Schäfersches Haus
Das Schäfersche Haus war ein gotisches Fachwerkhaus in der Altstadt von Marburg. Es wurde um 1320/30 errichtet und nach mehrfachen Umbauten schließlich 1875 abgerissen. Es ist nach seinem Erforscher Carl Schäfer benannt, der das Gebäude erstmals wissenschaftlich publizierte.
Lage und Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Schäfersche Haus hatte die Anschrift Neustadt 3–4 in Marburg.
Bei seinem Abbruch handelte es sich um ein dreigeschossiges, traufständiges Doppelhaus mit Zwerchhaus. Erstes und zweites Obergeschoss kragten jeweils leicht vor. Erdgeschoss und erstes Obergeschoss waren sechsachsig, das zweite Obergeschoss fünfachsig. Dieser Zustand war Resultat diverser Umbauten.
In seinem Erbauungszustand um 1320/30 handelte es sich um einen dreigeschossigen giebelständigen Ständerbau, wobei es umstritten ist, ob es zu diesem Zeitpunkt bereits ein Doppelhaus war.[1] Das Gebäude bestand aus fünfzehn Ständern (drei entlang der Giebelseite, fünf entlang der Traufseite), je drei Stockwerke hoch. Das Erdgeschoss hatte wohl eine hallenartige Erscheinung, was durch die spätere Erhöhung des Straßenniveaus verlorenging. Von den ursprünglich jeweils sieben Hängepfosten der Straßenfassade war 1875 nun noch der mittlere im 2. Obergeschoss vorhanden. Der Giebel war wohl, entgegen der Rekonstruktionszeichnung von Carl Schäfer, nicht vorkragend, sondern schloss mit der Wandfläche des 2. Obergeschosses ab, während das Dach mit einem Freigespärre vorkragte.[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Schäfersche Haus wurde nach dem Stadtbrand von 1319 errichtet, etwa um 1320/30.
Nach dem Abriss 1875 entstanden auf den beiden Grundstücken 1876 neue Gebäude. Auf dem Grundstück Neustadt 3 wurde ein dreigeschossiges traufständiges Gebäude vom Zimmermeister Georg Broeg für sich selbst errichtet, auf dem Grundstück Neustadt 4 ein ebenfalls dreigeschossiges traufständiges Gebäude für den Schuhmacher Weber vom Zimmermeister Martin Salzmann.[3]
Das Marburger Universitätsmuseum bewahrt unter der Inventarnummer 18.050 einen Hängepfosten des Hauses auf.[4]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Carl Schäfer: Die Holzarchitektur Deutschlands vom XIV. bis XVIII. Jh. Berlin, Tafel 56f. (1883–1888).
- Carl Schäfer: Ein altes Denkmal der Holzbaukunst. In: Gesammelte Aufsätze. 1910, S. 440 ff. (vorher in: Zentralblatt der Bauverwaltung, 1903, S. 353).
- B. Hanftmann: Hessische Holzbauten. Marburg 1907, S. 21 ff.
- Otto Stiehl: Handbuch der Architektur, 2. Teil Die Baustile, 4. Bd. Die romanische und gotische Baukunst, 2. Heft der Wohnbau des Mittelalters. Leipzig 1908, S. 140–143.
- Carl Schäfer: Deutsche Holzbaukunst. Hrsg.: P. Kanold. 2. Auflage. Dresden 1942, S. 16–26 (Erstausgabe: 1937).
- Heinrich Walbe: Das Hessisch-Fränkische Fachwerk. 2. Auflage. Gießen 1954, S. 6 ff. (Erstausgabe: 1942).
- Karl Rumpf: Marburger Bürgerhäuser im ausgehenden Mittelalter. In: Zeitschrift für hessische Geschichte und Landeskunde (ZHG). Kassel 1958, S. 103 f. (vhghessen.de [PDF; 7,4 MB]).
- Heinrich Winter: Das Bürgerhaus in Oberhessen. Tübingen 1965, S. 34 ff.
- G. Ulrich Großmann: Das Schäfersche Haus in Marburg. In: Jahrbuch für Hausforschung. Band 33, 1983, S. 137–158 (uni-heidelberg.de [PDF; 1000 kB]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ G. Ulrich Großmann: Das Schäfersche Haus in Marburg. In: Jahrbuch für Hausforschung. Band 33, 1983, S. 149.
- ↑ G. Ulrich Großmann: Das Schäfersche Haus in Marburg. In: Jahrbuch für Hausforschung. Band 33, 1983, S. 153.
- ↑ G. Ulrich Großmann: Das Schäfersche Haus in Marburg. In: Jahrbuch für Hausforschung. Band 33, 1983, S. 139.
- ↑ G. Ulrich Großmann: Das Schäfersche Haus in Marburg. In: Jahrbuch für Hausforschung. Band 33, 1983, S. 147.
Koordinaten: 50° 48′ 39,8″ N, 8° 46′ 14″ O