Satz von Wiener-Ikehara
Der Satz von Wiener-Ikehara (manchmal auch Taubersatz von Wiener-Ikehara) ist ein mathematischer Satz, der besonders in der analytischen Zahlentheorie Anwendung findet. Unter gewissen Voraussetzungen macht er Aussagen über das asymptotische Verhalten zahlentheoretischer Funktionen. Er ist nach Norbert Wiener und Shikao Ikehara benannt und wird zu den Tauber-Theoremen gezählt.
Aussage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es sei auf der Halbebene gegeben durch die Dirichletreihe
wobei für alle . Ferner besitze die Funktion
für ein eine stetige Fortsetzung auf die geschlossene Halbebene . Dann gilt bereits
- .
Version für Integrale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es sei eine reellwertige Funktion, welche folgende Eigenschaften erfülle:
- sie ist monoton steigend,
- sie verschwindet für alle Werte ,
- sie ist rechtsstetig.
Weiter existiere die Mellin-Stieltjes-Transformierte
für alle Werte . Gibt es nun ein , so dass sich die Funktion
stetig auf die halbebene fortsetzen lässt, so gilt bereits
- .
Beispiel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein einfaches Beispiel liefert die Riemannsche Zetafunktion , welche auf der Halbebene durch die Standard-Dirichletreihe
gegeben ist. Sie kann zu einer auf holomorphen Funktion fortgesetzt werden und besitzt in einen Pol erster Ordnung mit Residuum . Daraus folgt, dass
eine ganze Funktion ist, also insbesondere von stetig auf die Halbebene fortgesetzt werden kann. In der Tat gilt
Anwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit Hilfe des Taubersatzes von Wiener-Ikehara kann der Primzahlsatz bewiesen werden. Dabei wird der Satz auf die Dirichletreihe der Funktion angewendet, wobei zunächst gezeigt werden muss, dass die Zetafunktion auf der Geraden nicht verschwindet. Es folgt
was äquivalent zum Primzahlsatz ist.
Verallgemeinerungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahre 1954 konnte Delange den Satz von Wiener-Ikehara deutlich verallgemeinern, nämlich auf Singularitäten gemischten Typs.[1] Es sei eine Dirichlet-Reihe mit nicht-negativen Koeffizienten, welche auf einer Halbebene konvergiert. Man nehme an, lasse sich mit Ausnahme des Punktes holomorph auf die gesamte Gerade fortsetzen und dass es sich in einer kleinen Umgebung um in der Form
schreiben lässt, wobei eine reelle Zahl und die Funktionen und holomorph sind mit . Dann gilt: ist keine negative ganze Zahl, so folgt
und ist es eine negative ganze Zahl und :
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jacob Korevaar: Tauberian Theory. A century of developments. Grundlehren der mathematischen Wissenschaften, Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York, ISBN 3-540-21058-X.
- S. Ikehara: An extension of Landau's theorem in the analytic theory of numbers, Journal of Mathematics and Physics of the Massachusetts Institute of Technology, Band 10, 1931, S. 1–12
- Norbert Wiener: Tauberian Theorems, Annals of Mathematics, Second Series, Band 33, 1932, S. 1–100
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gérald Tenenbaum: Introduction to analytic and probabilistic number theory, AMS, 1990, S. 350