Sabiha Çimen
Sabiha Çimen (* 1986 in Istanbul) ist eine türkische Fotografin, die insbesondere das Leben junger muslimischer Frauen in der Türkei und die Formen weiblichen Widerstands innerhalb von Freundeskreisen oder Familienzusammenhängen zum Thema hat.
Leben und Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sabiha Çimen kommt aus einer aus der südöstlichen türkischen Provinz Adıyaman stammenden Familie. Sie wuchs im Istanbuler Stadtteil Fatih auf. In den vier Jahren nach Beendigung der Schule, in denen sie wegen des noch herrschenden Kopftuchverbots die Universität nicht besuchte, brachte sie sich das Fotografieren selbst bei.[1]
Dann absolvierte sie ein Studium in Internationalem Handel und Finanzen an der Istanbuler Bilgi Universität, das sie 2015 mit einem Master in Kulturwissenschaft abschloss. Teil ihrer Masterarbeit im Fach Subaltern Studies, der Beschäftigung mit gesellschaftlich marginalisierten und diskriminierten Gruppen, war ihre Fotoserie Turkey as a simulated country, die 2018 bei Cambridge Scholars Publishing veröffentlicht wurde.[2]
Bereits seit 2017 arbeitete sie an ihrer Serie Hafiz: Guardians of the Quran, die sich auf ihre eigenen Erfahrungen an einer Koranschule bezieht, die sie ab zwölf für dreieinhalb Jahre zusammen mit ihrer Zwillingsschwester besuchte.[3] Der Begriff Hafiz steht für eine Person, die den gesamten Koran auswendig gelernt hat. Çimen porträtierte dafür Mädchen und junge Frauen von fünf Koranschulen in unterschiedlichen türkischen Städten und nahm mit dieser Arbeit 2018 auch an der Joop Swart Masterclass der World Press Photo Foundation teil. 2021 wurde Hafiz bei Red Hook veröffentlicht.[4]
Seit 2020 wird Sabiha Çimen von Magnum Photos vertreten. Ihre Fotos erscheinen in Zeitungen und Magazinen wie der New York Times, Time, National Geographic, M, le magazine du Monde oder Geo[5] sowie in Vogue oder Harper’s Bazaar.
2021 nahm sie am Artists-in-Residence-Programm der Organisation Light Work in Syracuse, New York teil.[6] Als Kooperation von Magnum Photos und der Organisation Obscura kam 2022 ihr Projekt Transfiguration: The Double Life of Şeyma heraus, eine Serie von Non Fungible Tokens (NFTs).[7]
Im August 2022, ein Jahr nachdem Kabul an die Taliban gefallen war, setzte das amerikanische Nachrichtenmagazin Time ein Foto von Sabiha Çimen zu einer Reportage über ins Ausland geflohene afghanische Frauen auf den Titel. Es ist in Florida entstanden; die Fotografin erhielt dafür Unterstützung vom Pulitzer Center on Crisis Reporting.[8] Anfang 2024 veröffentlichte das Harper’s Magazine Çimens 2023 im Auftrag des Magazins in der Ukraine entstandenen Foto-Essay Theater of War.[9]
Die erste Einzelausstellung von Çimens Arbeit richtete im Januar 2023 die Kunsthal Rotterdam aus.[10]
Sabiha Çimen ist mit dem amerikanischen Fotografen und Verleger Jason Eskenazi verheiratet.
Preise und Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für Hafiz wurde Sabiha Çimen mehrfach ausgezeichnet.
- 2018: PHMuseum: 3. Preis des Women Photographers Grant
- 2019: Gomma Photography Grant, Honorable Mention[11]
- 2020: W.-Eugene-Smith-Preis für Humanistische Fotografie[12]
- 2020: World Press Photo: 2. Preis in der Kategorie Langzeitprojekt[13]
- 2020: Canon Female Photojournalist Grant[14]
- 2021: Light Work / Artist-in-Residence Program[15]
- 2022: First PhotoBook Award der Paris Photo-Aperture Foundation[16]
- 2023 nahm das US-Nachrichtenmagazin TIME ein in Hatay entstandenes Foto von Sabiha Çimen, das das schwere Erdbeben in der Türkei und Syrien dokumentiert, in seine Top 100 Photos des Jahres auf.[17]
Weblink
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Jochen Menzel: Sabiha Çimen: unerzählte Geschichten, ungesehene Bilder. In: kwerfeldein – Magazin für Fotografie. 10. Februar 2023, abgerufen am 10. April 2023.
- ↑ Turkey as a Simulated Country. In: Cambridge Scholars Publishing. 2018, abgerufen am 1. Dezember 2022 (englisch).
- ↑ Jade Chao: Theory & Practice. Sabiha Çimen’s Wins the Paris Photo-Aperture First Photobook Award. Magnum Photos, 14. März 2021, abgerufen am 3. Dezember 2022 (englisch).
- ↑ Hafiz. In: Red Hook Editions. Abgerufen am 1. Dezember 2022 (englisch).
- ↑ Sabiha Çimen A plane flies low over students riding a train at a funfair over the weekend, 2018. About the Photographer. In: Magnum Photos. 2022, abgerufen am 1. Dezember 2022 (englisch).
- ↑ Announcing the 2021 Light Work Artists-in-Residence. Light Work, 6. Oktober 2020, abgerufen am 1. Dezember 2022 (englisch).
- ↑ Transfiguration: The Double Life of Şeyma. In: Obscura. 2022, abgerufen am 1. Dezember 2022 (englisch).
- ↑ Edward Felsenthal: Why TIME Partnered With Rukhshana Media to Tell the Stories of Afghan Women Around the World. TIME USA, 11. August 2022, abgerufen am 1. Dezember 2022 (englisch).
- ↑ Sabiha Çimen: Theater of War. In: Harper's Magazine. 2024, abgerufen am 17. März 2024 (englisch).
- ↑ Sabiha Çimen. Hafiz. Jan. 14, 2023 – May 7, 2023. In: Kunsthal Rotterdam. 2023, abgerufen am 23. Januar 2023 (englisch).
- ↑ The Winners of Gomma Photography Grant 2019. In: The Gomma Grant. 2019, abgerufen am 19. April 2023.
- ↑ Sabiha Çimen, 2020 W. Eugene Smith Fund Grant Recipient. In: W. Eugene Smith Memorial Fund. 2020, abgerufen am 1. Dezember 2022 (englisch).
- ↑ About Sabiha Çimen, Turkey. In: World Press Photo. 2020, abgerufen am 1. Dezember 2022 (englisch).
- ↑ Lorna Dockerill: Meet the inspiring Canon grant winners of 2020. In: Canon. 2020, abgerufen am 1. Dezember 2022 (englisch).
- ↑ Sabiha Çimen – Light Work. 29. September 2021, abgerufen am 26. Februar 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Announcing the Winners of the 2022 PhotoBook Awards. In: aperture. Aperture Foundation, 2022, abgerufen am 1. Dezember 2022 (englisch).
- ↑ TIME's Top 100 Photos of 2023. 21. November 2023, abgerufen am 17. Dezember 2023 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Çimen, Sabiha |
KURZBESCHREIBUNG | türkische Fotografin |
GEBURTSDATUM | 1986 |
GEBURTSORT | Istanbul |