Satz von Stewart
Der Satz von Stewart ist ein Satz der euklidischen Geometrie, der bei der Beschreibung der Geometrie eines Dreiecks verwendet wird. Mit ihm lässt sich die Länge einer Strecke durch die Ecke eines Dreiecks zur ihr gegenüberliegenden Seite berechnen. Er wurde 1746 vom schottischen Mathematiker Matthew Stewart aufgestellt (obwohl er vermutlich schon Archimedes bekannt war).
Definition
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gegeben sei ein Dreieck (siehe Bild) mit den definierenden Eckpunkten A, B und C und den Seitenlängen
- ; und .
Weiter sei M ein Punkt auf der Strecke mit
- ; und .
Der Satz von Stewart besagt dann:
- (1)
Wird der Bruchteil mit bezeichnet, dann gilt (mit )
- und ,
und der Satz lässt sich auch folgendermaßen formulieren:
- (2)
Anwendungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der wichtige Satz des Heron zur Berechnung des Flächeninhalts eines Dreiecks aus seinen Seitenlängen folgt direkt aus dem Satz von Stewart. Der Satz von Stewart wurde auch vom niederländischen Mathematiker Oene Bottema für die Anwendung auf Simplexen und Tetraedern verallgemeinert.
Der Satz von Stewart umfasst auch den Pythagoreischen Lehrsatz. In dem Sonderfall und besagt er nämlich:
und damit:
Diese Situation lässt sich zu einem gegebenen rechtwinkligen Dreieck mit rechtem Winkel bei stets dadurch erzeugen, dass man es an der Kathetengerade spiegelt, wodurch und zu Spiegelpunkten und das Dreieck ein gleichschenkliges wird.
Beweis des Satzes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Man darf oBdA annehmen, dass das Dreieck (siehe Bild) eine geometrische Figur der komplexen Zahlenebene darstellt[1] und dabei insbesondere ist, die Gerade mit der reellen Achse zusammenfällt und zugleich gilt, also der Eckpunkt in der oberen Halbebene liegt. Andernfalls kann man diese Situation durch Anwendung geeignet gewählter ebener Kongruenzabbildungen stets schaffen. Da kongruente Figuren stets gleiche Größenbeziehungen aufweisen, ist es hinreichend, den Satz für diesen Spezialfall zu beweisen.
Damit lassen sich dann in drei Schritten die folgenden Kalkulationen zum Beweis des Satzes anstellen[2].
(I) Grundgleichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es bestehen unter Benutzung der komplexen Betragsfunktion die folgenden Grundgleichungen (vgl. Bild):
(II) Abgeleitete Gleichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aus (I) ergibt sich zunächst:
und weiter unter Benutzung der Realteilfunktion und unter Beachtung der Tatsache, dass und :
Man multipliziert in der vorletzten Gleichung links und rechts mit , in der letzten Gleichung links und rechts mit , bildet die Summe der jeweiligen linken und der rechten Terme und erhält, da sich weghebt, die folgende Summendarstellung:
(III) Schlussgleichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aus (II) folgt mittels Ausmultiplizieren und Vertauschung der Terme und nach Ausklammern:
und schließlich wegen :
und damit die oben behauptete Identität (1).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- N. Altshiller-Court: Stewart’s Theorem. In: College Geometry: A Second Course in Plane Geometry for Colleges and Normal Schools. 2nd ed. Barnes and Noble, 1952
- O. Bottema: Eine Erweiterung der Stewartschen Formel. In: Elemente der Mathematik, 34/1979, S. 138–140, (ISSN 0013-6018)
- O. Bottema: De formule van Stewart voor een viervlak. In: Nieuw Tijdschrift voor Wiskunde, 68/1980–81, S. 79–83,
- Harold Scott MacDonald Coxeter, S.L. Greitzer: Zeitlose Geometrie. Klett, 1983, ISBN 3-12-983390-0
- György Hajós: Einführung in die Geometrie. B. G. Teubner Verlag, Leipzig (ungarisch: Bevezetés A Geometriába. Übersetzt von G. Eisenreich [Leipzig, auch Redaktion]).
- Helmut Karzel, Hans-Joachim Kroll: Geschichte der Geometrie seit Hilbert. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988, ISBN 3-534-08524-8.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Helmut Karzel, Hans-Joachim Kroll: Geschichte der Geometrie seit Hilbert. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988, ISBN 3-534-08524-8, S. 96.
- ↑ In Anlehnung an Helmut Karzel, Hans-Joachim Kroll: Geschichte der Geometrie seit Hilbert. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988, ISBN 3-534-08524-8, S. 384. , wo der Beweis allerdings rein vektoriell ohne Benutzung komplexer Zahlen geführt wird.