Rupert Linsinger
Rupert Julius Walter Linsinger (* 30. November 1897 in Lend (Salzburg); † 21. Juli 1977 in Innsbruck (Tirol)) war ein österreichischer Schriftsteller, Illustrator und Faltbootfahrer, der unter seinem Geburtsnamen sowie den Pseudonymen Pert Lend, Pert Linsinger, Pert Linsinger-Lend, Elisabeth Lindner, Carl bzw. Karl Lindner und Xaver Lachnit publiziert hat.[1][2][3]
Leben und Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Rupert Linsinger war ein Sohn des Lender Postmeisters und Realitätenbesitzer Rupert Linsinger (1862–1903) und dessen Gattin, der Gastwirtstochter und späteren Gastwirtin Anna Aloisia (geborene Wohlfahrtstätter, 1871–1949).[4][5] Linsinger wuchs in Lend auf, besuchte in Salzburg die Handelsschule, diente im Ersten Weltkrieg als Soldat und studierte anschließend zwei Semester an der Handelshochschule in Mannheim. Er heiratete 1920 die Salzburgerin Anna Huttegger (1899–1992),[6] deren Eltern die Eigentümer von „Verlag und Druckerei Josef Huttegger“ waren.[7] Die Ehe wurde 1935 geschieden.[7] Im Frühjahr 1937 übersiedelte Linsinger nach Freilassing (Bayern) und arbeitete als Angestellter der Wehrkreisverwaltung XVIII (Salzburg). Er wurde 1938 unterstützendes Mitglied des NSKK, am 4. Dezember 1939 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1. Januar 1940 aufgenommen (Mitgliedsnummer 7.791.287).[8][3] Nach dem Zweiten Weltkrieg veröffentlichte Linsinger noch einige Bücher und lebte unter anderem in Gmunden (Oberösterreich), bevor er nach Innsbruck übersiedelte, wo er 1977 verstarb.[3]
Faltbootausflüge und Fluviana
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ab Mitte der 1920er-Jahre hat Linsinger als Faltboot-Fahrer von Salzburg aus zahlreiche Flussfahrten unter anderem nach Budapest (1928)[9] und Belgrad (1929)[10] unternommen. Fallweise hat er darüber im „Salzburger Volksblatt“ und in der Fachzeitschrift „Fluß und Welt“ berichtet. Linsingers Zeitungsbericht „Im Faltboot von Salzburg nach Budapest“[9] hat im August 1928 den Salzburger Maler, Schriftsteller und Kunstsammler Adolph Johannes Fischer angeregt, gemeinsam mit dem damals in Salzburg urlaubenden irischen Schriftsteller James Joyce das von Linsinger als reizvoll beschriebene „Salzach-Museum“ im bayerischen Raitenhaslach zu besuchen.[11] Fischer machte ein paar Fotografien der kuriosen Schwemmholz-Exponate, die 1929 durch Joyce‘ Vermittlung unter dem Titel „Fluviana“ in der Pariser Avantgarde-Zeitschrift „transition“ veröffentlicht wurden, was seit 2004 zur Wiederentdeckung von Fischer, seinem Adoptivsohn dem Maler Fritz Willy Fischer, Rupert Linsinger und dem Salzach-Museum geführt hat.[11]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bücher
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Des Infanteristen Bimpfinger Höllenfahrt und Anderes. Villacher Kriegszeitung der 10. Armee [~ 1918].
- Der Seelenspiegel. Das Geheimnis Deiner Tageskurve! Salzburg. Veritas-Verlag, 1921.
- gemeinsam mit Josef Dittrich: Die Bude Ko. Sittenroman der Jugend. Wien / Leipzig: Augarten-Verlag, 1933.
- Brevier für Griesgrame. Mitbürgerliches. Fast Menschliches. Halb Wahres. Verfasst und verzeichnet von Rupert Linsinger. Nürnberg. J.L. Schrag-Verlag, 1941.
- Der Seitensprung und andere Humoralische Erzählungen. - Wien. im Weltweiten Verlag, 1946.
- Das toll-heitere Lachgeschichtenbuch. Wolfsberg/Kärnten. Ploetz & Theiß, 1947.
- Lebe 100 Jahre mit dreifacher Lebensfreude! Überraschende neue Erkenntnisse. 1947.
- Es war einmal ein Amtsdiener namens Rindfleisch. Ein heiter satirischer Drei-Tage-Roman [Illustriert von Rupert Linsinger] Gmunden. Mader, 1950
- So hat jede Frau Erfolg. 1953.
- Der meuternde Zeitgenosse. Darmstadt. Bläschke, 1977.
Ausgewählte Zeitschriftenaufsätze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- „Eine eigenartige Sammlung“. „Fluß und Zelt, Zeitschrift für Flußwandern, Freiluftleben und Kleinbootsegeln“, 3. Jahrgang 1928/29, S. 110–112 (Detaillierte zeitgenössische Besprechung des „Salzach Museums“, 1928).
- „Fünf Tage Skihütte“. „Fluß und Zelt, Zeitschrift für Flußwandern, Freiluftleben und Kleinbootsegeln“, 3. Jahrgang 1928/29, S. 283f.
- „Mit Sitzkissen und Kocher. Erlebtes und vollkommen Erlogenes aus dem Paddlerleben“. Teil 1 (Der Faltbootkauf) in „Fluß und Zelt, Zeitschrift für Flußwandern, Freiluftleben und Kleinbootsegeln“, 3. Jahrgang 1928/29, S. 142–144, Teil 2 (Aufbau) S. 173–176, Teil 3 (Die Pflichtfahrt) S. 222–224, Teil 4 (Faltbootfahrers Winter) S. 255–256.
Ausgewählte Zeitungsartikel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- „Im Faltboot von Salzburg nach Budapest“, Teil 1. In: „Salzburger Volksblatt“ vom 23. Juli 1928, S. 6.
- „Im Faltboot von Salzburg nach Budapest“, Teil 2. In: „Salzburger Volksblatt“ vom 24. Juli 1928, S. 7.
Hörspielbearbeitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Pert Lend: Es war einmal ein Amtsdiener namens Rindfleisch. Bearbeitung: Franz Hölbing. ORF. Ö1. 15. August 1978 (Wiederholung)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ingrid Bigler-Marschall: Linsinger, Pert. In: Deutsches Literatur-Lexikon. Kober - Lucidarius. Band 9. De Gruyter. 1984, ISBN 978-3-907820-09-4.
- Andreas Weigel: Bruchstückhafte Biografien. Spurensuche und -sicherung: Adolph Johannes Fischer und Fritz Willy Fischer-Güllern. in: Michael Ritter (Hrsg.): present 2011. Das österreichische Literaturjahrbuch. Das literarische Geschehen in Österreich von Juli 2009 bis Juni 2010. Wien, präsens 2010, S. 21–36, hier S. 26–29, ISBN 978-3-7069-2010-0.
- Andreas Weigel: James Joyces Aufenthalte in Bregenz, Feldkirch und Salzburg. Fotos und Dokumente. Handout zur James-Joyce-Ausstellung in der Volkshochschule Hietzing. Wien 2011. Darin: Johann Baptist Pinzingers „Salzach-Museum“ in Raitenhaslach (Bayern). S. 11.
- Andreas Weigel: „Porträt des Künstlers als Österreich-Tourist. James Joyces Sommer-Aufenthalte in Österreich (1928 und 1932) und weitere rot-weiß-rote Flecken in Joyces Leben und Werk.“ In: „Moderne Sprachen. Zeitschrift des Verbandes der Österreichischen Neuphilologen.“ Herausgegeben von Wolfgang Görtschacher, Wolfgang Pöckl und Bernhard Pöll. Nr. 62, 2. (Wien) 2020. S. 133–158 hier S. 139f. ISSN 0026-8666.
- Karin Gradwohl-Schlacher: Ausführliches Linsinger-Kurzporträt. In: Karin Gradwohl-Schlacher: Literatur in Österreich 1938–1945. Handbuch eines literarischen Systems, Band 6: Salzburg, S. 184–186. Böhlau Verlag, 2021.
- Volker Hanisch: Rupert Linsinger. In: Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Lichtenberger - Löw. Band 37. Herausgegeben von Lutz Hagestedt. Begründet von Wilhelm Kosch. De Gruyter. 2021, ISBN 978-3-11-070509-6.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Andreas Weigel: James Joyces Aufenthalte in Bregenz, Feldkirch und Salzburg. Fotos und Dokumente. Handout zur James-Joyce-Ausstellung in der Volkshochschule Hietzing. Wien 2011. Darin: Johann Baptist Pinzingers „Salzach-Museum“ in Raitenhaslach (Bayern). S. 11.
- Karin Gradwohl-Schlacher: Ausführliches Linsinger-Kurzporträt. In: Karin Gradwohl-Schlacher: Literatur in Österreich 1938–1945. Handbuch eines literarischen Systems, Band 6: Salzburg, Böhlau Verlag (2021), S. 184–186.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Taufbuch - TFBV | Lend | Salzburg: Rk. Erzdiözese Salzburg | Österreich | Matricula Online. In: matricula-online.eu. Abgerufen am 3. September 2024.
- ↑ Ingrid Bigler-Marschall: Linsinger, Pert. In: Deutsches Literatur-Lexikon. Kober - Lucidarius. Band 9. De Gruyter. 1984.
- ↑ a b c Karin Gradwohl-Schlacher: Ausführliches Linsinger-Kurzporträt. In: Karin Gradwohl-Schlacher: Literatur in Österreich 1938–1945. Handbuch eines literarischen Systems, Band 6: Salzburg, Böhlau Verlag (2021), S. 184–186.
- ↑ Pfarre Salzburg-Aigen: Johann Lindingers und Anna Aloisia Wohlfahrtstätters (verwitwete Linsingers) Traueintrag. Pfarre Salzburg-Aigen, Trauungen, 1885–1908, Folio 163.
- ↑ Salzburg-Wiki: Anna Hopfer-Linsinger.
- ↑ Pfarre Salzburg-Mülln: Anna Romana Hutteggers Taufeintrag. Pfarre Salzburg-Mülln, 1898-1903 Taufen Folio 56.
- ↑ a b Pfarre Salzburg-Mülln: Rupert Linsingers und Anna Hutteggers Traueintrag. Pfarre Salzburg-Mülln, Trauungsbuch. TRB9, Folio 189.
- ↑ Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/26060448
- ↑ a b Rupert Linsinger: „Im Faltboot von Salzburg nach Budapest“. In: „Salzburger Volksblatt“ vom 23. Juli 1928, S. 6.
- ↑ „Im Faltboot von Salzburg nach Belgrad“. In: Salzburger Wacht, 21. September 1929, S. 3.
- ↑ a b Andreas Weigel: James Joyces Aufenthalte in Bregenz, Feldkirch und Salzburg. Fotos und Dokumente. Handout zur James-Joyce-Ausstellung in der Volkshochschule Hietzing. Wien 2011. Darin: Johann Baptist Pinzingers „Salzach-Museum“ in Raitenhaslach (Bayern). S. 11.
Personendaten | |
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NAME | Linsinger, Rupert |
ALTERNATIVNAMEN | Linsinger, Rupert Julius Walter (vollständiger Name); Linsinger, Pert; Lend, Pert (Pseudonym); Lindner, Carl (Pseudonym); Linsinger-Lend, Rupert (Pseudonym); Linsinger-Lend, Pert (Pseudonym) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Schriftsteller, Illustrator und Faltbootfahrer |
GEBURTSDATUM | 30. November 1897 |
GEBURTSORT | Salzburg, Österreich |
STERBEDATUM | 21. Juli 1977 |
STERBEORT | Innsbruck, Österreich |