Sühnestein Selow

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Sühnestein Selow

Der Sühnestein von Selow ist ein mittelalterlicher Mordstein, der an die Ermordung des Lübecker Kaufmanns Hermann Lameshovet im Jahr 1399 erinnert. Ursprünglich aus Granit gefertigt, stand der Stein im Ort Selow an der Landstraße L 131 im Amt Bützow-Land. Heute befindet sich das Original im Heimatmuseum Bützow, während eine Nachbildung im Jahr 2017 zwischen Orten Selow und Klein Belitz aufgestellt wurde.[1]

Hermann Lameshovet war ein Kaufmann aus Lübeck. Der Grund, weshalb er an diesem Ort erschlagen wurde, ist nicht überliefert. Bis 1972 befand sich der Sühnestein an seinem ursprünglichen Standort auf der Selower Feldmark (Erbpachthufe Nr. 3, nahe dem Bauernhof). Bei Feldarbeiten wurde er jedoch umgestoßen und dabei beschädigt.[1][2]

Sühnesteine wurden an den Orten errichtet, an denen ein Mord stattfand. Man nimmt an, dass der Mörder nach dem Gerichtsurteil die Verantwortung für das Aufstellen des Sühnesteins übernahm. Die Errichtung solcher Steine war vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit gängige Praxis. Im norddeutschen Raum zeichnen sich die Sühnesteine durch ihre flache und hohe Form aus. Häufig zeigen sie Szenen der Kreuzigung und sind mit spezifischen Inschriften versehen.[3]

Erscheinungsbild

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Der aus hellem, quarzreiche Granit hat am Kopf zwei ohrenförmige Ansätze. Die Hauptseite des Steines war nach Norden gerichtet. In der Rundung des Kopfes ist Christus am Kreuze erhaben ausgehauen. Auf der Vorderseite kniet in der Mitte eine männliche Figur, ohne Waffen und Schmuck, die ihre Hände betend zum Kruzifix emporhebt.[1] Vor dem Mann ein schräg gestelltes Wappenschild mit 3 Lammköpfen.[2]

Die Inschrift ist in gotischen Minuskeln:[1][4]

aṅo • dṅi • mo • ccoc • ic • in • die • bṫi • viti • obiit • mar | hermannus • lameshovet
(Anno domini MCCCIC in die beati Viti martiris obiit Hermannus Lameshovet)

Die Inschrift Übersetzt:

Im Jahre des Herrn 1399 am Tage des heiligen Vitus (15.Juni) starb Herman Lameshovet

Dazu, über der Figur im geschlungenen Bande steht zweimal das Spruchband (Vorderseite und der Rückseite je einmal):

miserere • mei • deus

Das Spruchband Übersetzt:

Erbarme dich meiner, Gott.

Nachbildung des Sühnesteins

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Im Jahre 2017 würde eine originalgetreue Nachbildung des Gedenksteins an der Landstraße L 131 zwischen Selow und Klein Belitz aufgestellt.[5]

  • Georg Christian Friedrich Lisch: Denkstein von Selow. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 10. Schwerin 1845, S. 371.
  • Henning Müller: Denkmal? Denk mal!: „Denkmale, Gedenksteine, Grenzsteine und Wegweiser in Mecklenburg-Vorpommern“. CW Nordwest Media, Grewesmühlen 2019.
  • Friedrich Schlie: Denkstein in Selow. In: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. Bärensprung Verlag, Schwerin 1901, S. 107.
  • Kirchengemeinde Neukirchen (Hrsg.): Was man über Selow erzählen kann. Der Selower Sühnestein. Pro Literatur Verlag, Neukirchen 2008, S. 56.
Commons: Sühnestein Selow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Gudrun Schützler – Amt Bützow-Land: Mord am Straßenrand. 2017.
  2. a b Georg Christian Friedrich Lisch: Denkstein von Selow. In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 10. Schwerin 1845, S. 371–372.
  3. Henning Müller: Denkmal? Denk mal!: „Denkmale, Gedenksteine, Grenzsteine und Wegweiser in Mecklenburg-Vorpommern“. CW Nordwest Media Grewesmühlen, 2019.
  4. Friedrich Schlie: Denkstein in Selow. In: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. Bärensprung Verlag, Schwerin 1901, S. 107.
  5. Ralf Badenschier: Selow - Sühnestein ist zurück. In: Schweriner Volkszeitung / Bützower Zeitung. 2017.

Koordinaten: 53° 55′ 20,1″ N, 11° 58′ 21,1″ O