Sandschak Albanien

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Karte des Sandschak Albanien

Der Sandschak Albanien (osmanisch sancak-i Arvanid; türkisch Arvanid Sancağı) war ein Sandschak des Osmanischen Reiches in Mittel- und Südalbanien. Er erstreckte sich zwischen Kruja im Norden und dem Fluss Kalamas im Süden. Errichtet wurde er zwischen 1415 und 1417. Mit der Erschaffung des Sandschak Elbasan im Jahr 1466 wurde er bereits wieder aufgelöst. Der osmanische Name rührt von der Bezeichnung der Bewohner, den Arvaniten, her.

Während des 14. Jahrhunderts dehnte sich die osmanische Herrschaft über das östliche Mittelmeer und den Balkan aus. Die Aufteilung Albaniens in kleine Lehen, die von unabhängigen Feudalherren und Clan-Oberhäuptern regiert wurden, machte der osmanischen Armee die Eroberung leicht. Im Jahr 1385 appellierte der Herrscher von Durrës, Karl Thopia, an den Sultan, ihn gegen seine Rivalen, die Adelsfamilie Balšić, zu unterstützen. Osmanische Streitkräfte marschierten sofort über die Via Egnatia nach Albanien ein und schlugen Balša II. in der Schlacht von Savra vernichtend. Die wichtigsten albanischen Clans schworen daraufhin dem Osmanischen Reich die Treue. Die Osmanen erlaubten den albanischen Clan-Chefs, ihre Positionen und ihr Eigentum zu behalten. Sie mussten aber Tribut zahlen, ihre Söhne als Geiseln an den osmanischen Hof schicken und die osmanische Armee mit Hilfstruppen versorgen.[1]

Der Sandschak entstand ab 1394, wurde 1402 teilweise venezianisch, ab 1410 ganz osmanisch und in den Jahren 1415 bis 1417 als Verwaltungsbezirk gegründet.[2] Ab 1431 war Vlora die Hauptstadt des Sandschaks.[3][4]

In den Jahren 1431/32 wurden alle ländlichen und städtischen Haushalte und ihr Besitz in den zehn Distrikten des Sandschaks registriert.[5] Das Defter zeigt, dass alle Distrikte des Sandschaks zusammen in 335 Tımar unterteilt war, von denen jeder zwei oder drei Dörfer vereinte. Das Register ist eines der frühesten erhaltenen Zeugnisse der Verwaltungsregister des Osmanischen Reiches[6][7] und wurde 1954 veröffentlicht.[8]

Im Jahr 1432 rebellierten die albanischen Adligen Andreas Thopia und Gjergj Arianiti gegen die osmanischen Herrscher.[9] Zu diesem Zeitpunkt war Ali Bey Evrenosoğlu Bey des Sandschaks in Albanien.[10] Die Aufstände konnten er und Turahan Bey 1435/36 niederschlagen.[10][11]

Im Jahr 1437 führte der albanische Adlige Theodor III. Muzaka erneut einen Aufstand gegen die Osmanen an. Der Sandschakbey war zu diesem Zeitpunkt sein Sohn Jakup Bey.[12] In den Jahren 1437/38 wurde der albanische Adlige Skanderbeg zum subaşi von Kruja ernannt[13] und danach im November 1438 Hizir Bey.[14] Anschließend war Hadım Şehabeddin Pascha bis 1439 Sandschakbey in Albanien, bis er zum Beylerbey von Rumelien aufstieg.[15] Als im Jahr 1441 Përmet an den Sanschak Albanien angegliedert wurde, wurde Jakup Bey als Sandschakbey erwähnt.[16] Er blieb bis September 1442 in dieser Position,[17] als er als einer von 16 osmanischen Sandschakbeys unter dem Kommando von Hadım Şehabeddin Pascha von einer christlichen Armee unter dem Kommando von Johann Hunyadi in der Schlacht am Fluss Ialomița getötet wurde.[18] Hadım Suleiman Pascha war dann kurz Sandschakbey von Albanien, bis er den Sandschak Smederevo übernahm.[19]

Der Sandschak Albanien wurde 1466 aufgelöst, nachdem die Festung Elbasan ausgebaut und der Sandschak Elbasan errichtet worden war. Zum neuen Sandschak gehörten auch Isbat (Shpat) und Çermenika,[3] zwei Berggebiete östlich von Elbasan. Gleichzeitig wurde der Sandschak Avlona mit den Bezirken (kaza) Skrapar, Përmet, Pogon, Tepelena und Gjirokastra gegründet.[3]

Die neu besetzten albanischen Gebiete wurden im Sancak-i Arvanid (dt. Sandschak der Arvaniten) organisiert, einem militärisch-administrativen Bezirk des Eyâlet Rumelien.[3] Der Sandschak wurde in neun Vilâyets unterteilt, die von Beys geführt wurden.[3] Die Vilâyets wiederum wurden unter der Aufsicht eines Naib (Bezirksrichters) in Nahiyes unterteilt.[3] Der Sandschak Albanien stellt die erste Definition von Albanien als territoriale Einheit dar, die die albanische Sprache mit einem bestimmten Gebiet verband.[20]

In den Jahren 1431/32 erstellte der osmanische Gouverneur Umur Bey im Sandschak eine Katastervermessung (defter), die sich von Kruja im Norden bis zum Kalamas-Flusstal im Süden erstreckte.[21]

Vilâyet Sitz Anmerkungen
Ergirikasrı[8] oder Zenebis[3] Ergirikasrı (Gjirokastra)
Klisura Klisura (Këlcyra)
Kanina Kanina (Kanina)
Belgrad Belgrad (Berat)
Tomorince Tomorince (Tomorrica)
İskrapar İskrapar (Skrapar)
Pavlo-Kurtik 20 Tımar, davon 9 christliche[8]
Çartolos
Akçahisar Akçahisar (Kruja)
  • Uğur Altuğ: Arvanid-İli'nde Hıristiyan Sipahiler. In: II. Murad Dönemine ait Tahrir Defterlerinin yayına hazırlanması ve bu malzemeye göre tımar sistemi, demografi, yerleşme ve topoğrafya üzerinde araştırmalar. Dissertation an der Gazi Üniversitesi, Ankara 2010, 185–189 (Online)

Einzelnachweise

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  1. The Ottoman Conquest of Albania. In: Raymond Zickel, Walter R. Iwaskiw: Albania: A Country Study. Federal Research Division of the Library of Congress, 1994 (Online), abgerufen am 14. April 2020
  2. Stavro Skendi: Balkan Cultural Studies: East European Monographs, 1980, ISBN 978-0-914710-66-0, S. 171
  3. a b c d e f g <K. Giakoumis: The Ottoman Advance and Consolidation in Epiros and Albania During the Fourteenth and Fifteenth Centuries. In: Ηπειρωτικό Ημερολόγιο. Band 23, S. 217–244
  4. Andreas Birken: Die Provinzen des Osmanischen Reiches. (=Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients Nr. 13), Dr. Ludwig Reichert Verlag, Wiesbaden 1976, S. 52
  5. Antonina Zhelyazkova: Albanian Identities. International Centre for Minority Studies and Intercultural Relations (IMIR), Sofia 2000, S. 11
  6. Nejdet Gök: Introduction of the Berat in Ottoman Diplomatics. In: Bulgarian Historical Review. Nr. 3–4, 2001, S. 141–150
  7. Suraiya Faroqhi: The Ottomans and the Balkans: a discussion of historiography. Koninlijke Brill NV, ISBN 90-04-11902-7
  8. a b c Halil İnalcık: Hicrî 835 tarihli Sûret-i defter-i sancak-i Arvanid. Türk Tarih Kurumu Basımevi, Ankara 1954
  9. John Van Antwerp Fine: The Late Medieval Balkans: A Critical Survey from the Late Twelfth Century to the Ottoman Conquest. University of Michigan Press, 1994, ISBN 978-0-472-08260-5, S. 535
  10. a b Stefanaq Pollo, Arben Puto, Kristo Frashëri, Skënder Anamali: Histoire de l'Albanie, des origines à nos jours. Horvath, 1974, ISBN 978-2-7171-0025-9, S. 78
  11. Martijn Theodoor Houtsma: First encyclopaedia of Islam: 1913–1936. Band VIII, E.J. Brill and Luzac and Co., 1993, S. 466
  12. Historia e Shqipërisë. Instituti i Historisë dhe i Gjuhësise, 1959, S. 268
  13. Skënder Anamali: Historia e popullit shqiptar në katër vëllime. Band I, Botimet Toena, 2002, S. 342
  14. Halil İnalcık: From empire to republic: essays on Ottoman and Turkish social history. Isis Press, 1995, ISBN 978-975-428-080-7, S. 76
  15. John Jefferson: The Holy Wars of King Wladislas and Sultan Murad: The Ottoman-Christian Conflict from 1438-1444. Brill, ISBN 90-04-21904-8, S. 85
  16. Hasan Kaleši: Prilog poznavanju arbanaške književnosti iz vremena preporoda. In: Godišnjak. Band 1, Balkanološki institut, 1956, S. 354 (Online als PDF (Memento des Originals vom 23. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.anubih.ba)
  17. Türk Tarih Kongresi: Kongrenin çalişmaları, kongreye sunulan tebliğler. Kenan Matbaası, 1994, S. 1693
  18. Selami Pulaha: Lufta Shqiptaro-Turke në shekullin XV: burime Osmane. Universiteti Shtetëror i Tiranës, Instituti i Historisë dhe i Gjuhësisë, 1968, S. 45
  19. Archivum ottomanicum. Bände 1–3, Mouton, 1969, S. 200
  20. Emiddio Pietro Licursi: Empire of Nations: The Consolidation of Albanian and Turkish National Identities in the Late Ottoman Empire, 1878–1913. Columbia University, New York 2011, S. 19, abgerufen am 14. April 2020 (Online bei Scribd)
  21. Donald M. Nicol: The Despotate of Epiros 1267-1479: A Contribution to the History of Greece in the Middle Ages. Cambridge University Press, 1984, ISBN 978-0-521-26190-6, S. 204