Russisches Freiwilligenkorps
Russisches Freiwilligenkorps | |
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Fahne des Russischen Freiwilligenkorps | |
Aufstellung | August 2022 |
Staat | Ukraine |
Führung | |
Kommandeur | Denis Kapustin (Nikitin) |
Das Russische Freiwilligenkorps (RDK oder RVC) (russisch Русский добровольческий корпус Russki dobrowoltscheski korpus, RDK; englisch Russian Volunteer Corps, RVC) ist eine im August 2022 gebildete Einheit russischer Freiwilliger, die seit 2014 für die Ukraine kämpfen. RDK behauptete 2022, Teil der im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine gebildeten Internationalen Legion der Ukraine zu sein.[1] Die ukrainische Regierung hat diese Behauptungen nicht offiziell bestätigt.[2][3] Allerdings wurde 2023 durch den ukrainischen Geheimdienst HUR eingeräumt, dass es Verbindungen zu dieser Legion gibt.[4]
Zusammensetzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Befehlshaber der Einheit ist der russische Rechtsextremist und White-Rex-Gründer Denis Kapustin (Pseudonym Denis Nikitin), der aufgrund einer angeblich jüdischen Herkunft Anfang der 2000er Jahre eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis in Deutschland als Kontingentflüchtling erhielt.[5][6][7][8] Er war eine Führungsfigur der rechtsextremen Hooligan- und Kampfsportszene.[5] Nikitins Verhältnis zur Ukraine und der Russischen Föderation wurde 2022 als ambivalent beschrieben, sodass dem RDK bereits Nähe zu den Regierungen beider Staaten nachgesagt wurde.[8][9][10] In Russland wurde Kapustin 2023 offiziell als „Terrorist“ eingestuft.[11]
Einige Mitglieder des RDK, die während des Grenzüberfalls fotografiert wurden, haben öffentlich neonazistische Ansichten zur Schau gestellt. Alexandr Skatschkow wurde 2020 von den ukrainischen Sicherheitsdiensten verhaftet, weil er eine russische Übersetzung des Manifests der White Supremacy von Brenton Tarrant, des Schützen im Terroranschlag auf zwei Moscheen in Christchurch, Neuseeland, verkauft hatte, der 2019 51 Menschen getötet hatte. Skatschkow wurde nach einem Monat im Gefängnis auf Kaution freigelassen.[12]
Ein anderes Mitglied ist Alexei Lewkin, Gründer der Gruppe Wotanjugend, die in Russland begann, aber später in die Ukraine zog. Levkin organisiert das Nationalsozialistische Black Metal Asgardsrei Festival, das 2012 in Moskau begann, aber von 2014 bis 2019 in Kiew stattfand.[12] Levkin ist Russe, Sänger der National Socialist Black Metal Band M8l8th (was für „Heil Hitler“ steht).[13]
Im Gegensatz zur Legion Freiheit Russlands wurden Mitglieder des RDK zunächst nicht aus Kriegsgefangenen und ehemaligen russischen Soldaten ausgewählt, sondern ausschließlich aus russischen Emigranten, die bereits in der Ukraine sowie in anderen europäischen Ländern lebten. Laut eigenen Aussagen waren daher viele der Kämpfer bereits vor dem Jahr 2022 – als Teil der Brigade Asow – im Krieg im Donbas aktiv. Im November 2022 gab der „Russische Bürgerrat“, der aus Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus neun russischen Regionen besteht und seinen Sitz in Warschau hat, die Auswahl von Freiwilligen für die Reihen der nationalen Einheiten innerhalb der ukrainischen Streitkräfte, einschließlich des RDK bekannt, so dass fortan auch Freiwillige akzeptiert wurden, die direkt aus Russland kamen.[14] Der Bürgerrat verfügt laut eigenen Angaben über ein professionelles Freiwilligen-Ausbildungszentrum und konzentrierte sich später vermehrt auf die Aufstellung des Sibirischen Bataillons.[15][16]
Ziele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den Hauptzielen des Freiwilligenkorps zählt die Zersplitterung Russlands in mehrere Einzelstaaten, um so einen rein russischen Staat zu errichten.[4] Laut Tagesspiegel ist das RDK „nicht offiziell in das ukrainische Militär eingebunden“.[17]
Am 22. Mai 2023 soll das RDK mit der Legion Freiheit Russlands Positionen in diversen Dörfern in der Oblast Belgorod angegriffen haben. Der Gouverneur der Oblast Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, bezichtigte daraufhin die ukrainischen Streitkräfte des Angriffes, was diese zurückwiesen.[18] Bereits am 2. März des Jahres waren Teile des RDK über die russisch-ukrainische Grenze an ein Dorf in der Oblast Brjansk gelangt.[10] Anfang Juni nahm das RDK das Dorf Nowaja Tawolschanka ein.[19]
In der Nacht zum 12. März 2024 drang das Russische Freiwilligenkorps zusammen mit der Legion Freiheit Russlands und dem Sibirischen Bataillon von der Ukraine aus in die russischen Grenzregionen Belgorod und Kursk vor und griff mehrere Dörfer an.[20][21]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Carlotta Gall: On the River at Night, Ambushing Russians. In: The New York Times. 21. November 2022, archiviert vom am 21. November 2022 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ International Legion. In: MilitaryLand.net. 14. August 2022, abgerufen am 16. Oktober 2022 (englisch).
- ↑ ‘Fear your partisans’ A volunteer unit led by a Russian neo-Nazi raided a small town and crossed back into Ukraine. Meduza explains the bizarre incursion and what it could mean for the war. Abgerufen am 7. März 2023 (englisch).
- ↑ James Kilner: The Russian neo-Nazi hooligan who led an anti-Putin militia across the border. In: The Telegraph. 4. März 2023, ISSN 0307-1235 (telegraph.co.uk [abgerufen am 7. März 2023]).
- ↑ a b Agnieszka Pikulicka-Wilczewska: How Russians end up in a far-right militia fighting in Ukraine, Reuters, 11. Mai 2023, abgerufen am 10. Juni 2023.
- ↑ a b Jörg Diehl, Max Holscher, Roman Lehberger, Ansgar Siemens: Rechtsextremer Kampfsportler: Der Neonazi-Krieger aus Moskau. In: Der Spiegel. 14. Februar 2019, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 24. Mai 2023]).
- ↑ Denis Nikitin: Russischer Rechtsradikaler kämpft für Ukraine. 5. November 2022, abgerufen am 22. Mai 2023.
- ↑ Benjamin Reuter: Kreml-Gegner in Brjansk: Sorgte ein deutsch-russischer Neonazi bei Putin für Alarmstimmung? In: Der Tagesspiegel Online. 2. März 2023, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 13. März 2024]).
- ↑ a b Thomas Dudek: Denis Nikitin: Russischer Rechtsradikaler kämpft für Ukraine. In: ZDF. 5. November 2022, abgerufen am 22. Mai 2023.
- ↑ Phil Göbel: Denis Nikitin im Porträt: Russischer Neonazi, Ukraine-Kämpfer und Kampfsportler in Deutschland. In: Stern. 3. März 2023, abgerufen am 22. Mai 2023.
- ↑ a b Nicholas Potter: Vorfall in Brjansk: Warum ist der Neonazi Denis Kapustin in Russland einmarschiert? In: Belltower News. 3. März 2023, abgerufen am 22. Mai 2023.
- ↑ Ukraine-News heute: Kreml meldet angeblichen Angriff auf russisches Kriegsschiff. In: Der Spiegel. 24. Mai 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 24. Mai 2023]).
- ↑ a b Valerie Hopkins: For Ukraine Military, Far-Right Russian Volunteers Make for Worrisome Allies. In: The New York Times. 26. Mai 2023, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 13. März 2024]).
- ↑ Christoph Nevic: Black-Metal-Festival von Neonazis: Mal richtig abhitlern. In: Die Tageszeitung: taz. 24. April 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 13. März 2024]).
- ↑ Sergey Satanovskiy: Who are the Russian volunteers fighting for Ukraine? In: dw.com. 24. Mai 2023, abgerufen am 14. März 2024 (englisch).
- ↑ Глеб Голод: «Смыть кровь со своих рук». In: holod.media. 5. November 2022, abgerufen am 14. März 2024 (russisch, deutsch: Gleb Golod „Wasche das Blut von deinen Händen“).
- ↑ Russische Exilanten in Polen formen Bataillon für den Kampf gegen Putin in der Ukraine. In: polskieradio.pl. Polskie Radio, 7. März 2024, abgerufen am 14. März 2024.
- ↑ Kreml-Gegner in Brjansk: Sorgte ein deutsch-russischer Neonazi bei Putin für Alarmstimmung? In: Der Tagesspiegel Online. 2. März 2023, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 7. März 2023]).
- ↑ 'Sabotage' group crossed into Russia, Belgorod governor says. In: Deutsche Welle. 22. Mai 2023, abgerufen am 22. Mai 2023 (englisch).
- ↑ Katharina James: Luftalarm in der Ukraine, Regimegegner nehmen russisches Dorf ein. In: zeit.de. 6. Juni 2023, abgerufen am 14. März 2024.
- ↑ Bedrettin Bölükbasi: Russische Partisanen greifen Putin-Armee an und drohen mit Sturz des Regimes – Kreml reagiert. In: fr.de. 12. März 2024, abgerufen am 12. März 2024.
- ↑ Legion „Freiheit Russlands“, RDK und „Sibirisches Bataillon“ dringen in russische Regionen Kursk und Belgorod ein. In: ukrinform.de. 12. März 2024, abgerufen am 12. März 2024.