Südtiroler Volksgruppen-Institut

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Südtiroler Volksgruppen-Institut
(SVI)
Gründung 1960
Sitz Bozen, Waltherhaus, Schlernstraße 1
Zweck Volksgruppenforschung und Minderheitenschutz
Vorsitz Paul Videsott (wiss. Leiter); Klaus Kemenater (Präsident)
Mitglieder ca. 70
Website www.svi-bz.org

Das Südtiroler Volksgruppen-Institut (SVI) ist eine Organisation in Südtirol, die sich der Volksgruppenforschung und dem Minderheitenschutz widmet.

Das Südtiroler Volksgruppen-Institut wurde 1960 – vor dem Hintergrund der schwelenden Südtirolfrage – in Bozen gegründet. Hauptinitiator der zunächst „Südtiroler Wirtschafts- und Sozialinstitut“ benannten Organisation und ihr langjähriger Leiter (bis 2013) war Christoph Pan. In der Vergangenheit kooperierte das Institut mit Theodor Veiter und Felix Ermacora, so im Kontext der Erstellung der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Es ist Mitherausgeber des Periodikums Europäisches Journal für Minderheitenfragen – European Journal of Minority Studies (EJM) und gibt in unregelmäßiger Folge eine eigene Schriftenreihe heraus.[1] Das SVI arbeitet mit zahlreichen Partnerorganisationen zusammen, u. a. mit dem Haus des Deutschen Ostens in München und der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN).

Ziele und Aktivitäten

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Das SVI verfolgt nach eigenen Angaben den Zweck, „1) die Problematik der deutschsprachigen und der ladinischen Volksgruppe in Südtirol zu untersuchen und praktische Lösungsvorschläge zu erarbeiten; 2) im Geiste der Solidarität einen Beitrag zur Lösung der Volksgruppenfrage in Europa zu leisten durch Forschung, Erfahrungsaustausch und internationale Zusammenarbeit“.[2] Es betreibt ein „Dokumentationszentrum zum Minderheitenschutz“, verfügt über eine breite Sammlung von internationalen Dokumenten zum Minderheitenschutz und erstellt Expertisen im Sinne anwendungsorientierter Forschung.

Das SVI wird aus öffentlichen Mitteln finanziert, insbesondere mit Zuwendungen der Autonomen Region Trentino-Südtirol.

In der Literatur wird das für das SVI konstitutive Konzept der „Volksgruppe“ differenziert betrachtet. Die ethnozentrische Tradition des Instituts wurde von ihrem Gründer auch theoretisch ausformuliert.[3] Diese gilt allerdings als essentialistisch, da sie auf ethnische Differenzen abstellt, völkisch-antiegalitäre Tendenzen aufweist und einseitig kollektivrechtlich argumentiert.[4]

Einzelnachweise

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  1. Schriftenreihe des Südtiroler Wirtschafts- und Sozialinstituts, bisher Bd. 1–75 (1962–1990).
  2. Südtiroler Volksgruppen-Institut: Kurzportrait, abgerufen am 6. Oktober 2018
  3. Christoph Pan: Grundelemente zur Theorie der Ethno-Soziologie. In: Theodor Veiter (Hrsg.): System eines Internationalen Volksgruppenrechts. Teil 2. Wien-Stuttgart 1972, S. 288–289.
  4. Ausführlich hierzu Samuel Salzborn: Ethnisierung der Politik. Theorie und Geschichte des Volksgruppenrechts in Europa (Campus Forschung. Bd. 880). Campus: Frankfurt am Main u. a. 2005, ISBN 3-593-37879-5.
  • Christoph Pan: Südtirol als volkliches Problem: Grundriß einer Südtiroler Ethno-Soziologie (Forschungsstelle für Nationalitäten- und Sprachenfragen Marburg. Ethnos 9). Wien: Braumüller 1971. ISBN 3-7003-0006-9
  • Christoph Pan, Beate Sibylle Pfeil, Paul Videsott: Die Volksgruppen in Europa: Handbuch. Wien-Berlin: Verlag Österreich-Berliner Wissenschafts-Verlag 2016. ISBN 978-3-704672247