Bildliche Darstellung, 1-Bogen-Plakat. S.n., Wien 1937. – Image.
  4. Grabstelle Rudolf Weys, Wien, Döblinger Friedhof, Gruppe 15, Reihe 1, Nr. 7.
  5. Ingrid Bigler-Marschall (Hrsg.): Deutsches Theaterlexikon. Band VI, Fasz. 32/33: Weisbrod-Wiel, de Gruyter, S. 3298.
    Grabstelle Rudolf Weys, Wien, Döblinger Friedhof, Gruppe 15, Reihe 1, Nr. 7.
  1. Stein (wahrscheinlich Pseudonym für Winterstein) dürfte, als Jude, Anfang 1945 einer deutschen Patrouille in die Hände gefallen und in ein Vernichtungslager gebracht worden sein. – Ingeborg Reisner: Kabarett als Werkstatt des Theaters. Literarische Kleinkunst in Wien vor dem Zweiten Weltkrieg. Theodor-Kramer-Gesellschaft, Wien 2004, ISBN 3-901602-15-1, S. 202. (Zugleich: Dissertation, Universität Wien, Wien 1961).
    Gemäß Hans Veigl: Tränen und Gelächter, Kleinkunst im Wiederaufbau (Straden 2009, ZDB-ID 2460812-9), S. 142, kam Stein 1944 im KZ Auschwitz zu Tode.
  2. Müller-Reitzner hatte zwei Jahre an der Literatur gespielt. Er war Parteianwärter der NSDAP und, als Schauspieler ehrgeizig, schlug er im Sommer 1938 der Berliner Reichstheaterkammer für Wien ein (politisch wie rassisch) tragbares Ensemble vor (darunter neben Hufnagl: Hugo Gottschlich, Josef Meinrad, Walter Varndal, Oskar Wegrostek, Rosl Dorena, Erna Michall, Josef Carl Knaflitsch), was das Reichspropagandaamt Wien den Auftrag zur Eröffnung einer Kleinkunstbühne in der Liliengasse 3 erteilen ließ. Allein unter dem Schutz von Müller-Reitzners Parteiabzeichen gelang es der Theaterführung, „Nichtarier“ und „Mischlinge“ zu tarnen und auch Stücke von „untragbaren“ Autoren wie Fritz Eckhardt unterzubringen. – Weys: Cabaret und Kabarett in Wien, S. 64 f.