Schacholympiade 2024

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Die Schacholympiade 2024 ist ein Mannschaftsturnier im Schach, das vom 10. bis zum 22. September 2024 in Budapest (Ungarn) ausgetragen wird.

Es ist die 45. Schacholympiade des Weltschachbundes FIDE.

Austragungsstätte ist die BOK Halle in einem komplexen Veranstaltungszentrum, zu dem auch die Papp László Budapest Sportaréna gehört.

Teilnehmende Mannschaften, Debütanten

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Ursprünglich hatten 197 Mannschaften für das offene und 183 Teams für das Frauenturnier gemeldet. Nachdem einige Mannschaften verspätet eintrafen, haben im offenen Turnier 188 Mannschaften und in der Olympiade der Frauen 169 Teams den Wettkampf aufgenommen. Damit wurden jeweils neue Teilnahmerekorde aufgestellt.

Erstmals bei einer Schacholympiade sind folgende Länder am Start: Belize, Burkina Faso, Grenada, Kambodscha, Isle of Man und Vanuatu. Im Frauenturnier sind 15 Mannschaften am Start, die bisher nicht an einer Schacholympiade der Frauen teilgenommen haben.

Außerdem war in beiden Turnieren die Teilnahme eines Refugee Team mit geflüchteten Spielern angekündigt, analog der bereits etablierten Praxis bei anderen sportlichen Großereignissen (Olympische Spiele, Weltmeisterschaften in der Leichtathletik oder im Schwimmen).[1] Die Teilnahme der Mannschaften scheiterte jedoch – wie auch bei einigen anderen Teams – an Visaproblemen.[2]

Gastgeber Ungarn brachte in beiden Turnieren je drei Teams an den Start.

Teilnehmende Spieler und Spielerinnen

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Im offenen Turnier dürfen Männer und Frauen gleichermaßen antreten. Es sind fünf Frauen am Start, darunter zwei in der Vertretung des Senegal.

Aus den Top-30 der aktuellen Elo-Rangliste sind 22 Spieler am Start. Höchstgewertete fehlende Spieler sind Hikaru Nakamura, Alireza Firouzja und Viswanathan Anand. Der Russe Jan Nepomnjaschtschi fehlt wegen Suspendierung seines Verbandes. Im Turnier der Frauen verzichtete China auf seine Spitzenspielerinnen, die zu diesem Zeitpunkt die ersten vier Plätze der FIDE-Elo-Rangliste belegten[3]. Auch die nachfolgenden Spielerinnen fehlen aus unterschiedlichen Gründen. Somit ist von den Top-Ten der FIDE-Rangliste nur die neuntplatzierte Nana Dsagnidse (Georgien) am Start. Aus den ersten 30 der Rangliste sind 15 Spielerinnen in ihren Mannschaften aufgestellt.

Gemäß der Setzliste waren im offenen Turnier die USA, Indien und China die Medaillenanwärter. Die weitere Spitzengruppe bildeten Titelverteidiger Usbekistan (mit der kompletten Siegermannschaft von 2022), die Niederlande, Norwegen, Deutschland, England und Gastgeber Ungarn. Norwegen profitierte in der Setzliste allerdings von der sehr hohen Elo-Zahl des Exweltmeisters Magnus Carlsen.

Im Frauenturnier waren Indien und Georgien mit einigem Vorsprung an der Spitze gesetzt. Dahinter folgten Polen, China (Sieger von 2018, 2022 nicht am Start) und die Titelverteidigerinnen aus der Ukraine. Hinter Aserbaidschan und den USA war die deutsche Mannschaft auf Platz 8 gesetzt.

Austragungsmodus

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Beide Turniere finden über je elf Runden nach Schweizer System statt. Nach der sechsten Runde gibt es am 17. September den einzigen Ruhetag. Zu jeder Mannschaft gehören vier Spieler bzw. Spielerinnen und maximal ein Ersatzspieler bzw. eine Ersatzspielerin.

Die Bedenkzeit beträgt 90 Minuten für 40 Züge plus 30 Minuten für den Rest der Partie. Vom ersten Zuge an erhalten die Spieler 30 Sekunden Zuschlag pro Zug. Die Wartezeit auf verspätete Spieler zu Beginn der Partie beträgt 15 Minuten.

Für einen Sieg gibt es zwei Mannschaftspunkte, bei einem Unentschieden je einen für jedes Team. Spielfrei ausgeloste Mannschaften werden mit einem Mannschaftspunkt und zwei Brettpunkten gewertet. Ein kampfloser Sieg gegen eine zugeloste, aber nicht angetretene Mannschaft bringt hingegen zwei Mannschafts- und vier Brettpunkte.

Bei Punktgleichheit der Mannschaftspunkte entscheidet zuerst die Olympiade-Sonneborn-Berger-Wertung, dann die Anzahl der Brettpunkte. Sollten alle diese Wertungen zwischen zwei Mannschaften gleich sein, entscheidet schließlich die Olympiade-Buchholz-Wertung.

Offene Klasse der Schacholympiade

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Vor dem einzigen Ruhetag lagen im offenen Turnier fünf Mannschaften aus Asien an der Spitze. Als einzige Mannschaft ohne Punktverlust führte Indien das Feld an. Dahinter folgten mit 11:1 Punkten die Teams aus Vietnam und China bei je fünf Siegen und einem Unentschieden im Spiel gegeneinander. Die Überraschungsmannschaft aus Vietnam hatte u. a. Titelverteidiger Usbekistan besiegt. Mit ebenfalls 11 Punkten folgte auf Platz 4 der Iran. Die Usbeken führten an fünfter Stelle eine Gruppe von 10 Mannschaften mit je 10:2 Punkten an. Erst dahinter folgte die an Nummer 1 gesetzte USA-Mannschaft nach einer Niederlage gegen die Ukraine und einem Unentschieden gegen Rumänien. Die Auswahl des Deutschen Schachbunds hatte bereits zweimal verloren (gegen Litauen und Montenegro) und lag mit 8:4 Punkten auf Platz 23.

Runde 7

Indien behielt durch einen knappen Sieg über China seine weiße Weste. Dabei gewann WM-Herausforderer D. Gukesh die Partie am Spitzenbrett gegen Wei Yi. Die Chinesen hatten wenige Wochen vor dem WM-Kampf in dieser Runde auf ihre nominelle Nummer 1, Weltmeister Ding Liren, verzichtet. Alleiniger Zweiter war nun der Iran, der den Vietnamesen ihre erste Niederlage zufügte. Mit je 12:2 Punkten folgten Usbekistan (Sieg gegen die Ukraine), Ungarn (Sieg gegen Litauen), Armenien (Sieg gegen England) und Serbien (Sieg gegen die Niederlande).

Schacholympiade der Frauen

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Auch hier lag nach sechs Runden das Team aus Indien allein und ohne Punktverlust an der Spitze. Dahinter folgten Georgien und Polen, die jeweils ein Unentschieden (gegen Rumänien bzw. Griechenland) abgegeben hatten. Damit entsprachen die Podiumsplätze zu diesem Zeitpunkt der Setzliste. Die Gruppe mit 10:2 Punkten umfasste am Ruhetag neun Mannschaften, darunter aus den Top-Ten der Setzliste die USA, Spanien (beide mit Niederlagen gegen die Mongolei) und Kasachstan (Niederlage gegen Indien) sowie Aserbaidschan, Deutschland und Titelverteidiger Ukraine, die jeweils bei zwei Unentschieden noch ungeschlagen waren. Weiterhin befanden sich Armenien, die Mongolei und Frankreich in dieser Gruppe. Die deutschen Damen hatten dabei jeweils ein Unentschieden gegen Slowenien und Argentinien abgegeben. Die an Position vier gesetzten Chinesinnen lagen nach Niederlagen gegen Armenien und Polen nicht auf den vorderen 20 Plätzen.

Runde 7

Analog zum offenen Turnier blieb Indien auch hier als einzige Mannschaft verlustpunktfrei. Die Inderinnen bezwangen das auf Position 2 gesetzte Georgien durch zwei Schwarzsiege mit 3:1. Mit zwei Punkten Rückstand folgen Polen (nach einem 2:2 gegen Titelverteidiger Ukraine) sowie Kasachstan und Frankreich nach Siegen gegen Aserbaidschan bzw. Spanien. Die deutsche Mannschaft bleibt durch das Unentschieden gegen die Mongolei ungeschlagen und liegt in einer Gruppe von zehn Mannschaften mit je 11:3 Punkten.

Besondere Vorkommnisse

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In bisher zwei Fällen wurden Ergebnisse einzelner Partien revidiert, weil bei der Fair-Play-Kontrolle bei dem ursprünglich siegreichen Spieler ein verbotenes elektronisches Gerät vorgefunden wurde. Dieser Regelverstoß führt zwingend zum Partieverlust, auch wenn keine missbräuchliche Verwendung des Geräts nachgewiesen wird.[4][5] Für die betroffenen Spieler blieb der Verstoß folgenlos, sie konnten in weiteren Runden eingesetzt werden.

Einzelnachweise

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  1. Nachricht zur Bildung des Flüchtlingsteams bei der FIDE
  2. Meldung zum Refugee Team und den logistischen Problemen bei Hindustan Times
  3. Im chinesischen Team standen die Spielerinnen auf Position 7, 12, 17, 20 und 21 der FIDE-Elo-Rangliste für China.
  4. Meldung zu einem Fair-Play-Verstoß
  5. Meldung zu einem Fair-Play-Verstoß