Schloss Biendorf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Schloss Biendorf
Hauptgebäude des Schlosses

Schloss Biendorf ist ein um 1720 erbautes und zwischen 1759 und 1784 im Spätbarock erweitertes Schloss. Das Schloss mit Orangerie und die angegliederte Parkanlage liegt in Biendorf, einem Ortsteil der Stadt Bernburg im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt. Heute ist es nahezu ein Neubau aus dem Jahr 1927, an dessen Nordseite ein quadratisches Areal mit einem streng gegliederten Barockgarten grenzt. Von diesem Garten sind heute nur noch die Mauer und das Sandsteinportal an der Nordseite erhalten, welche jetzt unter Denkmalschutz stehen. Das Schloss beheimatete auch ein Privatmuseum der jetzigen niederländischen Besitzerfamilie van de Merwe.

Urkundliche Quellen für ein Gut in der Ortschaft Biendorf, gehen bis auf das Jahr 1488 zurück. Neben dem Rittergut entstanden auch freie Sattelhöfe. Die Güter gelangten 1623 in Besitz des Sigismunds von Hagen „Herr auf Biendorf mit Wohlsdorf und Preußlitz“. Er veranlasste eine gründliche Renovierung des Guts und der Nebengebäude. Um 1720 wurde durch Busso von Hagen auf dem Gutsbesitz ein Landschloss errichtet.[1]

Im Jahre 1759 erwarb der seit 1755 regierende Fürst Carl Georg Leberecht von Anhalt-Köthen (1730–1789) die Rittergutsanlage, welche er bis 1784 zu einem spätbarocken repräsentativen Sommerschloss im Stil seiner Zeit umbauen ließ.[2] Mit ihm begann auch der Bau des Turmhauses und der Orangerie[3] (1760–1763), gleichzeitig ließ er für seine Ehefrau Charlotte Louise Fredrike (1749–1812) die Schlosskapelle errichten, die 1789 eingeweiht wurde. Nach seinem Tod im gleichen Jahr wurde das Schloss bis 1812 als Witwensitz genutzt.[4] 1813 begann der Bau einer Parkanlage, die sich unmittelbar dem Schloss angliederte. Mit dem Anschluss von Biendorf an die Eisenbahn im Jahre 1846 nutzten die Bürger aus Köthen und Bernburg die Parkanlage als Naherholungsgebiet.

Nach dem Ende des Deutschen Kaiserreichs 1918–1919 wurde zunächst 1918 das Schloss und Gut in die Dessauer Stiftung überführt und 1919 vom vormaligen Gutspächter Lampe erworben. 1919 verwüstete ein kräftiger Brand einen Großteil der Anlagen und Gebäude, nur das Torhaus und die Orangerie blieben unbeschädigt. Der Gutsbesitzer Lampe begann unvermittelt mit dem Wiederaufbau und erweiterte den Park um einen englischen Garten, der durch eine Toranlage in eine Allee und einen Landschaftspark anknüpfte. In Folge der Privatinsolvenz des Eigentümers kaufte 1927 der Staat die Anlagen auf und ließ sie von einem Treuhänder verwalten. Danach wurden die Gebäude 1935 durch die Nationalsozialistische Regierung gekauft und zur ersten Landfrauenschule Deutschlands umgestaltet. Von 1949 bis 1992 beheimatete Biendorf die Fachschule für Landwirtschaft und Weiterbildungszentrum, die sich auf dem Schlossgelände eingerichtet hatte. 1992 entstand die Fachschule für Agrar- und Hauswirtschaft, die 2004 ihren Lehrbetrieb einstellt. 2005 wurde die gesamte Infrastruktur von der Familie van de Merwe erworben, renoviert und restauriert, zu einer Herberge umgebaut sowie mit einem Privatmuseum erweitert.

Die Adelsfamilie von Hagen in Biendorf

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als erster Herr auf Biendorf mit Wohlsdorf und Preußlitz wird Sigismund von Hagen (1564–1651)[5] benannt, dieser war mit Anna Margarethe von Kotze (* 1588) verheiratet.

Privatmuseum „Van de Merwe“

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eingang zum Museum van de Merwe

Die Besitzerfamilie betreibt auf dem Schloss ein privates Sammlermuseum, welches am 29. September 2012 vom niederländischen Minister für Integration Gerd Leers eingeweiht wurde. Der Schlossherr Erik van de Merwe[7] hat in seiner 25-jährigen Sammelleidenschaft Exponate aus Europa gesammelt und auf Sammlerbörsen erstanden. Zu den außerordentlichen Ausstellungsstücken zählen ca. 75.000 Fingerhüte,[8] 2015 begeisterten sich 1.500 Besucher für die außergewöhnliche Sammlung.[9]

Commons: Schloss Biendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Schlossanlage Biendorf auf der offiziellen Webseite der WelterbeRegion Anhalt-Dessau-Wittenberg (Memento vom 6. März 2017 im Internet Archive): „Hier erwartet Sie das Biendorfer Schloss, welches um 1720 von Busso von Hagen, Erbherr zu Biendorf, erbaut wurde.“
  2. Schloss Biendorf auf sachsen-anhalt-abc (Memento des Originals vom 6. März 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sachsen-anhalt-abc.de: „Zwischen 1759 und 1784 (Spätbarock) wurde das Schloss aus einem Haus des Erbherrn von Biendorf, Busso von Hagen, gebaut. Als 1759 Fürst Carl Georg Leberecht von Anhalt-Köthen (1730-1789) das Gut und Landschloss Biendorf übernahm, wurde das einstweilige Landschloss in eine spätbarocke Schlossanlage umgebaut.“
  3. Michael Karkosch: Der Fruchtbringende Lustgarten zu Köthen und die anhaltische Orangeriekultur. In: Die Gartenkunst 22 (2/2010), S. 177–207 (195).
  4. Unterabschnitt 2 (18. Jahrhundert) im Abschnitt Geschichte auf der offiziellen Webseite von Schloss Biendorf: „Nach dem Tod des Fürsten, diente das Sommerschloss bis 1812 als Witwensitz“
  5. a b c Hans Wätjen: Geschichte der in einem Familienverband zusammengeschlossenen Familien von dem Hagen vom Hagen, von der Hagen, von Hagen. Hagen'scher Familienverband Hannover e.V, Hannover/Bremen 1991.
  6. Hagen Anton August Graf von Oberstleutnant, Königlich-polnisch-sächsischer Kammerherr, verheiratet mit Eleonoare Friederike v. Wartensleben, Mutter Dorothea Henriette von Schöning, Tochter des Generalfeldmarschalls [1]
  7. Erik van de Merwe
  8. Ministerpräsidenten im größten Fingerhutmuseum der Welt in Biendorf. In: Stadtmagazin Bernburg (BBGLive) vom 29. September 2012, abgerufen am 7. April 2016
  9. Rund 1500 Besucher im Privatmuseum Schloss Biendorf. In: Die Welt – Regionales vom 27. Dezember 2015, abgerufen am 7. April 2016

Koordinaten: 51° 45′ 8,7″ N, 11° 51′ 7,7″ O