Sama Maani
Sama Maani (geboren 1963 in Graz) ist ein österreichischer Schriftsteller, Psychiater und Psychoanalytiker.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sama Maani wurde als Sohn iranischer Baha'i in Graz geboren und wuchs in Österreich, Deutschland und im Iran auf. Er studierte Medizin in Wien sowie Philosophie in Zürich.[1][2]
Maani lebt und arbeitet in Wien[3] und ist als Psychoanalytiker unter anderem für den Verein Hemayat tätig, der Überlebende von Krieg und Folter unterstützt.[4]
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Maani veröffentlichte in deutschsprachigen und iranischen Zeitschriften (u. a. in Kayhan London und Kaveh[5]) und Anthologien, u. a. in den Literaturzeitschriften kolik[6] und Wespennest.[7]
Über Maanis Text Der Heiligenscheinorgasmus, für den er 2004 ausgezeichnet wurde, befand der Schriftsteller Vladimir Vertlib: „Ein sprachlich virtuos gearbeiteter Text, der schonungslos Identitätszuschreibungen in Frage stellt. Im Spiel mit Klischees, deren Doppelbödigkeit durch groteske Überzeichnungen erst erkennbar wird, werden scheinbar die Abgründe der österreichischen, der Schweizer, aber auch der persischen ‚Seele‘ ausgelotet. Doch der aus Persien stammende Protagonist ist genauso ein typischer Österreicher, der die Ressentiments seiner Schweizer Nachbarn auf sich zieht, wie er ein typischer Zuwanderer oder typischer Perser ist, also letztlich überall untypisch und somit wieder sehr gewöhnlich für die heutige Zeit.“[8]
Es folgten erzählende und essayistische Texte, in denen Maani diese Themen vertiefte. Auch im 2014 erschienenen Briefroman Ungläubig dekonstruiert und ironisiert er kulturelle Zuschreibungen bis hinein ins Groteske. Unkommentiert erhalten seine Figuren Raum für ihre Schilderungen, die immer weiter auseinander driften.[9][10]
Seine 2015 veröffentlichte Essaysammlung Respektverweigerung nimmt Anleihen bei Sigmund Freud und Theodor W. Adorno und analysiert die Widersprüche der Aufklärung und die Gefahr ihres Umschlags anhand moderner Beispiele wie der islamischen Revolution im Iran. Er kritisiert das Konzept der kulturellen Identität und verteidigt den Universalismus gegen den Kulturrelativismus sowie die Psychoanalyse als Kulturkritik gegen die Psychotherapie.[11][12]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2004: Preis des Literaturwettbewerbs Schreiben zwischen den Kulturen[13][14]
- 2007: Österreichisches Staatsstipendium für das Romanprojekt Ungläubig[15]
Publikationen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Monografien
- Ungläubig. Roman. Drava, Klagenfurt 2014, ISBN 978-3-85435-733-9.
- Respektverweigerung. Warum wir fremde Kulturen nicht respektieren sollten. Und die eigene auch nicht. Sechs Essays. Drava, Klagenfurt 2015, ISBN 978-3-85435-757-5 (Inhaltsverzeichnis).
- Der Heiligenscheinorgasmus und andere Erzählungen. Drava, Klagenfurt 2016, ISBN 978-3-85435-790-2.
- Teheran Wunderland. Drava, Klagenfurt 2018, ISBN 978-3-85435-867-1.
- Žižek in Teheran. Roman. Drava, Klagenfurt 2021, ISBN 978-3-85435-954-8
Erzählungen
- Der Heiligenscheinorgasmus. In: Christa Stippinger (Hrsg.): Sprachsprünge. Edition Exil, Wien 2004, ISBN 3-901899-24-3.
- Zeitzeugenstunde. In: kolik. Nr. 29, 2005.
- Wertes Zentralkomitee. In: kolik. Nr. 36, 2007.
Essays
- Warum wir Linke über den Islam nicht reden können. In: eXperimenta. Mai 2012 (auch in Respektverweigerung).
- Emma und die Revolutionen im Iran. Über das Freudianische und das Benjaminische der iranischen Freiheitsbewegung. In: Werkblatt. Nr. 71, 2/2013 (auch in Respektverweigerung).
- Warum uns Psychotherapie nicht weiterhilft. Plädoyer für Psychoanalyse. In: Versorgerin. Nr. 109, März 2016 (auch in Respektverweigerung)
- Wenn fremde Kulturen verschwinden Deutschlandfunk, 27. Januar 2019
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Sama Maani im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Blog von Sama Maani
- Interview malmoe: „Mit dem Begriff Islamophobie gehen wir den Rassisten auf den Leim“
- Interview in der WDR-5-Redezeit
- »Falsche Begriffe wie ›Islamophobie‹ reproduzieren den neuen Rassismus« , Interview in der Jungle World, 29. März 2018.
- Deutschlandfunk Essay und Diskurs vom 27. Januar 2019: Expeditionen. Wenn fremde Kulturen verschwinden
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Veranstaltungsankündigung: Warum uns Psychotherapie nicht weiterhilft – Plädoyer für Psychoanalyse, Österreichische Arbeitskreise für Psychoanalyse, Sektion Linz/Graz, Mai 2015.
- ↑ Literaturhaus Wien: Maani, Ungläubig. In: literaturhaus.at. 25. März 2009, abgerufen am 6. Dezember 2015.
- ↑ UNI Klagenfurt – Sama Maani: Ungläubig. In: uni-klu.ac.at. 1. Oktober 2015, abgerufen am 6. Dezember 2015.
- ↑ ORF-Nachtquartier mit Dorothee Frank: Sendungszusammenfassung, 18. Oktober 2013, oe1.orf.at.
- ↑ Rüdiger Heins, Carolina Butto Zarzar und Luise Hepp (Hrsg.): Unsagbares ausgesprochen, eXperimenta, Mai 2012.
- ↑ In 'kolik'
- ↑ In Wespennest'
- ↑ Der Heiligenscheinorgasmus, echoraum.at.
- ↑ Birgit Pölzl: Sama Maani & Trick-my-Film: UNGLÄUBIG - Ein Lesekino, kultum.at, 10. April 2014, aufgerufen am 3. Mai 2016.
- ↑ Walter Fanta: Literaturhaus Wien: Maani, Ungläubig. In: literaturhaus.at. 25. März 2009, abgerufen am 6. Dezember 2015.
- ↑ Von der Freiheit, sitzen zu bleiben. In: jungle-world.com. 12. November 2015, abgerufen am 6. Dezember 2015.
- ↑ Martin Schenk: Aber wann beginnt der Vorkrieg? In: diepresse.com. 4. September 2015, abgerufen am 6. Dezember 2015.
- ↑ Büchereien Wien
- ↑ Preisvergabe
- ↑ Kunstbericht 2007 ( des vom 16. August 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: kunstkultur.bka.gv.at. Abgerufen am 1. Mai 2016. (PDF)
Personendaten | |
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NAME | Maani, Sama |
KURZBESCHREIBUNG | österreichisch-iranischer Autor und Psychoanalytiker |
GEBURTSDATUM | 1963 |
GEBURTSORT | Graz |