Schloss Bouchefort
Das Schloss Bouchefort wurde ab 1694 vom französischen Architekten Germain Boffrand in der Nähe von Brüssel erbaut. Der damals als Statthalter der Spanischen Niederlande lebende bayerische Kurfürst Maximilian II. Emanuel, ließ dieses Lustschloss für sich und seine Mätresse Agnes Le Louchier errichten.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es lag im bedeutenden Jagdgebiet des Forêt de Soignes / Zoniënwoud im Südosten des heutigen Brüssel: Stadtteil Watermael-Boitsfort / Watermaal-Bosvoorde. Die Bedeutung der Hirschjagd zeigt sich noch heute in dessen Stadtwappen.
(Der Klang des Wortes Bouchefort, der an das französische "bouche=Mund" denken lässt, bezieht sich auf das flämische "Bos/Bosch/Boits" im Sinne von "Busch/Wald".)
Der "dichte Wald" war Teil des ursprünglichen Kohlenwaldes und ist mit dem heutigen Wald von Soignes identisch. Das Schloss war als Zentrum eines barocken Jagdsterns (mit Hundezwinger, Küchen, Pferdeställen, Remisen für den Fuhrpark) angelegt, die Gesamtanlage weist bereits auf das kurfürstliche Jagdgebiet des Forstenrieder Parks mit Schloss Fürstenried bei München hin. Der Wald war von breiten Schneisen durchschnitten, die es der Jagdgesellschaft ermöglichten, größere Wendemanöver und Auffahrten mit großem Gefolge auszuführen.
Baugestalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Grundriss, der erst 1745 veröffentlicht wurde, zeigt einen regelmäßigen achteckigen Zentralbau, der von kreuzförmig vorgelagerten Treppen mit Portikus erschlossen wird. Der überkuppelte Mittelsalon ist ringförmig von den Wohnräumen des Paares umgeben.
Der Schnitt des Schlosses zeigt eine Kuppel mit Laterne, die als Aussichtsturm dient. Diese war durch eine Wendeltreppe erreichbar.
Das Bauwerk, das heute nicht mehr existiert, wurde allerdings nur im Erdgeschoss ausgebaut. Der Grundriss scheint Joseph Effners Pagodenburg im Schlosspark Nymphenburg vorwegzunehmen und verweist außerdem auf den Zentralpavillon von Clemenswerth, das in der Zeit von 1736 bis 1746 nach Plänen von Johann Conrad Schlaun errichtet wurde. Die Bauplastik des Mittelsalons zeigt Bezüge zum Viktoriensaal des Schlosses Schleißheim.
Als Vorbilder können Marly, die Menagerie von Versailles, Vaux-le-Vicomte und die Villa Rotonda genannt werden.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wolfgang Braunfels: Francois Cuvilliés. Der Baumeister der galanten Architektur des Rokoko. München 1986, ISBN 3-7991-6257-7.
- Ludwig Hüttl: Max Emanuel, der Blaue Kurfürst, 1679–1726. Eine politische Biographie. München 1976, ISBN 3-7991-5863-4.
- Max Hauttmann: Der Kurbayerische Hofbaumeister Joseph Effner, Starnberg 1913.
- Max Tillmann: Ein Frankreichbündnis der Kunst. Kurfürst Max Emanuel als Auftraggeber und Sammler, Berlin/München 2009, ISBN 978-3-422-06869-8.
- Jean-Francois Bovy: "Le pavillon de chasse de Maximilien-Emmanuel de Bavière à Boitsfort par Germain Boffrand". Brüssel 1998.
- Michel Gallet, Jörg Garms: Germain Boffrand, Paris 1986.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordinaten: 50° 49′ 0″ N, 4° 24′ 0″ O