Sasha Filipenko
Sasha Filipenko (russisch: Саша Филипенко, belarussisch: Саша Філіпенка; * 12. Juli 1984 in Minsk, Belarussische SSR) ist ein belarussischer Schriftsteller, Journalist und TV-Moderator. Seine Bücher, die er auf Russisch schreibt, wurden in mehr als 15 Sprachen übersetzt.[1] Filipenko steht in offener Opposition gegen den Präsidenten von Belarus, Aljaksandr Lukaschenka, wodurch ihm in seiner Heimat strafrechtliche Konsequenzen drohen.[2][3] Er lebt mit seiner Familie im Schweizer Exil.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Filipenko wurde in Minsk in einer russisch-ukrainischen Familie geboren.[4] Nach dem Schulbesuch studierte er zunächst an der Europäischen Humanistischen Universität in Minsk. Nachdem die Universität im Jahr 2004 geschlossen worden war, wechselte er an die Staatliche Universität Sankt Petersburg und schloss das Studium der Literatur mit dem Bachelor (2007) und Master (2009) ab.[5] Danach arbeitete er unter anderem für die unabhängigen russischsprachigen Fernsehsender Dozhd und RTVi.
Filipenkos Werke wurden in einer Reihe von Theatern aufgeführt, darunter Russlands führendem Avantgarde-Theater Gogol Center und dem klassischen Alexandrinsky-Theater. Sein Theaterstück Der ehemalige Sohn wurde in Belarus verboten und stattdessen in Kiew uraufgeführt.[6] Sein Roman Die Jagd war ein Spiegel-Bestseller.
Politische Aktivitäten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während der Proteste in Belarus 2020-2021 schrieb Filipenko eine Reihe von Artikeln und äußerte sich in Interviews, in denen er das Regime Lukaschenkas scharf kritisierte und die Freilassung politischer Gefangener forderte.[7][8][9][10][11] Im Jahr 2021 schrieb er einen offenen Brief an den Präsidenten des Internationalen Eishockeyverbands, in dem er sich gegen die Austragung der Weltmeisterschaft in Belarus aussprach. Der Brief wurde von mehreren europäischen Zeitungen veröffentlicht, darunter der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.[12] Im gleichen Jahr schrieb er einen offenen Brief an den Präsidenten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, weil sich die Organisation weigerte, belarussische Gefängnisse zu inspizieren, in denen politische Gefangene nach den Protesten gefoltert wurden.[13]
Im Jahr 2022 sprach er auf der Münchner Sicherheitskonferenz zusammen mit der belarussischen Oppositionsführerin Swjatlana Zichanouskaja.[14] Während des russischen Überfalls auf die Ukraine veröffentlichte er in der britischen Tageszeitung The Guardian einen viel beachteten Artikel über die Hintergründe des anhaltenden Krieges und die „dysfunktionale Familienangelegenheit“ zwischen Belarus, Russland und der Ukraine.[4]
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2014 – Бывший сын (Der ehemalige Sohn)
- Der ehemalige Sohn : Roman. Übersetzung Ruth Altenhofer. Zürich : Diogenes, 2021
- 2016 – Травля (Die Jagd)
- Die Jagd : Roman. Übersetzung Ruth Altenhofer. Zürich : Diogenes, 2022
- 2017 – Красный крест (Rote Kreuze)
- Rote Kreuze : Roman. Übersetzung Ruth Altenhofer. Zürich : Diogenes, 2020
- 2019 – Возвращение в Острог (Der Schatten einer offenen Tür)
- Der Schatten einer offenen Tür : Roman. Übersetzung Ruth Altenhofer. Zürich : Diogenes, 2024
- 2022 – Кремулятор (Kremulator)
- Kremulator : Roman. Übersetzung Ruth Altenhofer. Zürich : Diogenes, 2023
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Sasha Filipenko. Diogenes Verlag, abgerufen am 6. März 2023.
- ↑ Советская Белоруссия (www.sb.by): Врут и в меру сил гадят – они. А стыдно за них – всем нам| Belarus' Segodnya | 29.06.2021. In: sb.by. Abgerufen am 8. April 2022 (russisch).
- ↑ Советская Белоруссия (www.sb.by): Синдром Кохно-Дудинского уверенно поражает любого невероятного. Вопрос только времени| Belarus' Segodnya | 31.03.2021. In: sb.by. Abgerufen am 8. April 2022 (russisch).
- ↑ a b Sasha Filipenko: No one wants to be a little brother: Belarus, Russia and Ukraine – a dysfunctional family affair. In: theguardian.com. 5. April 2022, abgerufen am 6. März 2023 (englisch).
- ↑ "Разговор со школьником — это переговоры хороших ребят с террористами". Саша Филипенко — о том, как сделать образование увлекательным занятием. Мел, 13. Januar 2016 (russisch).
- ↑ Лилия Ржеутская: Белорусские силовики с дубинками: "Бывший сын" прибыл в Киев. In: DW.COM. 21. Mai 2021, abgerufen am 8. März 2023 (russisch).
- ↑ Sasha Filipenko: Sasha Filipenko über Weißrussland: Der Anfang vom Ende der Diktatur. In: DIE WELT. 15. August 2020, abgerufen am 7. März 2023.
- ↑ Татьяна Неведомская: Писатель Саша Филипенко: Власть Лукашенко не соответствует времени. In: DW.COM. 2. Dezember 2020, abgerufen am 7. März 2023 (russisch).
- ↑ Sasha Filipenko: Offener Brief aus Belarus: Lukaschenko übersieht, mit wem er es zu tun hat. In: Süddeutsche.de. 29. Januar 2021, abgerufen am 7. März 2023.
- ↑ Jens Uthoff: Sasha Filipenko über die Lage in Belarus: "Wir sind die Mehrheit". In: Die Tageszeitung: taz. 10. Februar 2021, abgerufen am 7. März 2023.
- ↑ Kerstin Holm: Interview mit Sasha Filipenko: Die Brutalität der Agonie. In: FAZ.NET. 27. Februar 2021, abgerufen am 7. März 2023.
- ↑ Sasha Filipenko: Eishockey-WM in Belarus: "Genügen 450 Folter-Fälle nicht?" In: FAZ.NET. 5. Januar 2021, abgerufen am 7. März 2023.
- ↑ Sacha Filipenko: Herr Präsident, wann inspiziert das IKRK endlich die überfüllten Gefängnisse in Belarus? In: NZZ magazin. 13. Februar 2021, abgerufen am 7. März 2023.
- ↑ Recording of the Security and Literature Series - Munich Security Conference. In: securityconference.org. Abgerufen am 7. März 2023 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Filipenko, Sasha |
KURZBESCHREIBUNG | belarussischer Schriftsteller, Journalist und TV-Moderator |
GEBURTSDATUM | 12. Juli 1984 |
GEBURTSORT | Minsk |