SL-164

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Strukturformel von SL-164
Allgemeines
Name SL-164
Andere Namen

5-Chlor-3-(4-chlor-2-methylphenyl)-2-methyl-4(3H)-chinazolinon (IUPAC)

Summenformel C16H12Cl2N2O
Kurzbeschreibung

kristalliner Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 3476-88-8
PubChem 63386
ChemSpider 57049
Wikidata Q7390719
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Sedativa

Eigenschaften
Molare Masse 319,2 g·mol−1
Löslichkeit

löslich in DMF, DMSO und Ethanol[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[2]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

SL-164, auch bekannt als Dicloqualon, ist ein Analog des in den 1960er und 1970er Jahren als Beruhigungs- und Schlafmittel verwendeten Methaqualon. Der Stoff wurde allerdings nie für medizinische Zwecke eingeführt.[3] Die in den späten 1960er Jahren durch Sumitomo entwickelte Substanz gehört chemisch zur Gruppe der Chinazolinone.[4]

SL-164 wird missbräuchlich als Freizeitdroge auf verschiedene Weisen konsumiert, einschließlich oral, durch Rauchen oder durch Schnupfen. Die gewünschten Wirkungen umfassen Euphorie, Entspannung und Effekte, die mit denen von GHB und Carisoprodol vergleichbar sind. Bei oraler Einnahme tritt die Wirkung typischerweise nach etwa 45 Minuten ein.[3]

Kontamination mit Vorprodukten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei unsachgemäßer Synthese fällt 4-Chlor-o-toluidin als Kontamination an, welches Blasenschäden und Krebs verursachen kann.[5][6]

In Online-Foren wird häufig vor den Gefahren von SL-164 gewarnt. Benutzer berichten von schwerwiegenden Nebenwirkungen, die auch bei sehr niedrigen Dosen auftreten können. Zu den dokumentierten Nebenwirkungen gehören unter anderen starke Krämpfe und Anfälle, Probleme mit der Körperkontrolle und Bewegung, Bewusstlosigkeit sowie ein Kurzzeitgedächtnisverlust.[3]

SL-164 ist in Deutschland weder im Betäubungsmittelgesetz aufgeführt, noch durch das NpSG betroffen oder als Arzneimittel zugelassen. Daher sind Handel, Besitz und Konsum nach derzeitiger Rechtslage grundsätzlich erlaubt.

Commons: SL-164 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b SL-164 (CAS 3476-88-8). In: caymanchem.com. Abgerufen am 5. Juli 2024 (englisch).
  2. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  3. a b c Patryk Kuropka, Marcin Zawadzki, Paweł Szpot: Review of the experiences of users of methaqualone and methaqualone derivatives. An analysis of online forums. In: Archives of Forensic Medicine and Criminology. Band 73, Nr. 1, 28. August 2023, S. 22–32, doi:10.4467/16891716AMSIK.22.003.18213.
  4. Patent US3651230: Compositions and Methods for tranquilizing with substitudes 3-Phenyl-4-quinazolinone Derivatives. Angemeldet am 29. April 1970, veröffentlicht am 21. März 1972, Anmelder: Sumitomo Chemical, Erfinder: Yamamoto Hisao, Inaba Shigeno, Arasaki Seitetsu, Maruyama Isamu, Takahaski Kei, Saito Chiharu, Sakai Shigeru.
  5. Kyle Lund, Priya Srihari, Raymond T Suhandynata, Kristy Schwartz, Robert L Fitzgerald, Allyson A Kreshak: Qua-alluding to the Past: A Case of Methaqualone Analog Ingestion. In: Journal of Analytical Toxicology. Band 46, Nr. 2, 24. Februar 2022, S. e82–e87, doi:10.1093/jat/bkab103.
  6. Khyatiben V. Pathak, Ting-Lan Chiu, Elizabeth Ambrose Amin, Robert J. Turesky: Methemoglobin Formation and Characterization of Hemoglobin Adducts of Carcinogenic Aromatic Amines and Heterocyclic Aromatic Amines. In: Chemical Research in Toxicology. Band 29, Nr. 3, 21. März 2016, S. 255–269, doi:10.1021/acs.chemrestox.5b00418, PMID 26824300, PMC 4801648 (freier Volltext).