Słuszewo

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Słuszewo
?
Hilfe zu Wappen
Słuszewo (Polen)
Słuszewo (Polen)
Słuszewo
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Wejherowski
Gmina: Gniewino
Geographische Lage: 54° 40′ N, 18° 4′ OKoordinaten: 54° 39′ 43″ N, 18° 3′ 53″ O
Einwohner:

Słuszewo (deutsch Schluschow, früher auch Sluszow[1][2]) ist ein Dorf im Verwaltungsbezirk Landgemeinde Gniewino (Gnewin) in der polnischen Woiwodschaft Pommern und gehört zum Powiat Wejherowski (Neustädter Kreis).

Geographische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt in Hinterpommern, in der Nähe der früheren Grenze zu Westpreußen, etwa 34 Kilometer ostsüdöstlich der Stadt Leba an der Ostsee, 23 Kilometer nordöstlich von Lauenburg in Pommern, 13 Kilometer nordwestlich von Wejherowo (Neustadt in Westpreußen) und sieben Kilometer ostnordöstlich des Dorfs Łęczyn (Bismark).

Schluschow, ostsüdöstlich von Leba an der Ostsee, nordöstlich von Lauenburg in Pommern und nordwestlich von Neustadt in Westpreußen, auf einer Landkarte von 1910.
Schluschow, ostsüdöstlich der Stadt Leba an der Ostsee, nordöstlich der Stadt Lauenburg in Pommern und südlich des Zarnowitzer Sees, auf einer Landkarte von 1911
Ortseingang (2024)
Ehemaliges Gutshaus Schluschow (2011)

Ältere Ortsbezeichnungen des einstigen Gutsbezirks sind Sluszewa, Slusaw, Slusor, Slawaschau, Sluschaw und Sluschow; 1402 wird die Ortschaft als ‚Schlawschow seyn 27 Huben‘ erwähnt.[3] In den Zinstabellen des Deutschen Ordens von 1437 wird das Gut als zinspflichtiges Lehngut zu polnischen Rechten aufgeführt, dem ein Jahreszins von einer Mark auferlegt ist.[3]

Schluschow zählte im 18. Jahrhundert zu einer Gruppe von über einem Dutzend ähnlicher Gutsbezirke im Lauenburger Distrikt, die sich dadurch besonders hervorhoben, dass sie nicht einer einzelnen Familie gehörten, sondern in viele Anteile aufgespalten waren und entsprechend viele – in diesen Gutsbezirken häufig von polnischen Adelsfamilien abstammende – Besitzer hatten; Schluschow hatte um 1790 sieben Besitzer.[1] Unter den Anteilsbesitzern befanden sich im 18. Jahrhundert Mitglieder der autochthonen kassubischen Familie Mach[4] und der hinterpommerschen Familie Puttkamer.[5] Ein Zweig der Familie Mach war bereits im 16. Jahrhundert in Schluschow begütert.[6] 1804 war der Gutsbezirk in acht Anteile, A bis H, aufgespalten, von denen Friedrich Wilhelm von Thadden die Anteile B bis G besaß.[7]

Im Jahr 1822 kaufte der Admiralitätsrat Friedrich Höne die Anteile von Schluschow auf, legte sie zusammen und nahm hier seinen Wohnsitz.[3] Es fanden dann weitere Besitzerwechsel statt, bis der Gutsbezirk Schluschow 1902 vom königlichen Domänenamt aufgekauft und an den Domänenpächter Strehlke verpachtet wurde.[3] 1922 wurde die Staatsdomäne aufgelöst und privatisiert: 515 Hektar wurden von der Pommerschen Land-Gesellschaft erworben und parzelliert; Besitzerin des Restguts war 1939 Frau Elise Strehlke.[8]

Am 4. Februar 1925 wurde der Gutsbezirks Schluschow in eine Landgemeinde gleichen Namens umgewandelt.[9]

Anfang der 1930er Jahre hatte die Landgemeinde Schluschow eine Flächengröße von 7,2 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 27 bewohnte Wohnhäuser an zwei verschiedenen Wohnstätten:[10]

  1. Schluschow
  2. Waldarbeitergehöft Schluschow

Bis 1945 bildete Schluschow eine Landgemeinde Landkreis Lauenburg in Pommern im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern im Deutschen Reich. Schluschow war dem Amtsbezirk Bismark zugeordnet. Das Standesamt befand sich in Schluschow.[11][10]

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte Anfang März 1945 die Rote Armee die Region. Bald darauf wurde der Kreis Lauenburg von der Sowjetunion zusammen mit ganz Hinterpommern der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Anschließend begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten, von denen die einheimischen Dorfbewohner aus ihren Häusern und Gehöften gedrängt wurden. Der Ortsname Schluschow wurde zu Słuszewo polonisiert. In der darauf folgenden Zeit wurden die Alteinwohner von der polnischen Administration aus Schluschow vertrieben.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 117 Dorf und Vorwerk, adlige Besitzung[12][2]
1852 201 Dorf[13]
1867 183 am 3. Dezember, Gutsbezirk[14]
1871 191 am 1. Dezember, Gutsbezirk, davon 181 Evangelische und zehn Katholiken[14]
1910 182 am 1. Dezember, Gutsbezirk[15][11]
1925 223 darunter 189 Evangelische und dreißig Katholiken[10]
1933 188 [16]
1939 173 [16]

Schluschow hatte um 1910 eine evangelische Pfarrkirche.[11]

Kirchspiel bis 1945

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die vor 1945 hier lebenden Dorfbewohner gehörten mit großer Mehrheit der evangelischen Konfession an. In Schluschow wurde 1907 ein evangelisches Pfarramt errichtet.[17] Das evangelische Kirchspiel war in Schluschow.

Das katholische Kirchspiel war in Wierschutzin.

Polnisches Kirchspiel seit 1945

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die seit 1945 und Vertreibung der einheimischen Dorfbewohner anwesende polnische Einwohnerschaft ist überwiegend katholisch.

Hier lebende evangelische Polen sind dem Pfarramt der Kreuzkirchengemeinde in Stolp in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zugeordnet, deren nächstgelegene Predigtstätte in Lębork (Lauenburg in Pommern) ist.

  • Schluschow, Domäne, Kreis Lauenburg Pomm., Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Schluschow (meyersgaz.org)
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 120–121 (Google Books).
  • P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band 2: Provinz Pommern, 2. Auflage, Nicolai (Stricker), Berlin 1884, S. 48–49 (Google Books).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. II. Teil, 2. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 1081, Ziffer (83) (Google Books).
  • Franz Schultz: Geschichte des Kreises Lauenburg in Pommern. H. Badengoths Buchdruckerei, Lauenburg 1912, S. 433–434 (ub.uni-greifswald.de).
Commons: Słuszewo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. a b Christian Friedrich Wutstrack: Kurze historisch-geographisch-statistische Beschreibung von dem königlich-preussischen Herzogthume Vor- und Hinter-Pommern. Stettin 1793, S. 735 (Google Books)
  2. a b Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht. Berlin/Stettin 1827, S. 290, Ziffer 84 (Google Books).
  3. a b c d Franz Schultz: Geschichte des Kreises Lauenburg in Pommern. H. Badengoths Buchdruckerei, Lauenburg 1912, S. 433–434 (ub.uni-greifswald.de).
  4. Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Neunter Jahrgang, Buschak & Irrgang, Brünn 1884, S. 298 (Google Books).
  5. Gothaische Genealogisches Taschenbuch der Uradeligen Häuser. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). Neunter Jahrgang, Gotha 1908, S. 582 (Google Books).
  6. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Teil B, Jahrgang 34, Perthes, Gotha 1942, S. 310–312 (Google Books).
  7. Rolf Straubel: Grundbesitz und Militärdienst – Kurzbiographien pommerscher Offiziere (1715–1806), Teil 1, Böhlau, Köln 2021, S. 1010 (Google Books, eingeschränkte Vorschau).
  8. Schluschow, Kreis Lauenburg/Pommern (kerntopf.com)
  9. Amtsbezirk Bismark (Territorial.de)
  10. a b c Die Gemeinde Schluschow im ehemaligen Kreis Lauenburg in Pommern (Memento vom 22. August 2018 im Internet Archive) (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011)
  11. a b c Schluschow, Domäne, Kreis Lauenburg Pomm., Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Schluschow (meyersgaz.org)
  12. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 4: P–S, Halle 1823, S. 251, Ziffer 2021–2022 (Google Books).
  13. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 550 (Google Books).
  14. a b Preußisches Statistischen Landesamt: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung (Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern). Berlin 1873, 172–173, Ziffer 158 (Google Books).
  15. Landkreis Lauenburg in Pommern (Gemeindeverzeichnis.de)
  16. a b Michael Rademacher: Lauenburg_p. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  17. Chronik der christlichen Welt, 18. Jahrgang, Nr. 9 vom 27. Februar 1908, S. 120 (Google Books).